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Die Ausbildung deutscher Seeleute ein entscheidender Wettbewerbsvorteil, den es zu nutzen gilt. Trotz der Entwicklung autonomer Schiffe, an der sich auch Deutschland beteiligen soll, sieht die Branche eine Zukunft für nautische Berufe.
Gerade die im Bereich Offshore Öl und Gas tätigen Unternehmen setzten verstärkt auf hochqualifizierte europäische Arbeitskräfte, sagte Monika Breuch-Moritz[ds_preview], Präsidentin des Bundesamts für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH), auf dem 35. Deutschen Seeschifffahrtstag Ende September in Kiel. Dies gelte nicht nur für das Personal auf Plattformen, sondern auch auf Schiffen. Allgemein seien die Qualitätsanforderungen an das Personal sehr hoch, überdies gebe es auch an die Schiffe hohe Umwelt- und Sicherheitsansprüche.

»Wir haben in Deutschland einen Vorsprung durch Technik«, so Breuch-Moritz, die deshalb gerade für deutsche Werften beim Bau solcher Spezialschiffe und den Einsatz deutscher Seeleute auf diesen Fahrzeugen und Plattformen Potenzial sieht. Sehr gute Perspektiven räumt sie zudem dem weitestgehend noch unerforschten Bereich des Tiefseebergbaus ein. »Wir haben eine Chance, ganz am Anfang in den Tiefseebergbau einzusteigen, aber wir müssen jetzt damit anfangen«, sagte die BSH-Präsidentin.

Rudolf Rothe, Leiter der Seefahrtschule Cuxhaven, sieht Deutschland beim Thema Seefahrtausbildung ebenfalls gut aufgestellt. Allerdings sollte die Wahrnehmung der guten Ausbildung in der Öffentlichkeit und auch in den Schifffahrtsunternehmen verbessert werden. Rothe nimmt außerdem die Politik in die Pflicht. Bund und Länder sollten zusammen mit den Verbänden ihr Interesse an der Ausbildung und an der Beschäftigung deutscher Seeleute stärker bekunden. Die Schifffahrtsunternehmen sollten daher alle Möglichkeiten zur Beschäftigung nautischer und technischer Absolventen deutscher Fach- und Hochschulabsolventen ausschöpfen. Dies sichere langfristig das maritime Knowhow.

Reinhard Meyer, Minister für Arbeit, Wirtschaft, Verkehr und Technologie des Landes Schleswig-Holstein, forderte in diesem Zusammenhang, wieder mehr Schiffe unter deutscher Flagge fahren zu lassen. Damit würde auch an die hiesigen Seeleute ein wichtiges Zeichen gesetzt. Nach Auskunft von Ralf Nagel, Geschäftsführendes Präsidiumsmitglied des Verbands Deutscher Reeder (VDR) wurden jüngst zwölf Schiffe zurückgeflaggt. Die Experten der Fachtagung gehen davon aus, dass künftig noch mehrere Reedereien diesem Beispiel folgen werden.

Kritik übte Meyer an der Schiffsbesetzungsverordnung nach der seit dem 1. Juli 2016 nur noch zwei anstatt der bisherigen vier Seeleute aus Europa kommen müssen und die Position des Schiffsmechanikers gänzlich abgeschafft wurde. Dies sei für die maritime Ausbildung nicht förderlich.

Die Lage des Schiffbaus bewertete Meyer bei der derzeitigen wirtschaftlichen Lage als schwierig. Einen Auftrag anzunehmen sei das eine, ihn mit schwarzen Zahlen abzuwickeln, das andere, so der Politiker, der in der Schiffsfinanzierung derzeit die größte Herausforderung sieht. Das Thema Nachwuchskräfte sieht er indes gelassen: »Da Innovationszyklen vorangetrieben werden, gehe ich nicht von einem Brain-Drain-Effekt aus.«

Laut Rothe ist der Nachwuchs in jüngster Zeit dennoch eingebrochen. Dies führt er unter anderem auf die negativen Schlagzeilen der vergangenen Monate und Jahre zurück. Die maritime Branche sollte von allen Beteiligten positiver dargestellt werden, fordert er. Allen voran sollte es eine stärkere Verbreitung positiver Nachrichten in der Öffentlichkeit geben.

Und selbst wenn es in Zukunft autonome Schiffe gebe, müssten Schiffsbesatzungen weiter vorgehalten werden, meinte Rothe, der deshalb der Nachwuchsförderung weiter eine hohe Bedeutung beimisst. Jens-Uwe Schröder-Hinrichs, World Maritime University (WMU), geht ebenfalls von einer Zukunft mit autonomen Schiffen aus. Technisch sei dies machbar, wann die Umsetzung allerdings erfolge, hänge im Wesentlichen von den gesetzlichen Regelungen ab. Diese sollten für alle Nationen aber gleichermaßen gelten. Derzeit beschäftigtn sich Großbritannien, Norwegen und auch Finnland bereits intensiv mit der Entwicklung der Technologie. Auch in Deutschland sollte man sich dafür interessieren, meint Schulze-Hinrichs. »Ähnlich wie beim Tiefseebergbau »haben wir auch hier die Möglichkeit zu gestalten«, fügt Breuch-Moritz hinzu.

Jürgen Rohweder, Vorsitzender des Nautischen Vereins Kiel, freute sich über die positive Resonanz der von seinem Verein ausgerichteten viertägigen Veranstaltung. »Wir haben gezeigt, dass Kiel eine veritable Seestadt ist«, sagte er beim abendlichen Empfang im Cruise Terminal Ostseekai, zu dem rund 170 Gäste geladen waren.