India Rickmers, Hanjin Newport, Rickmers, Verschrottung
Mit sieben Jahren verschrottet: die als »Hanjin Newport« gefahrene »India Rickmers«
Print Friendly, PDF & Email

Die Rosskur durch Verschrottung in der Containerschifffahrt hat einen neuen Rekord erreicht. Mit nur sieben Jahren hat Rickmers jetzt dem Vernehmen nach das jüngste Schiff überhaupt auf seine letzte Reise zu einer Abwrack-Werft geschickt.

Die »India Rickmers« war erst 2009 für das Hamburger Schifffahrtsunternehmen in Dienst gestellt worden. Zuletzt fuhr der 4.250-TEU-Frachter in Charter der mittlerweile insolventen Linienreederei Hanjin. Nach dem Kollaps des koreanischen Carriers konnten offenbar keine langfristige, neue Charter gefunden werden. Nach Medienberichten bekommt die ebenfalls in großen finanziellen Schwierigkeiten steckende Rickmers-Gruppe nun 325 $ per ldt, also rund 5,9 Mio. $ für das Schiff.

Der Verkauf dürfte unter anderem mit der schweren Schieflage des Eigners zusammenhängen. Vor wenigen Tagen musste sich Rickmers Maritime, Teil der Rickmers-Gruppe, zahlungsunfähig erklären, weil kein Kapital zur Verfügung steht und man mit Gläubigern und Anteilseignern keine Einigung erzielen konnte.

Offenbar waren die Verantwortlichen des Unternehmens nun nicht willens oder in der Lage, das beschäftigungslose Schiff weiter zu betreiben. Der Chartermarkt ist angesichts der Tonnage-Überkapazität weiter immens angespannt – gerade in dieser Größenklasse, die nach der Eröffnung des erweiterten Panamakanals unter einem zusätzlichen Bedeutungsverlust leidet. Die »India Rickmers« musste nach der Rückgabe durch Hanjin und kurzzeitigen Beschäftigungen aufgelegt werden.

Scrap-Flotte wird immer jünger

Im Container-Segment sinkt das durchschnittliche[ds_preview] Alter der zur Verschrottung verkauften Schiffe in den letzten Monaten zunehmend. Seit Jahrebeginn wurden bereits Box Carrier mit einer Gesamtkapazität von 500.000 TEU abgewrackt, so viel wie nie zuvor. Vor allem in der zweiten Jahreshälfte lag die Zahl extrem hoch, in die Zeit zwischen August und Oktober entfielen nach Angaben der Schifffahrtsorganisation Bimco 41% der Verschrottungen.

»Die Entwicklung zeigt, dass die vielen Anregungen jetzt ernst genommen werden«, sagt Bimco-Chefanalyst Peter Sand. Einer der Hauptgründe für diese Entwicklung sei die zunehmende Außerdienststellung von ehemaligen Panamax-Schiffen. Knapp die Hälfte aller verschrotteten Containerschiffe in 2016 entfallen auf dieses Segment.

Weitere Anstrengungen nötig

Die Analysten von Alphaliner machen allerdings eine Rechnung für die Containerschifffahrt auf, die weitere Anstrengungen klar benennt – vor allem im Panamax-Segment. Seit der Eröffnung des erweiterten Panamakanals seien 120 Frachter zwischen 4.000 und 5.300 TEU aus den Liniendiensten genommen worden, weitere 30 bis 40 sollen in den kommenden Monaten folgen. Obwohl bereits 50 Panamaxe zur Verschrottung verkauft wurden, gebe es jedoch noch immer 96 Einheiten, die beschäftigungslos aufliegen. »Angesichts dieser Situation müssten weitere 100 Panamax-Schiffe abgewrackt werden, um ein annäherndes Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage zu erreichen«, heißt es in einem Marktbericht.

Box Queen, Verschrottung
Ein Beispiel für das sinkende Alter von »Schrott-Schiffen«: die 10 Jahre alte »Box Queen« (Foto: Wägener)

Die Flotte müsse auf weniger als 470 Einheiten schrumpfen – im Vergleich zu den 670 vor vier Jahren – um vom derzeitigen Allzeittief bei den Raten mit 4.200 bis 4.500 $/Tag wegzukommen. »Harte Entscheidungen« müssten getroffen werden, so die Analyse. Das betreffe etwa die Verschrottung von zehn Jahre alten Frachtern anlässlich der zweiten Klasse-Inspektion. Dass es bereits solche Fälle gibt, zeigt das Beispiel der »Box Queen«. Das 4.546-TEU-Schiff war erst 2006 in Polen abgeliefert worden und wird nun verschrottet.

»Nicht viel Spielraum für Verschrottung«

Analystin Angelica Kemene vom griechischen Makler Optima Shipbrokers dämpfte auf dem 20. »HANSA-Forum Schifffahrt | Finanzierung« in Hamburg jedoch die Erwartungen. Ein genauerer Blick auf die Bestandsflotte mache deutlich, dass die Flotten in einigen Klassen bereits relativ jung sind. Im Containersegment sind weniger als 5% der Schiffe mit 8.000 bis 12.000TEU älter als 14 Jahre, in der Klasse 6.000 bis 8.000TEU ca. 10%, bei 3.000 bis 6.000TEU sind es etwa 18% (mit unter 5% älter als 20 Jahre). Insgesamt »gibt es nicht sehr viel Spielraum«, so Kemene.

»Über der internationalen Containerbranche schwebt zudem noch immer ein relativ großes Orderbuch bis ins Jahr 2018«, warnt Sand. Dennoch sei das derzeit hohe Niveau gut, weil es das Nettowachstum der Flotte angesichts der eingebrochenen Neubau-Order abschwäche und die Zukunft nicht mehr ganz so düster erscheinen lässt. Eine Einschränkung hat er jedoch: Falls die Verschrottungsaktivitäten auf einem hohen Niveau gehalten werde.