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Die Zahl der entführten Seeleute ist 2016 [ds_preview]auf den höchsten Stand seit zehn Jahren gestiegen. Dafür sank die Zahl der Piratenangriffe insgesamt im Jahr 2016 auf 191, stellt der Bericht des Internationalen Schifffahrtsbüros (IMB) der Internationalen Handelskammer (ICC) fest.

»Der sich fortsetzende Trend beim Rückgang der Pirateriezahlen ist eine gute Neuigkeit, aber bestimmte Schiffsrouten bleiben weiterhin gefährlich. Ebenso sind die Steigerungen bei den Entführungen in einigen Regionen eine beunruhigende Entwicklung«, sagt Pottengal Mukundan, Direktor des IBM, dessen Piracy Reporting Centre die Pirateriezahlen seit 1991 erhebt. »Insbesondere die Entführungen in der Sulu-See zwischen den Philippinen und Malaysia geben Anlass zur Sorge.«

Insgesamt wurden im vergangenen Jahr 150 Schiffe geentert, zwölf Schiffe wurde beschossen, sieben entführt und es gab 22 abgewehrte Angriffe. Es wurden 151 Besatzungsmitglieder als Geisel genommen.

Piraten entführten laut IMB im Jahr 2016 insgesamt 62 Seeleute von ihren Schiffen bei insgesamt 15 Angriffen. Die Hälfte der Entführungen erfolgte vor den Küsten Westafrikas, 28 vor den Küsten Malaysias und Indonesiens. 2015 wurden lediglich 19 Seeleute bei fünf Überfällen entführt.

Neue Bedrohung in der Sulu-See

Eine neue Bedrohung für die Handelsschifffahrt ist die Sulu-See, ein westliches Nebenmeer des Pazifischen Ozeans. Dort seien im letzten Quartal 2016 insgesamt 12 Besatzungsmitglieder entführt und in den Süden der Philippinen gebracht worden, meldet das IMB – von zwei Handelsschiffen auf See und einem geankerten Fischerboot. Bereits in der ersten Hälfte 2016 seien Menschen von sich langsam fortbewegenden Schlepp- und Lastkähnen gekidnappt worden. Das IMB empfiehlt Kapitänen, die Sulu-See zu umfahren.

Im Golf von Guinea vor der Westküste Afrikas wurden bei neun unterschiedlichen Ereignissen 34 Menschen gekidnappt und drei Schiffe entführt. Vor der Küste von Nigeria nahm die Zahl an Piratenangriffen weiter zu. 36 Vorfälle wurden 2016 von dort berichtet, ein starker Anstieg im Vergleich zu 2015, wo nur 14 Ereignisse gemeldet wurden. Von den weltweit insgesamt zwölf Angriffen, bei welchen auf die Schiffe gefeuert wurden, sind neun in Nigeria begangen worden. Einige von ihnen waren fast 100 nm von der Küste entfernt.

Im Gegenzug gab es einen deutlichen Rückgang an Aktivitäten von Piraten vor den Küsten Indonesiens (108 in 2015 zu 49 in 2016). Obwohl es sich bei der Großzahl der gemeldeten Überfälle um kleinere Diebstähle handelte, gelangten die Piraten bis auf drei Fälle erfolgreich an Bord.

Risikogebiet Somalia

Es wurden zwei Angriffe aus Somalia berichtet. Der erste war ein versuchter Angriff auf ein Containerschiff im Golf von Aden im Mai 2016. Weiterhin wurde im Oktober ein Tanker im Somali-Becken, welches rund 300 nm von der Küste entfernt war, beschossen. Obwohl dies vereinzelte Geschehnisse seien, machten sie deutlich, dass die Region eine Risikozone für die Handelsschiffe bleibe, so das IMB. Deswegen sei es für Kapitäne ratsam, wachsam zu bleiben, wenn sie in diesen Hochrisikogebieten unterwegs seien.

Aus Peru wurden elf Vorfälle gemeldet, zehn davon aus der Hafenstadt Callao. 2015 wurde kein einziges Ereignis aus dem südamerikanischen Land gemeldet. Weiterhin gab es 2016 eine sinkende Anzahl an Piraterieaktivitäten im Vergleich zum Vorjahreszeitraum in Vung Tau in Vietnam (Rückgang von 15 auf sieben) und in Bangladesch (Rückgang von elf auf drei).

Das Piracy Reporting Centre (PRC) des International Maritime Bureau (IMB) ist zurzeit die einzige unabhängige Anlaufstelle, welche 24 Stunden am Tag erreichbar ist und Berichte über Piraterie entgegen nimmt. Aktuelle Zwischenfälle können auf der Live Piracy Map des IMB eingesehen werden.

Das Bureau bittet alle Kapitäne und Reeder, weiterhin sämtliche Angriffe auf ihre Schiffe an das PRC weiterzuleiten. Dies sei der erste Schritt, um sicherzugehen, dass adäquate Ressourcen für den Kampf gegen Seepiraterie bereitgestellt würden.