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Die Werft Meyer Turku hat die »Mein Schiff 5« abgeliefert, den dritten Kreuzfahrtneubau einer Serie von bislang vier Schiffen der Reederei TUI Cruises. Äußerlich fast identisch mit den Vorgängern, weist er im Detail doch erhebliche Unterschiede auf.


Am 22. Mai 2014 war Kapitän Kjell Holm stolz. Der Finne hatte die »Mein Schiff 3« in Turku übernommen. Es sei[ds_preview] das perfekte Schiff für die neue Wohlfühl-Marke im deutschen Seereisemarkt, so Holm damals. Zwei Jahre später, am 21. Juni 2016 steht der Kapitän wieder auf der Brücke eines Neubaus in Turku. Diesmal ist es die »Mein Schiff 5«, die er in Dienst stellte. Der dritte der sechs bislang bestellten Neubauten sollte eigentlich ein Schwesterschiff sein. »Schiffe werden aber immer etwas besser«, sagt Holm. Seit 2014 hat er selbst mit seinem Team einige Erfahrungen gesammelt und eingebracht.

So kommt es, dass die »Mein Schiff 5« aus der Ferne zwar wie eine Schwester aussieht, aus der Nähe betrachtet aber doch erhebliche Unterschiede zeigt. Der erste ist die Vermessung. 98.785BRZ misst die »Mein Schif 5«. Damit ist sie etwas kleiner als die »Mein Schiff 3« und »Mein Schiff 4«, die jeweils mit 99.526BRZ vermessen sind. Die Länge stieg jedoch um zwei Meter auf 295,3m – bei unveränderter Breite von 35,8m und einem Tiefgang von 8,05m bei voller Beladung.

Unterhalb der Wasserlinie gibt es einige Veränderungen. Die Drehrichtung der Propeller wurde geändert. »Beide Propeller drehen sich jetzt von außen nach innen. Dadurch haben wir deutlich mehr Schub«, sagt Kapitän Holm. Die Zahl der Heckstrahlruder wurde gegenüber der »Mein Schiff 3« von drei auf zwei reduziert – jedoch mit erheblich größerer Leistung. »Dafür sind die beiden Querstrahlruder achtern jetzt wesentlich stärker als die drei kleinen bei der ›Mein Schiff 3‹«, sagt Holm. Er hatte bereits beim Bau der »Mein Schiff 3« Bedenken angemeldet. Die Forderung war, dass auch bei mehr als 30kn Seitenwind das Schiff sicher an der Pier gehalten werden kann. Um dies zu testen, wurde die »Mein Schiff 3« vor der Taufe 2014 zuerst am Jade­Weserport einem Pfahlzugtest unterzogen. Dabei stellte sich heraus, dass die Querstrahlanlagen zu schwach sind. »Das wurde jetzt aber nachgebessert«, so der Kapitän. Die Leistungsfähigkeit der drei Bug- und zwei Heckstrahler der »Mein Schiff 5« testete Kjell Holm am 9. Juli vor Bornholm. Bei einem Tendermanöver vor Svaneke ankerte er mit dem Schiff und legte es mit den beiden Heckstrahlrudern acht Stunden quer zur Windrichtung vor die Küste und machte so Lee für die Tenderboote.

Weiterentwickelt wurden aber auch die Umweltsysteme. Die Abgasnachbehandlung ist jetzt so gestaltet, dass der Scrubber von Wärtsilä auch im geschlossenen System (Close Loop) gefahren werden kann. »Damit erfüllen wir alle Vorgaben auch in der Zukunft«, sagt Holm. In der Ostsee fährt das Schiff den Sommer über komplett mit dem geschlossenen Kreislauf. Entsorgt wird das dabei anfallende Granulat mit den Rückständen aus der Abgasreinigung bei einem Kieler Unternehmen.

Unverändert sind die Komponenten des Antriebs. Vier Dieselmotoren von Wärtsilä erzeugen den Strom für die beiden elektrischen Fahrmotoren von ABB mit einer Gesamtleistung von 28.000 kW. Statt Pod-Antrieben setzt Kjell Holm großen Wert auf den klassischen Antriebsstrang mit zwei Wellen und zwei Verstellpropellern mit jeweils fünf Flügeln und zwei Rudern. Bei den Dieselmotoren handelt es sich um je zwei Wärtsilä 12V46 und zwei Wärtsilä 8L46F-Diesel. Sie haben zusammen eine Leistung von rund 44.000 kW.

Eine starke Leistung legte auch die Werft Meyer Turku hin. »Durch die Optimierung der Abläufe konnten wir das Schiff zehn Tage früher an die Reederei zur Übergabe stellen«, sagt Jan Meyer. Er führt seit der Übernahme der finnischen Werft das Unternehmen mit rund 1.500 Mitarbeitern in Turku. Die »Mein Schiff 5« (Baunummer 1389) war dabei der erste Auftrag, der unter der Führung von Meyer gebucht wurde. Die beiden Vorgängerschiffe waren noch zu Zeiten der Zugehörigkeit zum koreanischen STX-Konzern geordert worden. Inzwischen ist die Werft bis 2020 voll ausgelastet. Es werden neue Hallen und Produktionsanlagen geschaffen. Im nächsten Jahr soll ein weiterer Portalkran in Dienst gestellt werden. »Dann können wir auch Blöcke mit einem Gewicht von bis zu 1.200t heben«, sagt Meyer.

Die 295m lange »Mein Schiff 5« besteht aus 77 Blöcken mit Gewichten bis zu 600t. Beim Bau wurden außerdem 300t Farbe, 2.000km Kabel und 50.000m3 Teppich verlegt. Rund 8.000m2 der Seitenfronten bestehen aus Glas für Fenster und Kabinentüren.

Im Deckslayout ist es bei 15 Decks geblieben. Nur die Aufteilung der Räume hat sich verändert. So hat TUI bei der »Mein Schiff 5« auf den Bau eines überdachten Pools verzichtet. Bei den ersten beiden Schiffen gibt es zwischen Hauptpool und Schornstein einen überdachten Indoor-Pool mit Thermal-Atmosphäre. Dich dessen Nutzung war nicht so gut, wie erwartet. Bei der Vermessung fiel so ein großer Raum einfach weg. Der zweite Pool ist die Ruheinsel. Dort wurde auch die erste Dönerbude eingerichtet. Der Bosporus Grill wurde bei den ersten Reisen stark frequentiert.

Mit 1.267 Kabinen wurde die Zahl um zwölf gegenüber den ersten beiden Schiffen gesteigert. Auch die Balkonkabinenzahl stieg von 957 auf 963. Bei den Restaurants gibt es ebenfalls mehr Vielfalt. Statt 13 Restaurants beim erste Duo, gibt es auf der »Mein Schiff 5« davon 15. Neu an Bord ist das Schmankerl mit deftigen Spezialitäten aus Österreich und eben der Bosporus Grill. Die gesamte Restaurantfläche stieg so von 4.952 auf 5.384m2.

Und wie geht es weiter? Bei der Werft Meyer Turku wird bis Oktober der Rumpf der »Mein Schiff 6« montiert. Auch dieser Neubau ist bereits deutlich vor dem Zeitplan. Ablieferung ist für Mai nächsten Jahres geplant. Danach sollten 2018 und 2019 im Frühjahr die »Mein Schiff 7« und »Mein Schiff 8« folgen. »Wir haben uns aber entschieden, diese Schiffe dann als ›Mein Schiff 1‹ und ›Mein Schiff 2‹ in Fahrt zu bringen«, sagt Wybcke Meyer, Geschäftsführerin bei TUI Cruises. Damit sollen diese Schiffe dann die beiden ersten Schiffe in der Flotte ersetzten, die dann zur britischen Schwester Thomson Cruises wechseln.

Um der besonders in Deutschland weiter steigenden Nachfrage nach Kreuzfahrt-Kapazitäten nachzukommen, hat die Hamburger Reederei die Meyer Werft beauftragt, die zwei 2015 bestellten Neubauten größer als bislang bekannt bauen zu lassen. »Wir reagieren damit auf die Nachfrage nach Kreuzfahrten aus dem deutschen Markt«, sagt Meier. So sei die Buchungslage hierzulande weiter extrem stark. »Wir brauchen deshalb zusätzliche Kapazitäten«, so die Geschäftsführerin. Die Neubauten werden im Vergleich zu den vier ersten Schiffen der Serie um 20m auf 315m Länge vergrößert und die Passagierzahl auf 2.700 gesteigert.
Frank Behling