Print Friendly, PDF & Email

Die somalische Piraterie beschäftigt die m[ds_preview]aritime Welt trotz der eingebrochenen Überfallzahlen noch immer. Zu den jüngsten Ereignissen zählen ein fehlgeschlagener Angriff und hohe Haftstrafen. In Südostasien wurde zudem ein Deutscher entführt.

In den USA ging jetzt ein Prozess gegen drei somalische Piraten zu Ende, der im Land für großes Aufsehen gesorgt hatte. Die Männer hatten im Jahr 2010 das US-Kriegsschiff »USS Ashland« angegriffen. Ziel war wie üblich die Kaperung und Entführung, um ein millionenschweres Lösegeld zu erpressen. Dabei saßen die Somalier allerdings einem fatalen Irrtum auf, denn sie hielten die »USS Ashland« zunächst für ein Handelsschiff.

Von Attacken auf Kriegsschiffen schreckten die allermeisten somalischen Seeräuber selbst zu den Hochzeiten der Piraterie zurück. Zu groß war und ist das Risiko eines schwer bewaffneten Widerstands. Genau das geschah auch in diesem Fall. Die Soldaten feuerten mit einer 25mm-Kanone zurück, töteten einen Angreifer, nahmen drei weitere fest und setzten das Skiff in Brand, mit dem die Somalier gekommen waren.

Haftstrafen für Piraten

Die Männer wurden schließlich in die USA gebracht und vor Gericht gestellt. In einem ersten Verfahren wurden sie zu Haftstrafen von 30 bis 42,5 Jahren verurteilt. Unmittelbar nach der Urteilsverkündung gab es allerdings einige Diskussionen, weil das Bundesrecht bei Piraterie eigentlich lebenslange Strafen vorsieht.

Der Richter erkannte in seinem Urteilsspruch jedoch an, dass es nicht zu einer Kaperung gekommen war und kein US-Bürger verletzt wurde. Ein Berufungsgericht kassierte die Urteile dennoch ein – mit dem Ergebnis, dass zwei der Piraten nun zu lebenslangen Gefängnisstrafen verurteilt wurden. Der Dritte muss für 33 Jahre in Haft. Strafmildernd wirkte sich für ihn aus, dass er in einem anderen Pirateriefall mit den Behörden kooperiert hatte. Der Richter ließ es sich aber nicht nehmen, das durch die Gesetzeslage vorgeschriebene Urteil als hart und übertrieben zu bezeichnen.

Tanker von Reederei Offen attackiert

CPO, Piraterie, Offen
Aus der Flotte der Reederei Claus-Peter Offen wurde der Tanker »CPO Korea« angegriffen, ein Schwesterschiff der hier abgebildeten »CPO Norway« (Foto: Thomas Wägener)

Im Indischen Ozean kam es unterdessen kürzlich zum ersten Angriff somalischer Piraten auf ein Handelsschiff seit zweieinhalb Jahren. Die Anti-Piraterie-Mission der EU »Atalanta« bestätigte jetzt den Vorfall. Der Kommandeur der Schutztruppe, Generalmajor Rob Magowan, forderte alle Beteiligten auf, in punkto Wachsamkeit nicht nachzugeben, auch wenn es in den vergangenen Monaten und Jahren keine erfolgreiche Kaperung mehr gegeben habe.

Was war geschehen? Der Chemikalientanker »CPO Korea« der Hamburger Reederei Claus-Peter Offen war rund 330 Seemeilen vor der Ostküste Somalias von sechs bewaffneten Männern in einem Schnellboot attackiert worden. Es gab einen Schusswechsel mit dem privaten Sicherheitsteam an Bord des Tankers. Nachdem die Besatzung zusätzliche Maßnahmen ergriff, die Geschwindigkeit erhöhte und den Kurs änderte, ließen die Seeräuber von ihrem Vorhaben ab und flüchteten. Die »CPO Korea« bliebt unbeschädigt und konnte ihre ursprüngliche Reise problemlos fortsetzen.

Die »Atalanta«-Verantwortlichen hatten sich mit einer Bestätigung eines Piraten-Überfalls zunächst zurückgehalten, weil sie die offizielle Untersuchung abwarten wollten. Auch aus der Reederei gibt es mittlerweile eine Stellungnahme. Man bedanke sich bei der Crew für das professionelle Verhalten.

»Piraten halten an Plänen fest«

Atalanta Piraterie
Nach wie vor werden die Gewässer vor Somalia auch aus der Luft überwacht (Foto: Atalanta)

Für Kommandeur Magowan zeigt der Vorfall, dass die internationale Gemeinschaft ihre Anstrengungen vor Somalia keinesfalls zurückfahren dürfe: »Piraten halten an ihren grundsätzlichen Plänen, Handelsschiffe zu entführen, um Lösegelder zu erpressen, weiter fest.« Man koordiniere sich daher auch zukünftig mit anderen Beteiligten im Anti-Piraterie-Kampf um zu verhindern, dass die Seeräuber die Region erneut terrorisieren.

Mittlerweile haben somalische Piraten fast alle Geiseln aus vergangenen Schiffsentführungen freigelassen. Erst vor wenigen Tagen konnten 26 Männer zurück in ihre Heimat, die von Bord des Fischereischiffs »Naham 3« verschleppt wurden und viereinhalb Jahre in der Hand von Kriminellen waren.

Deutscher vor Somalia und in Asien entführt

Abu Sayyaf beteiligt sich seit einiger Zeit an der Piraterie in Südostasien
Abu Sayyaf beteiligt sich seit einiger Zeit an der Piraterie in Südostasien

Ein hochaktueller Fall von Piraterie ereignete sich jetzt in Südostasien. Dort treiben nicht nur »normale« Seeräuber ihr Unwesen. Auch die philippinische Terrorgruppe Abu Sayyaf hat dieses kriminelle Geschäft für sich entdeckt. Sie ist mittlerweile für die Entführung von über einem Dutzend Seeleuten verantwortlich. Nun ist ihnen auch ein Deutscher zum Opfer gefallen.

Der 70-jährige Jürgen Kantner und seine Begleiterin Sabine Merz waren mit ihrer Yacht in der Sulu-See in der Region Tawi Tawi unterwegs, als sie von bewaffneten Männern überfallen wurden. Bei einem Feuergefecht wurde die Frau getötet.

Laut dem selbsternannten Sprecher von Abu Sayyaf, Muammar Askali, der mit philippinischen Medien Kontakt aufnahm, soll sie selbst das Feuer eröffnet haben. Kantner wurde von Bord entführt. Bei einem telefonischen Hilferuf bei einer Zeitung bat er die deutschen Behörden, für seine Freilassung zu kämpfen. Über die Höhe der Lösegeld-Forderung der Terroristen ist bislang nichts bekannt.

Bemerkenswert ist der Vorfall auch, weil Kantner nicht das erste Mal Opfer einer Entführung durch Piraten wurde. Vor acht Jahren war er vor Ostafrika von somalischen Seeräubern überfallen worden. Die Hintergründe seiner Freilassung wurden nie offiziell bestätigt, es soll allerdings ein Lösegeld in Höhe von 800.000 $ geflossen sein.