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HANSAInsight 22 | 2016

Für Seehäfen gewinnt die Bahn immer mehr an Bedeutung. Siehe Hamburg. Die heute veröffentlichten Umschlagzahlen für die ersten neun Monat[ds_preview]e zeigen ein überproportionales Wachstum auf der Schiene: Während der Gesamtumschlag nur um 0,3% zunahm und das Containergeschäft sogar leicht schrumpfte, verzeichnete der Bahntransport Wachstum – insgesamt 3,1% mehr Güter und 1,9% mehr Container. Auch im Vergleich mit Konkurrenzhäfen sieht man sich an der Elbe damit bestens aufgestellt.

Neu an dieser Entwicklung ist, dass die zurückgelegten Entfernungen immer länger werden. Mehrere Tausend Kilometer sind keine Seltenheit mehr, wenn die Routen durch mehrere Länder führen oder gar Kontinente verbinden. Nach Skandinavien und dem gesamten Mittelmeerraum rückt China, einer der wichtigsten Handelspartner Europas, dabei verstärkt in den Fokus.

Wie aus Rotterdam zu hören war, setzt der Hafen große Hoffnungen in solche Langstreckenverbindungen und glaubt fest an dieses Konzept. Von Duisburg, Europas größtem Binnenhafen und zentraler Hub für alle Seehäfen der Nordrange, verkehren wöchentlich bereits rund 20 Züge ins Reich der Mitte. Erst kürzlich wurde eine strategische Partnerschaft mit dem Logistikkonzern CMG eingegangen, um entlang der neuen »Seidenstraße« gemeinsame Projekte zu entwickeln.

Auch zwischen Schweden und Belgien wird der Bahnverkehr ausgebaut. Die Motivation der Spediteure und Verlader: Trotz der bekannten Engpässe auf der Schiene erhoffen sie sich eine höhere Planungssicherheit und niedrigere Kosten. Deshalb wollen Anbieter wie Contargo künftig den Anteil ihrer Schienentransporte weiter erhöhen und in ihre Terminals und Bahnangebote investieren.

Die verstärkte Verlagerung von Gütermengen auf die Schiene ist auffällig. Sie geschieht in Zeiten, in denen die Schifffahrt unter einem historisch niedrigen Niveau der Frachtraten leidet. Noch nie war es so günstig, Container übers Wasser zu transportieren. Und dennoch suchen Logistikunternehmen jeglicher Coleur stets und ständig nach Alternativen zur Schifffahrt. Ein Grund ist sicherlich das Bemühen, sich flexibel aufzustellen. Ein zweiter – und wahrscheinlich gewichtigere – ist der Preiskampf um jede Tonne.

»Die Ware sucht sich ihren Weg«, heißt es immer. Häfen wie Hamburg oder auch Rotterdam, die einen erheblichen Anteil an Transshipment-Ladungen aufweisen, sollten gewarnt sein und sich auf die neuen Entwicklungen einstellen. Es gilt künftig mehr denn je, alle Transportketten abzubilden. In Hamburg hat die Bahn bereits im vergangenen Jahr den Lkw als wichtigstes Transportmittel abgelöst. Die Intermodal-Töchter der HHLA transportierten im Geschäftsjahr 2015 mehr als 1,3 Mio. TEU, außerdem trugen sie mehr als 30 % zum Konzern-Umsatz und mehr als 35 % zum Konzern-Betriebsergebnis bei. In den bremischen Häfen wird ebenso kräftig investiert.

Störfeuer kommt nun allerdings aus Brüssel. Die Europäische Kommission gefährdet mit ihren unausgegorenen Vorstößen zum Beihilferecht dringend notwendige Investitionen in die Verkehrsinfrastruktur, heißt es beim ZDS. Die deutsche Hafenwirtschaft fürchtet daher eine Benachteiligung gegenüber den Häfen in den Niederlanden oder in Polen. Bleibt die Hoffnung, dass der Appell nicht ungehört verhallt. Denn der Wettbewerb findet längst nicht mehr nur an der Wasserseite statt, sondern ebenso an Land. (twg)

Grafik der Woche: Panamax löst Capesize als BDI-Zugpferd ab Das steile Wachstum des Baltic Dry Index findet vorerst kein Ende. Aktuell liegt der Leitindex für Bulker bei 1.084 Punkten. Allein seit Mitte Februar legte der Index um knapp 800 Punkte auf den höchsten Stand seit 15 Monaten zu. Während in den vergangenen Tagen vor allem das Capesize-Segment für den Aufschwung sorgte, sind es nun die Panamax-Bulker. Zum Einen, weil der Kaskadeneffekt wirkt, zum Anderen ziehen höhere Kohleimporte, seit jeher ein enorm wichtiges Ladungssegment für diese Schiffsklasse, die Raten hoch. Wie lange der Wachstumskurs anhält, ist allerdings unklar. Es sind bereits Stimmen zu vernehmen, die auf vor allem saisonale Aspekte verweisen. Zudem bleibt das Grundproblem: Die bestehende Tonnage-Überkapazität wird durch die vielen modernen Neubauten für die weltweite Bulker-Flotte künftig eher noch verstärkt.
Grafik der Woche: Panamax löst Capesize als BDI-Zugpferd ab
Das steile Wachstum des Baltic Dry Index findet vorerst kein Ende. Aktuell liegt der Leitindex für Bulker bei 1.084 Punkten. Allein seit Mitte Februar legte der Index um knapp 800 Punkte auf den höchsten Stand seit 15 Monaten zu. Während in den vergangenen Tagen vor allem das Capesize-Segment für den Aufschwung sorgte, sind es nun die Panamax-Bulker. Zum Einen, weil der Kaskadeneffekt wirkt, zum Anderen ziehen höhere Kohleimporte, seit jeher ein enorm wichtiges Ladungssegment für diese Schiffsklasse, die Raten hoch. Wie lange der Wachstumskurs anhält, ist allerdings unklar. Es sind bereits Stimmen zu vernehmen, die auf vor allem saisonale Aspekte verweisen. Zudem bleibt das Grundproblem: Die bestehende Tonnage-Überkapazität wird durch die vielen modernen Neubauten für die weltweite Bulker-Flotte künftig eher noch verstärkt.
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