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Die Marenave Schiffahrts AG hat sich mit ihren finanzierenden Banken auf eine Restrukturierungs-Vereinbarung geeinigt. Bedingung: der Verkauf der gesamten Flotte.

Seit Monaten wurde um die Zukunft der Marenave gerungen. Mehrfach hatten die Banken Aufschub gewährt, um [ds_preview]eine Sanierungslösung zu finden. Nun scheint eine Einigung erzielt.

Teil der Vereinbarung sei auch eine Verzichts- und Verwertungsvereinbarung, heißt es in einer Mitteilung. Damit seien die maßgeblichen vertraglichen Grundlagen für eine vollständige Enthaftung der Gesellschaft von ihren Finanzverbindlichkeiten geschaffen.

Marenave-Flotte muss verkauft werden

Bedingung dafür ist der Abverkauf der gesamten Marenave-Flotte. Die Gruppe bündelt unter einer operativen Holding über vier Komplementär-GmbH insgesamt 13 operative Schiffsgesellschaften für sechs Produktentanker, vier Bulker, zwei Containerschiffe und einen Car Carrier.

Marenave, OffenBei der Veräußerung der Schiffe sollen die Banken auf die offenen Forderungen aus den Schiffsfinanzierungsdarlehen insoweit verzichten, als dies für die Ermöglichung einer solventen Liquidation der jeweiligen Einschiffsgesellschaft erforderlich ist.

Noch ist die angestrebte Rettung nicht in trockenen Tüchern. Denn eine der finanzierenden Banken hat der Lösung nicht zugestimmt und muss aus dem Kreis der Darlehensgeber ausscheiden. Außerdem bestünden verschiedene Kündigungsrechte vor, falls »bestimmte Meilensteine« nicht fristgemäß erreicht werden.

Einstieg von Offen und Ernst Russ

Die Enthaftung ist wiederum wesentliche Voraussetzung für den Einstieg neuer Investoren. Ende Februar waren die Offen-Gruppe und die DEVK-Versicherung mit einer Beteiligung von 2 Mio. € bei Marenave eingestiegen. Je nach weiterem Projektverlauf hatten sich beide Investoren zudem verpflichtet, ihr Engagement um weitere 14 Mio. € zu erhöhen. Die Investorenvereinbarung sieht eine enge strategische Zusammenarbeit beider Unternehmen vor, daher sei eine personelle Mitwirkung der Offen-Gruppe in Aufsichtsrat und Vorstand der Gesellschaft zugesagt worden, hieß es damals.

Marenave, Offen, Ernst RussBereits im Dezember 2016 war jedoch ein anderer Investor – unerwartet für die bis dato Beteiligten – ins Spiel gekommen. Die Ernst Russ AG hatte zunächst 22,26 % der Stimmrechte bei der Marenave AG erworben und wenig später ihren Anteil auf 25% erhöht. Dies sei aber nicht der erhoffte Investor, hatte der Marenave-Vorstand umgehend betont. Ernst Russ hüllt sich bislang in Schweigen.

Zur künftigen Struktur, zur Verteilung der Anteile und der künftigen Ausrichtung des Unternehmens wurden zunächst keine Angaben gemacht. Mit Offen und Ernst Russ stehen sich allerdings zwei Unternehmen bei Marenave gegenüber, die offensichtlich unterschiedliche Interessen verfolgen.

Offen hatte zuletzt mit der Übernahme der Münchner Conti-Gruppe einen Coup gelandet. Damit wechselt eine fahrende Flotte von 68 Schiffen nach Hamburg, darunter 30 Containerschiffe, 29 Bulker sowie 8 Produktentanker. Mit zum Paket gehört die Beteiligung von 67,5% an der Bremer Bereederungs-Gesellschaft BBG, die eine Flotte von 35 Bulkern (Ultramax, Supramax, Panamax und Post-Panamax) im technischen Management hat.