Print Friendly, PDF & Email

Hapag-Lloyd kommt der geplanten Fusion mit der arabischen Reederei UASC immer näher: Die EU-Kommission hat unter Auflagen grünes Licht für den Zusammenschluss gegeben. 

Bei einer Fusion würde die weltweit fünftgrößte Linienreederei entstehen. Mit einer Flotte von zusammen 225 Schiffen und einer Transportkapazität von rund 1,5 Mio. TEU käme es zu einem Kopf-an-Kopf-Rennen mit der chinesischen Großreederei ChinaCosco, die derzeit auf Rang 4 liegt und ebenfalls durch eine Fusion (Cosco + China Shipping) entstanden war.

Die jüngsten Zusammenschlüsse von CMA CGM mit NOL oder von COSCO mit China Shipping waren von den Wettbewerbsbehörden ohne Vorbedingungen genehmigt worden.

Bei Hapag-Lloyd / UASC ist die Freigabe dagegen an eine Bedingung geknüpft: UASC muss sich aus dem NEU1-Konsortium (ex-Pendulum) auf den Handelsrouten zwischen Nordeuropa und Nordamerika zurückziehen, weil das fusionierte Unternehmen sonst »einem nur unzureichenden Wettbewerbsdruck ausgesetzt wäre«, ließ die EU verlauten. [ds_preview]

»Die von Hapag‑Lloyd angebotenen Verpflichtungen gewährleisten, dass die Übernahme
nicht zu Preiserhöhungen auf den Routen zwischen Nordeuropa und Nordamerika führen«
EU-Wettbwerbs-Kommissarin Margrethe Vestager

Die Kommission hat nach eigenen Angaben die Auswirkungen auf den Wettbewerb auf dreizehn Handelsrouten zwischen Europa und Amerika, dem Nahen Osten, dem indischen Subkontinent, dem Fernen Osten, Australien, Neuseeland und Westafrika sowie zwischen Nordeuropa und dem Mittelmeerraum geprüft.

Die Kommission habe dabei festgestellt, dass das fusionierte Unternehmen auf den Handelsrouten zwischen Nordeuropa und Nordamerika »zum Nachteil der Kunden und letztlich auch der Verbraucher Einfluss auf die Kapazitäten und Preise« nehmen könnte.

Rückzug aus NEU1-Konsortium

Um die wettbewerbsrechtlichen Bedenken der Kommission auszuräumen, habe Hapag-Lloyd angeboten, die Beteiligung von UASC am NEU1-Konsortium zu beenden. UASC kooperiert derzeit mit CMA CGM und Hamburg Süd. Das zusammengeschlossene Unternehmens soll demnach eine Marktposition vergleichbar mit der heutigen Position von Hapag‑Lloyd einnehmen.

Letztlich sei die Kommission zu dem Ergebnis gelangt, dass der geplante Zusammenschluss bei Einhaltung der Vorgaben keinen Anlass zu wettbewerbsrechtlichen Bedenken liefere. Der Zusammenschluss war am 3. Oktober 2016[ds_preview] in Brüssel angemeldet worden.

Nr. 5 in der weltweiten Containerschifffahrt

Die Aktionäre von Hapag-Lloyd hatten der Fusion am 26. August zugestimmt, zuvor hatten bereits die UASC-Gesellschafter ihr positives Votum abgegeben. Bei einer Fusion würde UASC 28 % der Anteile an Hapag-Lloyd erhalten. Es entstünde die Nr. 5 in der weltweiten Containerschifffahrt mit einer Kapazität von 1.6 Mio. TEU, einem Marktanteil von rund 7 % (jetzt 4,5 %) und einem Jahresumsatz von 13 Mrd. $.

Die Anteile am neuen Unternehmen verteilen sich zu 72 % auf Hapag-Lloyd und 28 % auf die bisherigen UASC-Aktionäre. Die chilenische CSAV wird künftig 22,6 % halten, der Logistik-Unternehmer Klaus-Michael Kühne 14,6 % und die Stadt Hamburg 14,9 %. Hauptsitz des fusionierten Unternehmens soll Hamburg werden.

Geplant ist zudem eine Kapitalerhöhung um 400 Mio. $ innerhalb von 6 Monaten nach Abschluss der Transaktion, die durch die Mehrheitsgesellschafter erbracht werden soll.

Synergieeffekte von 435 Mio. € pro Jahr

Erhofft werden sich nach der Fusion Synergieeffekte in Höhe von 435 Mio. € pro Jahr, die sich aus einer gestärkten Marktposition in den Fahrtgebieten Fernost und Mittlerer Osten, der Optimierung der Liniendienste und der gemeinsamen Schiffsflotte und Spareffekten, unter anderem beim Personal, ergeben sollen, hatte Hapag-Lloyd zuvor schon verlauten lassen. Damit solle »ein schnelles und nachhaltiges Wachstum ohne zusätzliche kurzfristige Flotteninvestments möglich« werden, hieß es in einem Bericht an die Aktionäre.

Wettstreit der neuen Allianzen

Hapag-Lloyd (+UASC) führt mit »The Alliance« die kleinste der drei großen Containerallianzen im Ost-West-Verkehr, zu der außerdem Yang Ming (Südkorea) und die drei japanischen Carrier NYK, »K« Line und MOL gehören, wobei letztere erst vor wenigen Tagen die Zusammenlegung ihrer Containersparten verkündet hatten. Der ehemalige Allianz-Partner Hanjin (Südkorea) ist dagegen nach der Insolvenz aus dem Spiel.

Ab dem Frühjahr 2017 will »The Alliance« gegen die Gegner von »2M« aus Maersk und MSC (5,71 Mio. TEU, Marktanteil 27,7%) sowie gegen die »Ocean Alliance« (3,5 Mio. TEU, 18 %) von CMA CGM (Frankreich), Cosco (China), OOCL (Hong Kong) und Evergreen (Taiwan) antreten.