anti piraterie operation
(Foto: Atalanta/EUNAVFOR)
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Der Verband Deutscher Reeder (VDR) warnt d[ds_preview]avor, die Bedrohung der Seeschifffahrt durch Piraterie als erledigt zu betrachten. Erst vor wenigen Tagen wurde ein deutscher Tanker rund 300 sm vor Somalia angegriffen. Insgesamt sinkt die Zahl der Piratenüberfälle jedoch auf ein Zwanzigjahrestief.

Laut dem neuesten Pirateriebericht des Internationalen Schifffahrtsbüros (IMB) der Internationalen Handelskammer (ICC) ist die Zahl der Piraterievorfälle zwar weltweit gesunken. Jedoch haben Piraten in diesem Jahr bereits 110 Seeleute vorübergehend in ihre Gewalt gebracht und mehr als 100 Schiffe geentert.

Auch am Horn von Afrika ist das Risiko von Piratenangriffen weiterhin hoch. Nach Informationen des VDR haben erst vor wenigen Tagen mutmaßliche Piraten einen deutschen Tanker in rund 300 Seemeilen Entfernung zur somalischen Küste angegriffen. Erst durch Warnschüsse sei es den privaten bewaffneten Sicherheitskräften an Bord gelungen, die Angreifer zu vertreiben. Besatzung und Schiff blieben unversehrt. Die Mannschaft versteckte sich während des Vorfalls in einem Schutzraum an Bord. So sehen es die gemeinsam von Handelsschifffahrt und Marinen entwickelten Anti-Piraterie-Leitlinien vor.

»Der jüngste bewaffnete Angriff auf ein deutsches Handelsschiff zeigt deutlich: Die Piraterie am Horn von Afrika bleibt eine unmittelbare Bedrohung für das Leben der Seeleute und den friedlichen Seehandel«, sagte Ralf Nagel, Geschäftsführendes Präsidiumsmitglied des VDR.

»Die Kombination aus passiven Schutzmaßnahmen, privaten bewaffneten Sicherheitskräften an Bord und dem Einsatz der Marine hat sich in den letzten Jahren bewährt«, so Nagel weiter. Die Bedrohung durch Piraterie am Horn von Afrika vergleicht er mit einem Schwelbrand: »Sobald dieser Schutz nachlassen sollte und somit frische Luft an den Brandherd gerät, werden die Flammen schnell wieder auflodern. Der Beitrag der Deutschen Marine im Rahmen der EU-Mission ATALANTA ist für den Schutz unserer Seeleute von großer Bedeutung.«

Piraterie auf tiefstem Stand seit 1996

Laut IMB-Bericht wurde im dritten Quartal 2016 mit nur 42 gemeldeten Piraterieangriffen weltweit der tiefste Stand der gemeldeten Fälle seit 1996 erreicht. Für die ersten drei Quartale zusammen wurden insgesamt 141 Vorfälle registriert, dies stellt einen Rückgang um rund 25 % zum Vergleichszeitraum des Vorjahres dar. Insgesamt wurden in den ersten neun Monaten 111 Schiffe geentert, fünf entführt, zehn beschossen und 15 Angriffe abgewehrt.

Gewaltsame, bewaffnete Entführungen und Geiselnahmen sind laut IMB besonders vor der westafrikanischen Küste und in Südostasien noch verbreitet. Die Piraten brachten in den ersten neun Monaten dieses Jahres 110 Besatzungsmitgliedern in ihre Gewalt. Davon wurden 49 gekidnappt, um Lösegeld zu erpressen. Nigeria, ein Hotspot der Pirateriegefahr, ist für 26 % aller Vorfälle verantwortlich, gefolgt von Indonesien, Malaysia, Guinea und der Elfenbeinküste.

»Wir sind erfreut über die Bemühungen von nationalen und internationalen Behörden sowie der Schifffahrtsbranche, gegen Piraterie vorzugehen. Die weiterhin bestehende Gefahr für Besatzungsmitglieder sollte eine Warnung an alle Kapitäne und Behörden vor Ort sein, wachsam zu bleiben,« sagt Pottengal Mukundan, Direktor des IMBs, das seit 1991 die Weltpiraterie dokumentiert.

Positive Entwicklung in Indonesien

Ein Rückgang von minderschweren Vorfällen in Indonesien ist einer der Gründe für den aktuellen positiven Trend. Zu diesem Rückgang hat nach Angaben des IMB die indonesische Marinepolizei beigetragen. Das IMB will die Hochrisikoregion weiterhin im Blick haben und dort mit den nationalen Behörden zusammenarbeiten. Auch aus Vietnam wurde ein Rückgang gemeldet.

Nigeria bleibt ein Hot-spot für gewaltsame Piraterievorfälle. 2016 wurden in den ersten neun Monaten 31 Angriffe von bewaffneten Gruppen aus den nigerianischen Flussgebieten, Ankerplätzen und Häfen sowie dem Küstenbereich von 118 Seemeilen gemeldet. Im Vergleichszeitraum des Vorjahres waren es nur 12 gemeldete Vorfälle. Das IMB geht davon aus, dass die Dunkelziffer zudem weit höher liegt.

Vor den Küsten Somalias wurde im dritten Quartal kein Angriff gemeldet und aus dem Golf von Aden in den ersten neun Monaten nur ein erfolgloser Piratenüberfall. Gleichwohl könne für das Gebiet keine Entwarnung gegeben werden, so das IMB.