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Gemeinsam mit Pareto Securities sollen Investments in den Bereichen Schifffahrt und Immobilien sowie Restrukturierungsprojekte umgesetzt werden.

Es ist erst ein paar Monate her, dass die Ernst Russ AG gegründet wurde. Dahinter stehen mit HCI Capital und[ds_preview] König & Cie. zwei der führenden Emissionshäuser aus der »goldenen« KG-Zeit. Dazu kommt die namensgebende Traditionsreederei Ernst Russ. Ein Beispiel für die einsetzende Konsolidierung zweier »kompatibler« Unternehmen. Einerseits. Und andererseits ein spektakulärer Schritt nach vorn inmitten der anhaltenden Krise.

In den vergangenen Jahren lebten die beiden ehemaligen Emissionshäuser weitestgehend von den Treuhandgebühren, im Bestand sind derzeit noch rund 180 Fondschiffe. »Die alte Welt gibt es aber nicht mehr«, sagt Jens Mahnke, CEO der Ernst Russ AG. Mittelfristig werde es wohl keine Rückkehr des Retail-Marktes geben. »Wir mussten uns also neu erfinden.« Vor allem einen neuen Zugang zu Eigenkapital generieren.

Gemeinsam mit der norwegischen Investment-Bank Pareto Securities will Ernst Russ eine unabhängige Investment-Bank formen, Schifffahrtsfonds auflegen, Finanzierungen für Schifffahrts- und Immobilienprojekte ermöglichen und konkrete Restrukturierungskonzepte realisieren. Ziel sei es, Eigenkapital bei institutionellen Investoren für die Finanzierung von Asset-Käufen einsammeln, aber auch andere Finanzierungsformen anzubieten und zu entwickeln. »Verschiedene Projekte sind bereits in der Vorbereitung«, sagt Jens Mahnke. »Nun werden nach und nach die nächsten Schritte folgen.« Das neue 50:50-Joint-Venture werde unabhängig am Markt agieren und auch für Dritte tätig sein. »Mit dem bisherigen Emissionsgeschäft hat das nichts zu tun«, so Mahnke.

Die Pareto Holding GmbH wird sowohl über eine AIFM-Zulassung für alternative Investmentfonds als auch über eine Banklizenz verfügen, so dass auch mit klassischen Produkten wie Bonds agiert werden könne.

Klar ist allerdings, dass es ein auf die Eigenkapitalseite fokussiertes Projekt ist –zunächst weniger für den deutschen Markt, als vielmehr für institutionelle Investoren aus dem Ausland. »Zu einem späteren Zeitpunkt wollen wir damit aber auch auf dem deutschen Markt aktiv werden«, so der CEO. In jedem Fall wolle man wieder investieren. »Ich denke, dass das ein guter Anfang für unser Neugeschäft ist«, so Mahnke.

Auch die Ernst Russ AG will sich bei dem neuen Projekt engagieren. »Ich bin davon überzeugt, dass es künftig nicht mehr ohne Co-Investments gehen wird«, so Mahnke. Von den altbekannten Margen aus besseren Zeiten müsse man sich allerdings verabschieden. Es werde in der Zukunft nur noch über das Volumen und die gesamte Dienstleistungskette gehen. Die Ernst Russ AG verfolge den strategischen Ansatz, das Unternehmen zu einem integrierten Schifffahrtsunternehmen zu entwickeln – mit einer großen Dienstleistungstiefe von der Bereederung über die Befrachtung bis hin zur Finanzierung und Restrukturierung. Ein »One-Stop-Shop« für alle potenziellen Kunden.

500 Mio. für Non Performing Loans

Mit einem zweiten Projekt will das Hamburger Schifffahrtsunternehmen einen weiteren großen Schritt machen. Laut Mahnke liegt die Zusage eines Londoner Private-Equity-Fonds vor, der insgesamt 500 Mio. $ zur Verfügung stellen wird. Mit diesem Geld und einem weiteren Joint Venture will Ernst Russ aktiv im Markt der Non Performing Loans agieren. Dabei ist das Unternehmen offen für alle Schiffsklassen, ob Container, Bulker, Tanker oder Offshore-Einheiten.

Unabhängig von den zwei konkreten Projekten bestätigte Mahnke, dass die Ernst Russ AG unverändert an Portfolio-Transaktionen nach dem sogenannten Nautilus-Modell sowie weiteren Firmenübernahmen und Kooperationen interessiert ist. Zuletzt hatte noch die HCI im Juni 13 Containerschiffe (800–1.800 TEU) aus dem HSH-Portfolio übernommen und König & Cie. etliche von Hapag-Lloyd ausgemusterte Schiffe gekauft. Jens Mahnke: »Wir glauben an die Konsolidierung und wollen diese maßgeblich mitgestalten.«


Krischan Förster