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Die Liste der aktiven Schiffsbanken könnte[ds_preview] bald um einen wichtigen Namen kürzer sein, befürchtet man in Reedereikreisen. In den vergangenen Tagen brodelt es in der Gerüchteküche, dass die UniCredit ihr aus Hamburg heraus gemanagtes globales Schiffskreditgeschäft dichtmachen beziehungsweise verkaufen könnte.

Weder vom deutschen Hauptsitz München noch aus der Konzernzentrale in Mailand war dazu heute eine Stellungnahme zu bekommen. Ein deutscher Unternehmenssprecher erklärte, dass die Bank Marktgerüchte generell nicht kommentiere.

Ein Sprecher in Mailand verwies auf eine große Kapitalmarktveranstaltung der Bank morgen in London, wo der Vorstand des Instituts seine neue Strategie vorstellen wird. Zu einzelnen Geschäftsfeldern werde man sich im Vorfeld nicht äußern.

Die UniCredit steht aufgrund hoher Belastungen durch faule Kredite vor allem Italien unter Druck und gehörte zu den Schlusslichtern im jüngsten EZB-Stresstest. Um Risiken abzubauen und die Bilanz zu stärken, veräußerte das Institut in den vergangenen Tagen bereits notleidende Kredite im Wert von circa 1,4 Mrd. €, eine Beteiligung an der polnischen Bank Pekao und ihre Vermögensverwaltungsgesellschaft Pioneer.

Zudem wird Medienberichten zufolge über den Verkauf eines riesigen Portfolios leistungsgestörter Kredite von zusammen 50 Mrd. € verhandelt. In London könnte morgen noch eine Kapitalerhöhung von 13 Mrd. € angekündigt werden, wird spekuliert.

UniCredit berüchtigt für konsequentes Vorgehen

Das Schiffskreditbuch der UniCredit ist laut einem Bericht der Rating-Agentur Moody‘s seit 2011 von gut 9 Mrd. € auf zuletzt 5,3 Mrd. (Ende 2015) abgeschmolzen. In deutschen Schifffahrtskreisen ist die Bank berüchtigt für ihre sehr konsequente Vorgehensweise bei Kreditrestrukturierungen in den vergangenen Jahren.

»Die kannten immer nur ein Ziel: sofort raus und Schiff verkaufen«, erklärte der Finanzchef einer größeren deutschen Reederei gegenüber der HANSA. Aufgrund ihrer breiten Geschäftsbasis und geringen Abhängigkeit von der Schiffsfinanzierung »im Gesamtkontext« habe sich die UniCredit ein härteres Vorgehen als die Landesbanken leisten können. Die realisierten Verluste bei einer Verwertung der als Sicherheiten eingebrachten Schiffe hätten deshalb nicht so schwer zu Buche geschlagen wie bei Nord LB oder HSH Nordbank, heißt es.

Andererseits habe die UniCredit im Gegensatz zu anderen deutschen Banken dieses Jahr noch einige neue Deals in der Schifffahrt abgeschlossen. Da die Bank allerdings unter erheblichem Druck von Analysten, Investoren und Aufsichtsbehörden stehe, wäre es durchaus plausibel, wenn der Vorstand morgen den »Exit« aus der Schiffsfinanzierung bekanntgebe, »damit ein positives Signal gegeben wird.«

Die Frage wäre dann noch, ob die UniCredit das bestehende Milliarden-Portfolio allmählich über die Jahre abbauen oder es zum Verkauf stellen wird. Letzteres erwies sich in mehreren Fällen als nicht umsetzbar (u.a. im Fall der Royal Bank of Scotland). Allerdings könnte die vereinbarte Verbriefung eines 1,5 Mrd. € schweren Schiffskreditportfolios der Nord LB mit dem US-Private-Equity-Investor KKR bis Jahresende auf eine Veränderung der Situation hindeuten. (mph)