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Der Umschlag der Weltcontainerhäfen ist im Jahr 2015 nach einer Erhebung des Instituts für Seeverkehrswirtschaft und Logistik (ISL) um lediglich 0,4 % gewachsen. Marktbeobachter und -teilnehmer hatten ursprünglich mit einem deutlich höheren Wachstum von 5 bis 6 % gerechnet. Auch im laufenden J[ds_preview]ahr scheint der Umschlag weiterhin auf der Stelle zu treten.

Zum Anfang des Jahres 2015 blickte die Branche optimistisch in die Zukunft. Basierend auf den Prognosen zur Entwicklung der Weltwirtschaft hätte sich ein deutliches Wachstum des Containerumschlags einstellen können. In den Jahren 1990 bis 2005 war regelmäßig ein Verhältnis von ca. 1:3 zu beobachten gewesen. Der globale Containerumschlag ist also etwa um den Faktor drei schneller angestiegen als die globale Produktionsleistung. Diese Kennzahl schwankte mitunter stark, blieb jedoch zumindest bis 2007 zuverlässig über 2.

Nach dem Schock der globalen Rezession der Jahre 2008/2009 stellten sich etwas niedrigere Kennzahlen ein. Diese waren jedoch bereits vor der Finanzkrise erwartet worden, da für die treibenden Kräfte des überproportionalen Umschlagwachstums (die Containerisierung, die Globalisierung der Handelsströme und hier insbesondere der massive Ausbau des produzierenden Sektors in China sowie die zunehmende Anzahl der Bewegungen pro Container durch Transhipmentbewegungen) stets eine gewisse Sättigungsfunktion erwartet worden war.

Dementsprechend hatte zum Anfang 2015 nach den eher schwachen Jahren 2013 und 2014 kaum jemand mit einem Wachstum in einer Größenordnung von 9% gerechnet, obwohl die Weltwirtschaft zunächst um etwas mehr als 3% ansteigen sollte. Stattdessen gingen gängige Branchenprognosen von 5 bis 6 % aus. Während des ungewöhnlich schwachen Jahresauftaktes wurde zunächst an den Prognosen festgehalten. Erst zur Mitte des Jahres, als für eine Stichprobe von Häfen bereits die Seitwärtsbewegung auf Basis monatlicher Daten erkennbar war, sanken die Erwartungen der Branche von Monat zu Monat und zum Ende des Jahres schoss schließlich auch die Kapazität der ungenutzten Containerschiffe in die Höhe. Der Branchendienst Alphaliner meldete Ende 2015 knapp 1,4Mio. TEU als inaktiv. Ein solches Niveau war zuletzt Anfang 2010 zu beobachten.

Die Weltwirtschaft ist nach Angaben des Internationalen Währungsfonds im Jahr 2015 um 3,1% gewachsen. Gemessen daran sind die jüngst ermittelten Zahlen aus der ISL-Hafendatenbank zu einem gewissen Grad ein Schock: Mit 0,4% lag das Containerumschlagwachstum um ein Vielfaches unter dem Weltwirtschaftswachstum. Ein Teil des verlorenen Umschlagwachstums (gemessen an den Potenzialen der Wirtschaftsleistung) dürfte auf neu organisierte Fahrpläne zurückgehen. In großen Hubhäfen wie Singapur oder Hongkong war zu beobachten, dass Liniendienstanbieter Transhipmentkosten und somit Containerumschlag einsparen.

Zu den weiteren hemmenden Faktoren zählen die Auswirkungen des gesunkenen Ölpreises. Dieser schien sich hauptsächlich hemmend auf die wirtschaftliche Entwicklung der ölexportierenden Länder auszuwirken, während die förderlichen Impulse in den ölimportierenden Ländern regelrecht verpufft zu sein scheinen.

Die Ist-Entwicklung im Jahr 2016 zeigt sich derweil anhaltend schwach. Ein vom RWI und dem ISL erstellter Index basierend auf einer Stichprobe des monatlichen Umschlags von 81 Häfen, die rund 60% des gesamten Containerumschlags bewältigen, ist schwach in das Jahr gestartet und war saisonbereinigt im Mai sogar leicht rückläufig. In den nächsten Wochen und Monaten wird sich zeigen, ob der »Summer Peak«, der saisonale Aufschwung im Containerumschlag (der im Jahr 2015 praktisch ausgefallen ist), im Jahr 2016 doch noch Wachstum in die Häfen bringen konnte.
Michael Tasto