Bei der Hamburger Schifffahrtsgruppe Hansa Treuhand wird die Lage schlimmer: Jetzt musste zeitgleich für mehrere Schiffsgesellschaften Insolvenz angemeldet werden. Das hat auch persönliche Konsequenzen für Reeder Hermann Ebel.

Die schwere Schifffahrtskrise fordert ihr nächstes Opfer in der deutschen Schifffahrt. Gleichzeitig wurde für mehrere Schiffe sowie für die Hermann [ds_preview] Ebel Schiffahrts Holding GmbH & Co. KG (HESH) das Insolvenzverfahren eröffnet. Darin sind nach Informationen der HANSA die persönlichen Anteile bzw. Kommanditeinlagen von Reeder Hermann Ebel an den Schiffsgesellschaften der Gruppe gebündelt.

»Der Landbereich, das heißt die operativen Gesellschaften der Hansa Treuhand Gruppe sind hiervon nicht betroffen. Hier wurde eine Anpassung an die Marktveränderungen vorgenommen«, heißt es in einer Mitteilung. Allerdings wird es ab sofort keine Fondstätigkeiten mehr geben, das Emissionsgeschäft wird aufgegeben. Unumgänglich ist darüber hinaus auch ein Personalabbau. Insgesamt 36 von 130 Stellen sollen wegfallen.

»Bedingt durch die Marktentwicklung, die seit einigen Jahren keine Platzierung von Fonds im Schifffahrtssektor und keine Flugzeugfinanzierungen mehr zulässt, wird die Hansa Treuhand diesen Geschäftsbereich einstellen«, so die Mitteilung weiter. Ebel gilt als einer der Pioniere für geschlossene Fonds in der Schifffahrt in Deutschland.

Die 1983 gegründete Hansa Treuhand hatte die ersten Jahre der Krise verhältnismäßig gut überstanden, weil Tilgungen im Voraus geleistet worden waren. Mit der Zeit konnte sich die Reederei den fatalen Auswirkungen des Charterratenverfalls jedoch nicht mehr entziehen. Mittlerweile schlitterten 23 Schiffe der Gruppe in die Insolvenz. Die Möglichkeiten für die in der Krise nötigen Kapitalerhöhungen auf der privaten Seite sind ausgeschöpft, nun haben die Banken die Reederei bzw. weitere Schiffsgesellschaften offenbar fallen lassen. Zuletzt wurde für mehrere Schiffe Insolvenz angemeldet, darunter »HS Wagner«, »HS Everest«, »HS Rossini«, »HS Haydn«, »HS Marco Polo« und »HS Baffin«. Bei den jüngsten Insolvenzen handelt es sich nicht um KG-, sondern um reedereieigene Frachter, sie leiteten schließlich die Insolvenz der HESH ein.

Flotte halbiert sich

Anfang des Jahres zählten zur Flotte der Reederei noch 55 Schiffe, darunter 43 Containerfrachter. In den nächsten Wochen und Monaten werden weitere Schiffe die Flotte verlassen, beispielsweise durch Verkäufe. Einen festen Zeitplan gibt es dem Vernehmen nach allerdings nicht. »Aufgrund der Marktsituation in der Containerschifffahrt wird sich die von der Hansa Shipping betreute Flotte von ursprünglich mehr als 50 Schiffen durch Verkäufe in absehbarer Zeit voraussichtlich halbieren. Durch jetzt eingeleitete Personal- und Kostenanpassungen ist das Reedereigeschäft zukunftssicher aufgestellt. Von diesen Anpassungen nicht betroffen sind der Kreuzfahrtbereich mit Sea Could Cruises sowie die Schiffsmakler Hansa Chartering und UMB-United Maritime Brokers«, teilte Hansa Treuhand mit.

Michael Meyer