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Die Hamburger Bank Berenberg sorgt gemeinsam mit einer Investmentfirma und einem 500 Mio. € schweren Kreditprojekt für Aufsehen. Dabei handelt es sich aber keineswegs um eine »Selbsthilfe-Transaktion«, betont der Leiter der Schifffahrtsabteilung, Philipp Wünschmann, gegenüber der HANSA

Das Kapital ist nicht dafür vorgesehen, bestehende Kunden beziehungsweise deren Schiffe zu »retten« damit Berenberg seine eigenen Forderungen nicht abschreiben[ds_preview] muss. Dies sei gar nicht nötig. »Berenberg hat ein kleines und gesundes Schiffskreditbuch. Hier besteht kein Abbau- oder Abschreibungsbedarf. Die Kooperation bezieht sich ausschließlich auf Neugeschäft im heutigen Markt«, erläutert der Banker. Die Ausfallquote von Berenberg liege in den letzten zehn Jahren bei unter 1%.

Schon im vergangenen Jahr, als Wünschmann seinen Posten angetreten hatte, wurde über eine Ausweitung des Schifffahrtsgeschäfts gesprochen, allerdings nicht unbedingt als klassischer Finanzierer, sondern vielmehr als Mittler zwischen Kapitalmarkt und Schifffahrtstreibenden (HANSA 22/2015).

Die traditionsreiche Hamburger Bank hat sich nun mit einer unbekannten »internationalen« Investmentfirma auf eine Kooperation mit einem Volumen von 500Mio. € verständigt. Mit dem Kapital will Berenberg in Schiffskredite investieren, die an die etwa 400 Kunden vergeben werden. So soll die Lücke geschlossen werden, die andere Banken durch ihren Rückzug oder die starke Reduzierung ihrer Schifffahrtsfinanzierung hinterlassen haben.

Im deutschen Schiffsfinanzierungsmarkt herrscht derzeit große Unruhe. Während die HSH Nordbank einen Teil ihrer Altlasten mittlerweile auf die Eignerländer Hamburg und Schleswig-Holstein übertragen konnte, droht der Bremer Landesbank der Verlust der Eigenständigkeit durch eine Komplettübernahme durch die NordLB. Der Deutschen Bank wurden zuletzt – unbestätigte – Pläne zum Verkauf von rund 1Mrd. € an Schiffskrediten nachgesagt, nicht zuletzt, um Risiko-Bedenken der Europäischen Zentralbank zu entgegnen. Dem Vernehmen nach wollen Berenberg und der Investor einen besonderen Fokus auf US-Dollar-basierte Fonds und institutionelle Anleger legen. Der Investor wolle ganz bewusst nicht in Schiffe, sondern in Kredite investieren, heißt es.

Es geht dabei um Unitranche-Kredite, eine Kombination aus nach- und vorrangigen Darlehen. Angestrebt ist eine jährliche Rendite von bis zu 10%, verglichen mit bis zu 5% für Kredite mit niedrigen Beleihungsquoten von rund 40%. Berenberg selbst peilt für Transaktionen mit den Unitranche-Krediten eine Beleihungsquote von 70% an.

Laut Wünschmann ist das neue Projekt getrennt vom hypothekenbesicherten Schiffskreditfonds anzusehen, der im Mai aufgelegt wurde und für den 100 bis 150Mio. € als Zielgröße geplant waren. »Dabei tritt Berenberg als Mittler zwischen Schiffseignern und institutionellen Investoren auf. Der Fonds wird zum einen neue Kredite unseres Kreditneugeschäfts beinhalten, die mit Schiffen verschiedener Größen und Typen besichert sind. Zum anderen schauen wir uns eine Reihe von Schiffskreditportfolien anderer Banken an, vor allem ›performing loans‹, weil Investoren häufig eine Mindestgröße von ein paar hundert Millionen sehen wollen«, erläutert der Banker.

Bei der operativen Arbeit wollen die Partner sich gegenseitig ergänzen: Berenberg bringt seine Schifffahrts- und Schiffsfinanzierungskompetenz in die Strukturierung, Umsetzung und laufende Betreuung einer Finanzierung ein und hat den Zugang zu den Kunden. »Jedes Finanzierungsangebot ist immer das Ergebnis der Vorstellungen beider Partner. Private Equity Funds sind professionelle Investoren mit wertvollem Know-how, das eingebracht wird«, so Wünschmann.

Auf ein bestimmtes Schifffahrtssegment ist die Kooperation nicht ausgelegt. So will man sich die nötige Flexibilität bewahren. »Wir schauen uns in allen Segmenten um und sind opportunistisch, sofern das Risiko-Return-Profil für beide Partner stimmt.«


Michael Meyer