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Produkte zur maritimen Nutzung der vielfältigen Möglichkeiten, die Breitband-Datenverbindungen eröffnen, wurden zuletzt viele vorgestellt. In der Summe markieren

sie einen Meilenstein für Crews und Reedereien
Besonders im letzten Jahr gab es viel Aufmerksamkeit für das Thema Satellitenkommunikation in der Schifffahrt. Mit seinen »Global Xpress«-Satelliten[ds_preview] und dem darauf basierenden Service »Fleet Xpress« bietet Inmarsat erstmalig global eine maritime Breitbanddatenverbindung nach modernen Standards. Intelsat brachte im Januar den ersten Satelliten für sein EpicNG-Satellitennetzwerk ins All. Bis 2018 soll auch Epic global verfügbar sein, hinzu kommen lokale Anbieter.

Während sich mit den Vorgängerdiensten, die meist im langwelligen L-Frequenzband sendeten, auf See nur Datenverbindungen mit bis zu 432kB/s realisieren ließen, sollen nun Bitraten verfügbar sein, wie sie an Land heute Standard sind. Inmarsat konzentriert sich beim Frequenzbereich von Fleet Xpress auf das Ka-Band. Intelsats EpicNG soll alle Frequenzbänder abdecken, im maritimen Bereich wird wegen Performance in stark befahrenen Gebieten hauptsächlich das Ku-Band nachgefragt. Höhere Frequenzen erlauben höhere Datenraten, gleichzeitig erfordert das Tracking des Signals eine ausgefeilte Technik und dessen Anfälligkeit für Störungen (rain fade) wird erhöht. Viele VSAT-Empfänger (Very Small Aperture Terminal) diverser Anbieter bieten daher Umschaltmöglichkeiten, um stete Konnektivität zu gewährleisten, im Notfall kann auf das L-Band zurückgegriffen werden. Während zu L-Band-Zeiten Pay-per-use-Modelle üblich waren, werden mit VSAT nun Flatrates und dauerhafte Konnektivität geboten. »Die Kunden wollen offene Plattformen, die eine gewisse Wahlfreiheit lassen. Generell geht es aber allen um das Gleiche: gute Abdeckung und Zuverlässigkeit zu einem vernünftigen Preis«, sagt Malcolm McMaster, Präsident von VSAT-Anbieter Globecomm Maritime. Von der Entwicklung profitieren zum einen die Seeleute, die nun besser mit der Heimat kommunizieren können, zum anderen eine ganze Industrie, die in die Lage versetzt wird, die Potenziale der Digitalisierung zu heben.

»Das Management von Multimillionen-Dollar-Assets wird viel einfacher«, erklärt Matthew Galston, Director Product Management beim Empfangstechnikanbieter Intellian. Das Reporting im Schiffsbetrieb werde ebenfalls verbessert, sagt er. Standardisierte Business-IT-Infrastruktur ersetze Stift und Papier. Dadurch würden Schiffe vollständig in das übrige Unternehmen integriert. Daneben könnte außerdem ein ganz neuer Markt für Informationsdienstleister entstehen. Entsprechend analysierte und aufbereitete Daten können von hohem Wert sein für die Reedereikunden oder andere Player in der globalen Wirtschaft. Immerhin würden rund 90% des weltweiten Handels über das Wasser abgewickelt, meint Galston.

Bei Inmarsat sieht man das ähnlich. Die gesteigerte Übertragungsleistung von Satelliten werde neue Möglichkeiten für »Connected Ship Applications« ermöglichen. Inmarsat arbeitet unter anderem mit Rolls-Royce zusammen. Das Unternehmen engagiert sich stark in Sachen autonome Schifffahrt und ist im Bereich »Ship Intelligence« sehr aktiv. Voraussetzung dafür ist die sichere Übertragung großer Datenmengen überall auf der Welt. Die Kooperationen und Entwicklungen, die im Bereich der Satellitenkommunikation in der jüngsten Vergangenheit verkündet wurden, zeigen, dass die Technologieanbieter hier einen großen Markt vermuten.

Der Satellitennetzwerkbetreiber Intelsat kooperiert bei der Technik für Antennen und Empfangsterminals mit Systemanbietern wie Marlink und Kymeta. Inmarsat arbeitet ebenfalls mit Marlink zusammen sowie mit ­Intellian.

Das Unternehmen stellt bereits seit letztem Jahr Empfangstechnologie bereit, die durch ihre Fähigkeit, sowohl L-Band als auch Ka-Band zu empfangen, dauerhafte Konnektivität verspricht. Die Open-Architecture-Philosophie der Satellitenbetreiber soll es Systemanbietern erleichtern, neue Technik zu entwickeln. Gleichzeitig arbeiten Unternehmen wie GTMaritime und ESET gemeinsam an Cyber-Security-Lösungen für die Sicherheit der neuen Systeme.

Auch immer mehr Schifffahrtsunternehmen nehmen die neuen Möglichkeiten an. Intelsat und Marlink statten gemeinsam die Schiffe von MSC Cruises mit dem Marlink VSAT-Service aus, mit dem ­EpicNG an Bord genutzt werden kann. Nun sollen alle zwölf Schiffe der Reederei entsprechend ausgerüstet werden. Mit Inmarsat, dessen maritimer Dienst Fleet Xpress im März gestartet wurde, ist Marlink ebenfalls jüngst eine strategische Partnerschaft eingegangen. Die Fähigkeiten der Satelliten von Inmarsat sollen zusammen mit Marlinks XChange, einer Plattform zum Kommunikationsmanagement, Möglichkeiten im Bereich Universal Remote Access (URA) eröffnen. Damit ist die Kontrolle über die bordeigenen IT-Systeme auch von Land aus gesichert. Mit Marlinks VSAT-Technik Sealink will die Hamburger Reederei J. T. Essberger bis zum Ende des Jahres 22 Tanker und neun Dry-Cargo-Schiffe bestücken. Neben den erweiterten Kommunikationsmöglichkeiten für die Crews wird dann der Datenaustausch zwischen Flotte und Land vereinheitlicht und optimiert.

Bei aller Euphorie für die neuen technologischen Möglichkeiten gebe es auch eine große Unsicherheit unter den Schiffseignern, sagt McMaster: »Angesichts der angespannten Marktlage ist nicht viel Geld für so etwas überig, eine Entscheidung sollte also beim ersten Mal schon die richtige sein.« Daher empfiehlt er, sich im Vorhinein gut zu informieren, welche Systems welche Vor- und Nachteile bringen.

Zunächst nutzen zwar viele die neuen Services als Angebot für Schiffsbesatzungen. Schnelles Internet auf See ist aber nicht nur als Bonbon zu verstehen, erklärt Trond Leira, COO Maritime von Inmarsat: »Für qualifizierte Arbeitskräfte Attraktiv zu sein und zu bleiben, ist eine der wichtigsten Herausforderungen der heutigen Zeit.«