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Die GeMaX-Initiative des Verbands für Schiffbau und Meerestechnik (VSM) soll

die deutsche Zulieferindustrie stärken, indem internationalen Reedern ein Finanzierungs­paket der KfW IPEX-Bank ermöglicht wird. Die HANSA sprach mit dem neuen Projektleiter Christian Schneider
Was ist der Hintergrund der GeMaX-Initiative?

Christian Schneider: Das neue an dieser deutschen Export-Initiative ist, dass[ds_preview] dem internationalen Auftraggeber für Schiffbau- oder Offshore-Projekte eine Finanzierung angeboten wird, die mit einem bestimmten zu bestellenden Liefervolumen verknüpft ist. Das Problem ist aber, dass die Finanzierung ganz am Anfang diskutiert wird, während der Kauf deutscher Komponenten oft erst gegen Mitte oder Ende des Schiffbauprozesses erfolgt und dazu noch meistens von einem Dritten, nämlich der Werft. Diesen Schritten eine Klammer zu geben, ist die Aufgabe und das Ziel von GeMaX.

Wie kann man sich den Ablauf im Rahmen eines GeMaX-Projekts vorstellen?

Schneider: Zunächst gibt es einen ersten Kontakt mit einem Reeder, entweder über die KfW IPEX-Bank, über Zulieferer oder in Zukunft direkt mit uns. Dann folgt ein erstes Finanzierungsgespräch mit der Bank und diese beauftragt uns mit der Erstellung einer potentiellen »Makers List«, die schließlich in die Verhandlung mit dem Reeder aufgenommen wird.

Konnte die KfW IPEX bislang überhaupt kontrollieren, dass tatsächlich deutsche Teile gekauft werden?

Schneider: Im Normalfall nicht. Genau das ist der Gedanke von GeMaX, dass man schon in ersten Finanzierungsgesprächen eine »Makers List« präsentiert. So hat man ein Druckmittel, ein bestimmtes Bestellvolumen deutscher Produkte mit der Finanzierung zu verbinden. Einzelne Komponenten, wie Krane oder Motoren, können dabei bereits festgelegt werden, ansonsten wird »lediglich« ein Mindest-Bestellvolumen vorgegeben.

Welche Produkte letztlich ausgewählt werden, ist also egal. Wie hoch muss der deutsche Anteil sein?

Schneider: Das ist sehr flexibel und wird im Einzelfall von der KfW IPEX geprüft und hängt unter anderem auch vom erforderlichen Finanzierungsvolumen ab, welches um ein Vielfaches höher sein kann als das Bestellvolumen bei den deutschen Zulieferern. Unter Umständen kann der Besteller zusätzlich eine staatliche Hermesdeckung oder eine private Exportversicherung bekommen, wodurch die Finanzierung noch günstiger wird.

Ist die KfW-IPEX der einzige Finanzierungspartner?

Schneider: Im Moment ja, aber wir sind offen für andere Banken und führen entsprechende Gespräche, u.a. weil wir auch kleinere Projekte realisieren wollen. Wir wollen nicht nur Neubauten, sondern auch Retrofits, z.B. im Bereich von Energieeffizienz-Steigerung oder zum Erreichen von Umweltschutzauflagen abdecken, etwa den Einbau von Abgaswaschanlagen. Das ist mit der KfW IPEX oft nicht möglich, weil das Projektvolumen zu gering ist.

Viele Werften haben bevorzugte Zulieferer. Wie kommt das Projekt bei den Werften an, fühlen sie sich »gegängelt«?

Schneider: Derzeit haben wir einen Reedermarkt, in dem Werften über jeden Auftrag froh sind, daher ist es nicht wirklich ein Thema. Nur wenn der Markt wieder anzieht, könnte sich das ändern.

Ist eine Finanzierung auch möglich, wenn deutsche Zulieferer mit in Asien ansässigen Tochterfirmen agieren?

Schneider: Es geht um die »maßgebliche Wertschöpfung« in Deutschland. Natürlich gibt es viele Firmen, die in China oder Korea fertigen, aber die meisten Bauteile und das Engineering kommen noch immer aus Deutschland.

Was kann man sich unter »maßgeblicher Wertschöpfung« vorstellen?

Schneider: Wenn ein Produkt in Rumänien entworfen und in China geordert wird, während in Deutschland sozusagen nur eine Schraube hinzugefügt wird, ist es eindeutig keine maßgebliche Wertschöpfung. Aber die meisten deutschen Zulieferer arbeiten anders.

Welchen Anreiz haben große Unternehmen bei Ihnen Mitglied zu werden, die ohnehin eine gute Wettbewerbsposition haben?

Schneider: Einige haben klar gesagt: Wir haben eine gewisse Verantwortung für die Branche, daher machen wir mit. »Made in Germany« ist ein Zugpferd, das wir in der Vergangenheit als Community noch nicht ausreichend genutzt haben. Aus diesem Grund sind auch einige Werften Mitglied. Denn die sind darauf angewiesen, eine möglichst breite Basis an deutschen Zulieferern zu haben. Das ist ihr Standortvorteil. Wenn in der Krise Anbieter wegbrechen, haben auch die Werften ein Problem. Sie sind also dabei, auch wenn sie zumindest zum gegenwärtigen Entwicklungsstand von GeMaX noch keinen direkten Nutzen haben.

Welche Ziele haben Sie für GeMaX?

Schneider: GeMaX wurde von zehn Mitgliedern gegründet und ist inzwischen auf 22 Mitglieder angewachsen. Damit decken wir schon eine ansehnliche »Makers List« ab. Damit ist die Aufbauphase so gut wie abgeschlossen, wobei wir natürlich offen bleiben für weitere Mitglieder, sowohl für die noch bestehenden Lücken in der »Makers List« als auch für Mehrfachbesetzungen, was auch jetzt schon vorkommt.

Der Hauptfokus für die nächste Zukunft ist aber das Etablieren der Marke GeMaX bei Internationalen Bestellern in Schiffbau- und Offshore-Industrie. Dies hat schon begonnen, durch direkte Kontakte in den Chefetagen der großen Reedereien weltweit oder durch Vorträge auf internationalen Schiffbau-Finanz-Konferenzen und wird unter anderem auf der SMM fortgeführt. Wir haben bereits einige vielversprechende Projekte in der Pipeline mit Finanzierung durch die KfW IPEX und einer GeMaX-»Makers List« und erwarten durch den zunehmenden Bekanntheitsgrad mehr solcher Projekte für die Zukunft sowie dass die ersten Projekte zum Auftrag werden.


Michael Meyer