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Die Übernahme der Rickmers-Linie durch Zea[ds_preview]born ist vorerst nur der jüngste Schritt bei der Konsolidierung der MPP-Branche. Weitere Fusionen sind wahrscheinlich. 

? Zeaborn übernimmt Rickmers-Linie

Wie andere Schifffahrts-Segmente wartet auch die Mehrzweck- und Schwergutbranche auf eine dringend benötigte Erholung der Fracht- und Charterraten. Im Markt werden unterschiedlichste Strategien verfolgt, vor allem in Bezug auf die optimale Schiffsgröße.

MPPEinige setzen mittlerweile zunehmend auf kleinere Schiffe, die flexibler einsetzbar und leichter mit ausreichend Ladung zu befrachten sind, allerdings geringere Krankapazitäten haben. Im mittelgroßen Bereich sticht vor allem der F-Typ mit 12.500 tdw heraussticht, der als Arbeitstier gilt, von dem es aber sehr viele gibt.

Wieder andere Akteure setzen auf vergleichsweise große Schiffe mit 20.000 tdw wie die Hamburger Reederei Hansa Heavy Lift. Deren P2-Typen haben dem Vernehmen nach Stabilitäts- und Verbrauchsprobleme, sind aber besser für gut bezahlte Projektladungen geeignet. Die Rickmers-Linie geht sogar darüber hinaus. Für ihre Round-the-world-Dienste betreibt sie unter anderem neun »Superflex«-Schiffe mit 30.000 tdw. Dem Vernehmen nach war es zuletzt vor allem die Befrachtung dieser Schiffe, die der Reederei große Schwierigkeiten bereitete.

Branche im Umbruch

In der Branche läuft die Konsolidierung seit einiger Zeit auf Hochtouren. Die Übernahme der Rickmers-Linie durch Zeaborn ist die zweite Meldung innerhalb weniger Tage, die die nationale und internationale Mehrzweck- und Schwergutgemeinde aufhorchen lässt. Erst in der vergangenen Woche hatte die Hamburger Reederei Hansa Heavy Lift – vom Finanzinvestor Oaktree nach der Pleite der Bremer Beluga Shipping gegründet – mitgeteilt, dass CEO Roger Iliffe mit sofortiger Wirkung das Unternehmen verlässt.

Und vor wenigen Wochen war bekannt geworden, dass Thorco Projects aus Dänemark und die Hamburger Reederei MC-Schiffahrt einen gemeinsamen Pool mit 14 MPP-Schiffen gegründet haben. Auch der neue CCO der Leeraner Briese-Reederei, Lucius Bunk, hatte unlängst weitere Fusionen und Übernahmen in der Mehrzweckschifffahrt vorausgesagt.

Gerüchte um SAL-Verkauf

MPP3Darüber hinaus wird im Markt seit einiger Zeit über eine weitere anstehende Übernahme gesprochen. Nach Informationen der HANSA steht die deutsche Schwergutreederei SAL zum Verkauf. Die japanischen Eigner von »K« Line wollen den Carrier abgeben und verhandelt mit verschiedenen Wettbewerbern. Die Gespräche gestalten sich dem Vernehmen nach allerdings recht schwierig. Eine Einigung wird dennoch in Kürze erwartet.

Belastet wird die allgemeine Nachfrage im Markt auch dadurch, dass viele Ladungen von Bulkern oder Containerschiffen abgefahren werden, die ihrerseits ebenfalls Probleme haben, ihre Frachter zu füllen. Immer wieder beklagen sich Carrier hinter vorgehaltener Hand über diese Wechselwirkungen. Auf der anderen Seite fischen auch die MPP-Reeder nicht selten »in fremden Gewässern«. Seit jeher werden zur Auslastung der Flotte auf Backhaul-Reisen mitunter auch Bulk-Ladungen aufgenommen.

Erholung nicht vor Ende 2017

Einige MPP-Akteure sind mittlerweile am Ende der Belastbarkeit angelangt. Die Aussichten sind dabei maximal mittelfristig positiv. Das zumindest meint Susan Oatway, Expertin beim Branchendienst Drewry. Erste Anzeichen von Erholung erwartet sie erst Ende 2017, was vor allem am relativ kleinen Orderbuch und dem Alter der Flotte liege.

Besonders wichtig sind globale Infrastruktur- oder Energieprojekte. Die Verschiffung von Industrieanlagen, Maschinen, zerlegten Fabriken, Stahlprodukten sowie Komponenten von Windenergie- und Öl- und Gasanlagen stellen einen bedeutenden Anteil am Geschäft. Im Zuge der schleppenden weltwirtschaftlichen Entwicklungen und angesichts der nicht sonderlich hohen ausländischen Direktinvestitionen ist die Nachfrage seit einiger Zeit jedoch nicht ausreichend. Auch Afrika ist bestenfalls ein Hoffnungsträger, die Entwicklung bleibt bislang hinter den Erwartungen zurück. (MM)