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Für die zum Verkauf stehende HSH Nordbank gibt es offenbar etliche Interessenten, darunter der US-Finanzinvestor Apollo und die chinesische Großbank ICBC.

Insgesamt seien es »eine Handvoll von Interessenten«, heißt es. Spekuliert wird derzeit noch, ob auch die NordLB dabei ist. Ein Banksprecher in Hannover soll dementiert haben.

Damit ist der erste Schritt des Privatisierungsverfahrens für die HSH Nordbank fristgerecht abgeschlossen. Bis zum 31. März 2017 sollen die Interessenten zunächst noch unverbindliche Angebote vorlegen. Die Investmentbank Citigroup organisiert den Verkauf für die Mehrheitseigner Hamburg und Schleswig-Holstein.

Angebotsfrist bis Ende März

Danach werden die Bieter, mit denen die Länder konkret verhandeln wollen, ausgewählt und können in einem streng vertraulichen »Datenraum« die internen Zahlen der HSH Nordbank einsehen, bevor sie ihre finalen Kaufgebote einreichen sollen.

Schleswig-Holsteins Finanzministerin Monika Heinold (Grüne) zeigte sich zufrieden: »Wir können zwar nicht garantieren, dass der Verkauf gelingt, aber wir tun alles, um den Verkauf zu ermöglichen«, sagte sie. Das Institut muss infolge von EU-Vorgaben spätestens 2018 verkauft werden. Gelingt dies nicht, ist es abzuwickeln. Es geht um bis zu 94,9% der von den Ländern Hamburg und Schleswig-Holstein gehaltenen Anteile einschließlich aller ihrer Vermögenswerte und Verbindlichkeiten.

Verkauf in zwei Teilen?

Die HSH rechnet selbst mit schwierigen Verhandlungen. Insider gehen von einem Verkauf in zwei Teilen aus. Demnach könnte die profitable Kernbank, zu der unter anderem das Immobilien- und Firmenkundengeschäft gehören, an eine andere (Landes-)Bank gehen; die defizitäre Abbaubank, in der vorrangig »notleidende« Kredite geparkt sind, eher Interesse bei einem Finanzinvestor wecken. Zu den potenziellen Käufern zählte früheren Berichten zufolge auch der US-Finanzinvestor Lone Star.

Hamburg und Schleswig-Holstein wollen sich dem Vernehmen nach bis zum Jahresende Zeit nehmen, um den Zuschlag zu erteilen. Bis zum 28. Februar soll/muss der Kaufvertrag unterzeichnet werden.

Die HSH Nordbank unterhält zwei Standorte in Hamburg und Kiel, acht Niederlassungen in Deutschland sowie ausgewählte ausländische Repräsentanzen in New York, Luxemburg, Athen, Hongkong und Singapur. Per 30. September 2016 beschäftigte sie 2.226 Mitarbeiter. In den ersten neun Monate 2016 erzielte sie einen Vorsteuergewinn von 183 Mio. € (nach IFRS).

73 Mrd. € in den Büchern

Das Portfolio der Kernbank umfasst[ds_preview] 50,7 Mrd. € (per 30. September 2016). Dazu kommen 22,3 Mrd. € (per 30.09 2016) in der seit 2008 existierenden Abbaubank. Die Länder sind berechtigt, nach dem Verkauf bis zu vier Jahre lang bis zu 25% der gesamten Aktien der HSH Nordbank zu halten.

Für das Segment Shipping lag der Gesamtertrag im dritten Quartal 2016 mit 102 Mio. € (2015: 109 Mio. €) nahezu auf Vorjahresniveau. Neugeschäft war im Jahresverlauf mit 200 Mio. € nur sehr selektiv eingegangen und im 3. Quartal gar nicht mehr abgeschlossen worden. Die Shipping-Engagements der Kernbank seien weiter reduziert und teilweise der Abbaubank zugeordnet worden, teilte die HSH seinerzeit mit.

Fast 1 Mrd. € an Wertberichtigungen

Das Gesamt-Portfolio im Shipping umfasste Ende 2016 noch gut 16 Mrd. € (2015: 18 Mrd. €), davon 7,1 Mrd. € in der Kernbank. Wertberichtigungen für Schiffskredite machten mit -959 Mio. € fast die komplette Risikovorsorge in Höhe von -979 Mio. € aus. Positiv auf das Ergebnis hätten sich insbesondere die Verlustabrechnungen im zweiten Quartal 2016 im Zusammenhang mit dem Länder-Portfolio-Transfer ausgewirkt.

Der Transfer notleidender Kredite an Hamburg und Schleswig-Holstein im nominellen Wert von 5 Mrd. € (Stichtag 31.12.2015) war ein zentraler Bestandteil der Vereinbarungen zwischen den beiden Ländern und der EU-Kommission und stellte eine wichtige Voraussetzung für den anstehenden Eigentümerwechsel dar. Tatsächlich zahlten die Länder nur 2,4 Mrd. €, die Differenz wurde aus den Ländergarantien ausgeglichen. Zusätzlich darf die Bank gemäß der EU-Entscheidung weitere 3,2 Mrd. € an den Markt veräußern und die Verluste daraus direkt gegen die Garantie abrechnen.