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Die Norwegian Cruise Line ist keine Reederei für dezente Farbtöne. Die Bugbemalung des jüngsten Neubaus »Norwegian Joy« setzt wieder neue Maßstäbe. Bunter und größer ist Motto für den jüngsten Neubau. Von Frank Behling

Von Schiff zu Schiff übertrifft die Reederei die Kreation der Rumpfbemalung. Bei der Schiffsgröße hat NCL jedoch die Idealmaße gefunden[ds_preview]. 334m Länge und 41,4m Breite sind nun der Schlüssel für den Erfolg der drittgrößten Kreuzfahrtreederei im US-Markt. Mit der Baunummer 694 wurde im März 2017 die »Norwegian Joy« aus dem Dock 2 der Meyer Werft in Papenburg gezogen. Bis zur Vorstellung im Mai in Hamburg soll das neue Schiff für seinen Einsatz in Asien vorbereitet werden.

Für die Meyer Werft ist es kein Neubau wie jeder andere. Seit der ersten Ablieferung für NCL 2001 sind 16 Jahre vergangen und wie keine andere Reederei hat NCL den Papenburger Schiffbauern die Treue gehalten. Der Neubau 694 macht jetzt das Dutzend voll. Dabei war der zwölfte Neubau durchaus eine Herausforderung. Zwei Feuer stoppten im September und Oktober den Bau mitten in der Ausrüstungsphase. Die Werft konnte den betroffenen Bereich aber zwischenzeitlich erneuern.

Die »Norwegian Joy« ist das zweite Schiff der »Breakaway-Plus«-Klasse, die eine vergrößerte Version der 2013/2014 gelieferten Schwestern »Norwegian Breakaway« und »Norwegian Getaway« darstellt. Dieser Entwurf wurde auf 167800BRZ vergrößert und hat Platz für 4.200 Passagiere, die ab Juni ausschließlich aus China kommen, da der Cruise rauschließlich für den dortigen Markt bestimmt ist. Das wird nicht nur an der deutlich vergrößerten Spiel-Casino-Kapazitäten deutlich.

Die 2.100 Kabinen wurden von der Meyer Werft noch einmal vielfältiger als bei den drei Vorgängerinnen erweitert. So gibt es Kombinationsmöglichkeiten für Familien, die mehrere Kabinen zusammenschalten können. Aber auch Singles sind willkommen, mit eigens entwickelten Kabinen. Höhepunkt der Kabinen ist der bereits bei der »Breakaway« etablierte Club-Bereich »The Haven«. Dort sind die Suiten in einem speziell abgeschotteten Bereich untergebracht.

Fünf Motoren von MAN erzeugen mit 76.800 kW die Leistung für die elektrischen Azipod-Gondeln mit 40 MW als Fahrmotoren. Bei den Motoren handelt es sich um drei Motoren der Baureihe MAN B&W 12V48/60CR sowieso zwei MAN B&W 16V4860CR. Die Höchstgeschwindigkeit wird mit 22,5kn angegeben. Alle fünf Diesel haben ein eigenes Reinigungssystem. Die fünf Scrubber sollen das Schiff auch für die zu erwartenden Verschärfungen in Asien fit machen. Zur Reduzierung des Wasserwiderstands hat die Werft ein Air Lubrication-System in den Rumpf eingebaut.

Die Rumpfbemalung stammt vom chinesischen Künstler Tan Ping. Er gilt als Grenzgänger zwischen Kunst und Design mit einem Hang zu abstrakten Bildern und Kupferwerken. Ping wurde auch mit seinem Landschaftsdesign bei den Olympischen Spielen in Peking 2008 bekannt. Sein Thema für die Norwegian Joy ist der Phönix, ein mythischer Feuer-Vogel.

Bei der Ausstattung gehört eine 230m lange Kartbahn zu dem Neuerungen. Die Anlage erstreckt sich hoch oben auf den obersten Decks 18 und 19. Zu ihr gehört überdachte Boxengasse sowie Wartungsbereich für bis zu 20 Karts. Die Rennstrecke wird mit Zeitmessanlage und Fototechnik ausgestattet. Gefertigt wurde die Bahn in Kooperation von Meyer Werft und der B. Levermann GmbH aus Neuenrade. Ganz im Zeichen der Elektromobilität steht der Antrieb der Karts. Sie bekommen Elektromotoren und Batterien der neuesten Generation.

Der Neubau wird insgesamt 20 Decks haben und damit zu den höchsten Kreuzfahrtschiffen der Welt gehören. Die Zahl der Dining-Options, wie die Restaurants bei NCL genannt werden, soll bei über 30 liegen. Beim Bau war zunächst der Name »Norwegian Bliss« für dieses Schiff vorgesehen. Doch nach der Entscheidung zur Stationierung in Shanghai und Tianjin wurde der Name des Neubaus 694 geändert. Der Name »Norwegian Bliss« ist jedoch nicht gestrichen. Der Neubau 707 der Meyer Werft soll im Frühjahr 2018 in Fahrt kommen. Dieses Schiff wird dann die Nummer 13 in der Bauliste von Meyer für NCL sein. Insgesamt hat die Reederei dann 16 der 17 Schiffe der NCL-Flotte von deutschen Werften bauen lassen. Drei Schiffe wurden von der Lloyd Werft in Bremerhaven gebaut.
Frank Behling