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Die weltweite Piraterie fordert weitere Todesopfer: Während vor Ostafrika zwei Seeräuber erschossen wurden, enthauptete die Terrorgruppe Abu Sayyaf auf den Philippinen erneut einen Seemann.

Nach der Entführung kleinerer Schiffe und dem gescheiterten Angriff auf den Bulker »OS 35« haben somalische Piraten erneut versucht, ein größeres Schiff in ihre Gewalt zu bringen. Vor der jemenitischen Küste im Golf von Aden hat am Wochenende eine kleine Gruppe bewaffneter Männer in einem Skiff den Tanker »Alheera« attackiert, berichten chinesische Medien.

Den Angaben der staatlichen Agentur Xinhua zufolge gaben die Piraten Schüsse auf das Deckshaus des 10.000-Tonners ab. Die chinesische Fregatte »Hengyang« kam dem Tanker nach einem Notruf zu Hilfe und schlug die Angreifer in die Flucht. Laut somalischen Behörden in der Region Puntland wurden dabei zwei der Piraten erschossen, heißt es seitens der Nachrichtenagentur AP.

Befreit ist mittlerweile die Dhau »Al Kaushar«, die Anfang April gekapert worden war. Somalische Sicherheitseinheiten konnten in mehreren Operationen das Schiff und die Seeleute befreien sowie ein Dutzend Somalier festnehmen.

Erneute Enthauptung in Asien

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Duterte verfolgt eine »Strategie der harten Hand« gegen Terroristen und Piraten

Unterdessen haben Seeräuber in Südostasien erneut einen entführten Seemann getötet. Philippinische Behörden bestätigten, dass die Terrorgruppe AbuSayyaf den Kapitän des Fischereischiffs »Ramona 2« Noel Besconde enthauptet hat. Anders als sonst soll die Tötung aber nicht auf eine verstrichene Frist zur Lösegeldzahlung zurückgehen. Vielmehr gehen die Behörden davon aus, dass die Gruppe ein neues Versteck suchen wollte und die Geisel sie aufgehalten habe, sagte ein Militärsprecher.

Ungeachtet dessen haben die Entführer noch immer drei weitere Crewmitglieder der »Ramona 2« seit letztem Jahr in ihrer Hand. Ihr Schicksal ist unklar. Die muslimischen Terroristen von Abu Sayyaf verdingen sich seit einiger Zeit als Piraten und erpressen hohe Lösegelder.

Die Enthauptung von Besconde war nicht die erste – vor wenigen Monaten wurde unter anderem der deutsche Segler Jürgen Kantner auf die gleiche Weise getötet. Der philippinische Präsident Duterte will das Problem mit aller Macht ausmerzen und nimmt dafür auch den Tod von Geiseln in Kauf. Zuletzt bat er China um militärische Hilfe. Die Piraten sollen insgesamt noch 20 Seeleute als Geiseln haben.

Hintergrund: EU-Mission & Hotspots

Die EU ist mit ihrer Mission trotz des Rückgangs der Piraterie noch vor Ort. Anders als etwa die NATO. Sie hat mittlerweile ihre Kapazitäten auf andere Krisenherde verlegt und Anti-Piraterie-Operationen am Horn von Afrika zurückgefahren. Seit der Verbesserung der Lage wird über das Problem vor allem im Zuge von Prozessen gegen festgenommene Seeräuber gesprochen, zuletzt etwa im Fall der »Orkim Harmony« oder des Anführers »Big Mouth«.

Die Ursachen der somalischen Piraterie, eine fehlende Perspektive der Bevölkerung, illegale Fischerei und der Bürgerkrieg, sind jedoch nach wie vor sehr präsent. Daher warnen Experten seit langem davor, die Gefahr herunterzuspielen.

Die neuen Entführungen vor Ostafrika haben in der Schifffahrt Bedenken hervorgerufen, dass die Piraterie dort wieder aufflammt. Nach der Hochphase vor einigen Jahren war das Problem unter anderem durch den massiven Einsatz von privaten bewaffneten Sicherheitsteams sowie umfangreichen Militärmissionen von EU, NATO sowie einzelnen Ländern wie China, Südkorea, Japan und Iran – zumindest vorübergehend – gelöst worden.

In den vergangenen Jahren hatten sich vor allem Westafrika und Südostasien als Hotspots der weltweiten Piraterie herausgebildet. Vor Nigeria war zuletzt ein Mehrzweckschiff der Leeraner Reederei Briese gekapert worden. In Asien gelten besonders die Gewässer zwischen den Philippinen und Malaysia als gefährdet. Dort ist die Terrorgruppe Abu Sayyaf aktiv. Auch Segler sind betroffen, wie das Schicksal des deutschen Jürgen Kantner zeigte.