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Die letzten Zweifel sind ausgeräumt: Somalische Piraten haben erstmals seit Jahren wieder ein Schiff entführt. Die EU-NavFor-Mission »Atalanta« bestätigte jetzt, dass es eine Lösegeldforderung gibt.

Nach einigen Stunden vergeblicher Versuche habe man schließlich telefonischen Kon[ds_preview]takt zum Kapitän der »Aris 13« herstellen können, teilte das Hauptquartier der europäischen Anti-Piraterie-Mission jetzt mit. Zuvor hatte es geheißen, dass man einen »Zwischenfall« bestätigen könne und weitere Details untersucht würden.

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Source: OceanusLive.org

Laut dem Kapitän befindet sich das unter der Flagge der Komoren fahrende Bunkerschiff »Aris 13« in der Gewalt einer Gruppe somalischer Piraten. Sie fordern ein Lösegeld, über dessen Höhe allerdings bislang nichts bekannt ist. Sie hatten das Schiff eines arabischen Eigners gestern mit zwei Schnellbooten am Horn von Afrika vor der Küste Puntlands attackiert, gekapert und schließlich an die Küste steuern lassen. Der Mitteilung zufolge liegt die »Aris 13« mittlerweile nahe des Ortes Alula vor der Küste.

Ein Flugzeug der »Atalanta«-Mission habe sich direkt nach dem eingegangenen Notruf von seiner Basis in Djibouti auf dem Weg zum Bunkerschiff gemacht und beobachte die Situation weiter, heißt es seitens des Hauptquartiers.

Gerüchte über deutsches Schiff

Nach dem Bekanntwerden des Vorfalls hatten zunächst auch Gerüchte darüber kursiert, dass das entführte Schiff womöglich einem deutschen Eigner gehört. Eine »Atalanta«-Sprecherin bestätigte jedoch der HANSA, dass dies definitiv falsch sei.

Die Entführung der Bunkerbarge ist die erste erfolgreiche Kaperung durch somalische Piraten seit 2012. Durch den massiven Einsatz privater Sicherheitskräfte an Bord von Handelsschiffen und große internationale Militärmissionen war es zuvor gelungen, die ausgeuferte Piraterie entscheidend einzudämmen. Seitdem wird über das Problem vor allem im Zuge von Prozessen gegen festgenommene Seeräuber gesprochen, zuletzt etwa im Fall der »Orkim Harmony« oder des Anführers »Big Mouth«.

In den vergangenen Jahren hatten sich vor allem Westafrika und Südostasien als Hotspots der weltweiten Piraterie herausgebildet. Vor Nigeria war zuletzt ein Mehrzweckschiff der Leeraner Reederei Briese gekapert worden. Die Seeleute kamen erst gegen Zahlung eines Lösegelds wieder frei. In Asien gelten besonders die Gewässer zwischen den Philippinen und Malaysia als gefährdet. Dort ist die Terrorgruppe Abu Sayyaf aktiv und entführt immer wieder Seeleute. Auch Segler sind betroffen, wie das Schicksal des deutschen Jürgen Kantner zeigt, der nach Ablauf einer Lösegeldfrist hingerichtet worden war.