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Bei der Hamburger Werft Blohm+Voss droht nach der Übernahme durch Lürssen ein massiver Stellenabbau. Rund 300 Mitarbeiter könnten ihren Job verlieren – das wäre etwa jede dritte Stelle bei dem Traditionsunternehmen.

Morgen will die Unternehmensführung die Beschäftigten darüber in[ds_preview]formieren, wie die Werft umgebaut wird. Offenbar gibt es nicht mehr genug Arbeit für alle Beschäftigten auf Steinwerder, nachdem dem Vernehmen nach mehrere sicher geglaubte Aufträge für die Reparatur und Wartung von Kreuzfahrtschiffen verloren gegangen sind. Ob die Restaurierung des historischen Frachtseglers »Peking« oder neue Aufträge der Marine an die Hamburger Traditionswerft gehen, ist noch nicht entschieden.

Blohm+Voss
Dock 10 + 11 bei Blohm+Voss (Foto: Wägener)

Die in Aussicht stehenden Aufträge der Marine zum Bau von fünf neuen Korvetten und für drei statt bislang eines vorgesehenen Mehrzweckkampfschiffs MKS 180 könnte an das erprobte Werftenkonsortium aus Blohm + Voss und Lürssen gehen – noch aber ist es nicht soweit. Rund 70 Mitarbeiter aus der Konstruktionsabteilung sind bereits seit Mitte vergangenen Monats in Kurzarbeit.

Bei der Übernahme im September vergangenen Jahres hatte Lürssen noch erklärt, man strebe »ein langfristiges Engagement an, um insbesondere das Leistungsspektrum von Reparatur- und Refit-Aktivitäten für Yachten, Marine- und kommerzielle Schiffe zu verstärken sowie das Neubaugeschäft von Marineschiffen innerhalb der Unternehmensgruppe abzurunden«.

Lürssen hatte Blohm+Voss vom britischen Private-Equity-Investor Star Capital Partners erworben, der im Dezember 2011 für einen kolportierten Preis von 150 Mio. € von ThyssenKrupp gekauft hatte.

Blohm + Voss war Ende der 1990er-Jahre in drei eigenständige Gesellschaften aufgeteilt worden und von Januar 2005 bis 2010 Betriebsteil der ThyssenKrupp Marine Systems AG (TKMS). ThyssenKrupp behielt nur noch den Marineschiffbau in Kiel. Star Capital hatte den Bereich Blohm + Voss Industries Anfang 2013 wiederum an die SKF-Gruppe verkauft, der heute unter dem Namen »SKF Marine GmbH« firmiert.

Lürssen übernimmt Blohm+Voss
Lürssen will mit Blohm+Voss seinen Marine-Schiffbau stärken (Foto: Thomas Wägener)

Das 1875 gegründete Familienunternehmen Lürssen mit Sitz in Bremen-Vegesack ist spezialisiert auf die Konstruktion und Fertigung von Yachten ab 60 m Länge, Marineschiffen sowie Küstenwachbooten. Das zivile und militärische Neubaugeschäft wird flankiert durch umfangreiche Serviceangebote im After-Sales-Bereich, darunter Reparaturen, Refits, Instandsetzungen sowie weltweite Logistikdienstleistungen.

Seit der Übernahme von Blohm+Voss vereint die Unternehmensgruppe Lürssen sechs Werften mit rund 2.800 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in allen norddeutschen Küstenländern.