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Risiken für RoRo-Tonnage sind deutlich gestiegen. Die IUMI mahnt Eile bei Überprüfung der Sicherheitsbestimmungen an, schreibt Michael Hollmann


Obwohl ringsherum Wasser ist, gehört Feuer seit je her zu den Hauptgefahren auf See. Vor allem Brände von Containerschiffen sorgen[ds_preview] in den vergangenen Jahren immer wieder für Schlagzeilen – ob auf offener See mitten im Atlantik wie im Fall der »MSC Flaminia« oder auch im Hafen wie im Fall der »CCNI Arauco« letztes Jahr in Hamburg. Für die Schiffsversicherer steht das Thema schon seit langem ganz oben auf der Tagesordnung.

Ihr internationaler Dachverband – die International Union of Marine Insurance (IUMI) – macht sich seit einigen Jahren für die Erweiterung der Brandschutzvorrichtungen auf Containerschiffen stark. Jetzt rückt die Organisation auch RoRo-Schiffe und Car Carrier in den Fokus. Das Risiko von Feuer und Explosionen an Bord der für Fahrzeuge und andere rollende Güter ausgelegten Schiffe hat zuletzt drastisch zugenommen. Das zeigen Schadensdaten des nordischen Seeversicherungsverbandes (CeFor), der die IUMI traditionell mit Statistiken unterstützt.

Spektakuläre Havarien wie die Brände der »Norman Atlantic« Ende 2014 und der »Sorrento« im Frühjahr 2015 im Mittelmeer sind demnach nur die Spitze des Eisbergs. Laut Cefor-Statistik ist die Schadensfrequenz in der Kategorie Feuer/Explosionen für RoRo-Frachter auf 1,5% gestiegen – so hoch wie seit vielen Jahren nicht. Damit sind sie in punkto Brandsicherheit mit großem Abstand das Schlusslicht unter allen Schiffstypen. Konkret sind unter 200 RoRo-Schiffen pro Jahr drei Einheiten betroffen. Bei Containerschiffen ist es laut Cefor-Statistik durchschnittlich nur eines.

Diverse Expertengremien – unter anderem bei der European Maritime Safety Agency (EMSA) – hatten sich über die Jahre bereits mit dem Thema beschäftigt. Seitdem auch die IMO wieder aktiv wurde, könnte aus Sicht der Versicherer endlich der lang ersehnte Stein ins Rollen kommen. Das Sicherheitskomitee (MSC) hat ihr »Sub-Committee on Ship Systems and Equipment« (SSE) mit einer Überprüfung der SOLAS-Brandschutzvorschriften für RoRo-Tonnage beauftragt. In zwei Jahren sollen die Ergebnisse vorliegen.

Ob die Schiffe künftig besser für die Brandbekämpfung ausgestattet werden müssen, ob es gar konstruktive Veränderungen geben soll oder ob doch alles beim Alten bleibt, ist noch unklar. »Es wird sicher nicht die eine revolutionäre Maßnahme geben, und dann ist alles gut«, dämpft IUMI-Generalsekretär Lars Lange die Erwartungen. Vielmehr komme eine Vielzahl von Stellschrauben in Betracht – angefangen bei der Wartung der Sprinkleranlagen an Bord, über ausreichende Wasserdrücke beim Löschen bis zu Sicherheitsschulungen und Ladungssicherungsmaßnahmen.

Was die speziellen Brandrisiken für Ro/Ro-Schiffe angeht, herrscht weitgehend Klarheit. Eine IMO-Untersuchung aus dem Jahr 2012 zeigt, dass der Großteil der Schiffsbrände zwischen 1994 und 2011 von den geladenen Gütern ausging – zum Beispiel durch Überhitzung oder Kurzschlüsse. In den meisten Fällen entzündeten sich Kühlaggregate oder -trailer, elektrische Fahrzeugsysteme, Motoren oder anderes Frachtgut. Auf den weitläufigen, gut belüfteten Decks der Schiffe breiten sich die Flammen relativ leicht aus.

Generell sei das Brandrisiko bei Fahrzeugen im Ruhezustand sehr gering, doch durch Häufung Tausender kleiner Einzelrisiken an Bord einer Fähre werde daraus eine ernstzunehmende Gefahr, stellt die IUMI in einem aktuellen Positionspapier fest. Der Verband appelliert an Reedereien und Charterer, die geltenden Sicherheitsvorschriften zu befolgen. Präventive Maßnahmen wie der sorgfältige Umgang mit den Ladungsgütern sei genauso wichtig wie die Brandbekämpfung selbst.

Der North P&I Club hat gerade eine Brandschutz-Broschüre für die Ro/Ro-Schifffahrt herausgebracht, die auf zehn Seiten die »Best Practice« zu dem Thema aufzeigt: von der Schulung des Personals über Instandsetzung, Überwachung und Sicherheitsmaßnahmen bis zur Bekämpfung eines Brandes. Die Überwachungs- und Alarmsysteme an Bord der Schiffe seien inzwischen ziemlich zuverlässig, »wichtig ist, dass die Crew mit diesen Systemen auch umgehen kann und jedem Alarm nachgeht«, sagt Colin Gillespie, Schadensexperte beim North P&I Club.


Michael Hollmann