Neues Flachwasserschiff »Oland«

Die Schiffbau- und Entwicklungsgesellschaft Tangermünde (SET) liefert

Mitte Juli das Vermessungsschiff »Oland« ab. Nach einer nordfriesischen Hallig benannt, soll es überwiegend im Wattenmeer an der Nordseeküste Schleswig-Holsteins zum Einsatz kommen.
Den Auftrag zum Bau des 22,50m langen, 6,90m breiten und knapp 1m tiefgehenden Fahrzeugs bekam die Werft vom Landesbetrieb für[ds_preview] Küstenschutz, Nationalpark und Meeresschutz Schleswig-Holstein (LKNMS) am 7. Juli 2015. Am 20. Oktober desselben Jahres wurde das Vermessungsschiff mit der Baunummer 195 auf Kiel gelegt und knapp ein Jahr später, am 1. Juni, zu Wasser gelassen. Nach dem Stapellauf erfolgten ebenfalls bei der SET die Endausrüstung und die Erprobung am Kai, bevor die »Oland« schließlich am Monatsende nach Husum überführt wurde, von wo aus die Seeerprobungen begannen. Die Übergabe an den Auftraggeber ist für den 14. Juli 2016 geplant.

Einsatzspektrum

Die »Oland« soll als Vermessungsschiff sowie für hydrologische Aufgaben an der Nord- und Ostsee eingesetzt werden, überwiegend aber im Wattenmeer an der Schleswig-Holsteinischen Nordseeküste. Zu den Aufgaben zählt das Vermessen der hohen Wattflächen von unter Seekarten-Null bis zur 10-m-Linie entlang der Schleswig-Holsteinischen Küste. Die hydrologischen Aufgaben beinhalten die Wartung und Einmessung von Seepegeln sowie das Auslegen und Bergen von Wellenmessbojen und Strömungsmessgeräten.

Zusätzlich soll das Schiff für biologisches Monitoring genutzt werden. Darunter fällt die Bestandsaufnahme von Seevögeln und Schweinswalen, die Entnahme von geologischen Proben sowie bei Bedarf das Schleppen von Schuten und Pontons mit Küstenschutzmaterialien. Die gewonnen Daten dienen dem Küstenschutz Schleswig-Holsteins sowie dem Weltnaturerbe Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer. Ferner soll der Neubau zum Eggen von Prielen an den Sielen eingesetzt werden, um ein leichteres Abfließen des Regenwassers aus dem Binnenland zu gewährleisten. Aufgrund der flachen Bauweise soll das Schiff auch die Halligen anlaufen können.

Ausrüstung

Der Rumpf des von DNV GL klassifizierten Neubaus besteht aus hochfestem Stahl, während die Aufbauten, das Ruderhaus sowie der Mast aus Aluminium gefertigt sind. Der Zuschnitt und die Verformung des Materials erfolgten durch das Bremer Unternehmen BVT Brenn- und Verformtechnik, während TB Holztec aus Tangermünde den in Leichtbautechnologie ausgeführten Innenausbau leistete.

Die »Oland« ist mit zwei D9-MH-Hauptmaschinen von Volvo Penta ausgerüstet, die bei 1.800 rpm eine Leistung von je 221 kW erbringen. Als Hilfsdiesel dient ein D7A-TA KC-1.1 mit einer Leistung von 139 kW desselben Herstellers und als Hafendiesel ein Hatz M_3L41C mit 23 kW. Beim Getriebe fiel die Wahl auf ein MGX 5114SC von Twin Disk. Der Hersteller lieferte auch die Fahrhebelsteuerung. Für Hauptmaschinen, Generatoren und Getriebe zeichnet die Warnow-Werkstatt Paap + Sohn verantwortlich.

Wellenanlagen, Propeller und Rudermaschine stammen von Promarin, das 35 kW starke, frequenzgesteuerte Bugruder mit einem Durchmesser von 457mm von Hydrosta. Die komplette Ausrüstung für Kommunikation und Nautik, die hydrographische Vermessungsanlage sowie ein spezielles VSat-Antennensystem lieferte Alphatron Marine; das Unternehmen ist auch für die Projektierung sowie für die Inbetriebnahme der Anlagen verantwortlich. Dazu zählen das Navigationsecholot JFE 380-25 von JRC, GPS-Kompass JLR-21, DGPS-Navigationsempfänger JLR-7900 sowie die Radaranlage JMA 5300 MK2 desselben Herstellers, das von Kongsberg gelieferte Vermessungsecholot EA 440, das BioSonic-MX-Aquatic-Klassifizierungsecholot, der Autopilot NautoPilot NP60 von Raytheon Anschütz, eine Windmessanlage und Wassertemperaturanzeige von Thies, eine TV-Satellitenempfangsanlage inklusive Verteilung, Pegeldatenfunkanlage, Fernsprechanlage für Telefonie und Fax über LTE, Typhon Zetfon 300/310 sowie die komplette GMDSS-Seefunkanlage inklusive der Stromversorgung. Hersteller des Positionierungssystems SPS855 ist Trimble Navigation.

Vorne und achtern der für eine Geschwindigkeit von 10kn ausgelegten »Oland« ist je ein Marinekrane von Palfinger installiert. Die Spann-, Ankerwinden, und Schlepphaken funktionieren hydraulisch. Für die Isolierung sorgte K & N Isoliertechnik mit Sitz in Stendal, die Koservierung führte der in Tangermünde beheimatete Malerbetrieb Kubatzki aus. Für Lüftung, Heizung und Sanitäranlagen zeichnet Querfurth Maschinen-Metall-Heizungsbau verantwortlich, für die Schaltanlagen DSD Hilgers Stahlbau. Novatec lieferte das Feuerlöschsystem.

Der Pfahlzug des mit 132BRZ vermessenen Neubaus beträgt rund 4t. Das Fahrzeug ist für eine Besatzung von vier Personen ausgelegt, wobei bei Tagesfahrten noch bis zu zehn Personen hinzukommen können. Zur weiteren Ausstattung gehören Kombüse, Messe, sowie Schlaf- und Sanitärräume.