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Die Tanker-Reederei Frontline von John Fredriksen eröffnet eine neue Runde m Poker um eine mögliche Übernahme des Rivalen DHT samt der Tankerflotte von BW.

Für John Fredriksen, den norwegischen Schiffsmagnaten, gilt ein »Nein« offenbar nicht. Nach dem abgeschmetterten Übernahmean[ds_preview]gebot seiner Tankerreederei Frontline für den Rivalen DHT legt er nun ein neues Angebot für eine mögliche Fusion vor. Es geht um nicht weniger als die Schaffung des weltweit führenden Anbieters von VLCC-Tankern.

Angebot – Ablehnung – neues Angebot – neue Ablehnung … Seit Wochen bemüht sich Frontline um die Übernahme von DHT. Bislang ohne Erfolg. Im Gegenteil. In einem Gegenmanöver zu der als »feindlich« empfundenen Frontline-Offerte hatte DHT verkündet, die VLCC-Flotte der BW Group zu übernehmen. Auf den ersten Schiffen wurde der Flaggenwechsel bereits vollzogen.

Nun kontert Fredriksen erneut: Im vorerst letzten Akt des Dramas schlägt er erneut eine Fusion mit DHT Holdings einschließlich der erst jüngst erworbenen 11 VLCCs der BW Group vor. Der bereits dreimal vom DHT-Management zurückgewiesene Bewerber bietet jetzt 0,8 Frontline-Aktien für 1 DHT-Aktie. Der Preis liege damit immerhin um 18% über dem aktuellen Börsenpreis, betont Frontline. Außerdem würden beide Seiten von Kostensenkungen, Synergieeffekten und einem besseren Zugang zu den Kapitalmärkten profitieren. Zuvor lag die Quote des angepeilten Aktientauschs bei 0,725.

Kampf der Tanker-Giganten

Eine mögliche Fusion der beiden Börsen-gelisteten Reedereien würde einen Tanker-Giganten mit allein 40 Großtankern schaffen. Frontline besitzt eine Flotte von 20 VLCC, 15 Suezmax, 13 LR2- sowie 2 Produktentanker und drei MR-Tanker, betreibt zudem sieben weitere Schiffe unter Third Party Management. Die Flotte von DHT umfasst 19 VLCCs und 2 Aframax-Tanker.

Der Branchendienst VesselsValue beziffert den Wert der DHT-Flotte einschließlich der 11 BW-Tanker (10 Mio. dwt) mit 1,64 Mrd. $. Frontlines 44 Schiffe (7.595.200 dwt) sind demnach 1,93 Mrd. $ wert. Bei einer Fusion (78 Schiffe / Flotte 3,57 Mrd. $) entstünde das zweitteuerste Tankerunternehmen weltweit hinter COSCO Shipping Energy Transportation 125 / 3,93 Mrd. $) und vor China VLCC (53 / 3,15 Mrd. €), Scorpio Tankers (87 / 2,72 Mrd. $) und Maran Tankers (54 / 2,5 Mrd. $).

DHT, Frontline
Die DHT-Chefs Trygve P. Munthe (li.) und Svein Moxnes Harfjeld (Foto: DHT)

Mit der Ende März vereinbarten Übernahme der VLCC-Flotte von BW hatte DHT wiederum Tatsachen geschaffen und reklamiert für sich die Marktführerschaft. Für rund 538 Mio. $ sollen elf Großtanker einschließlich zweier Neubauten übernommen werden. Mit dann 30 VLCC und 2 Aframaxen, steigt DHT/BW zum drittgrößten Anbieter am Tanker-Markt auf.

Gegen den Deal, der die BW Group mit rund 33,5% zum größten Anteilseigner bei DHT macht, hatte Fredrikens Frontline sogar vor einem US-Gericht geklagt. Die Argumentation: Das DHT-Management habe die eigenen Aktionäre nur unzureichend über das Angebot informiert. Die Klage wurde vor wenigen Tagen zurückgewiesen.

DHT wehrt sich mit allen Kräften

Die früheren Avancen von Frontline, die zwischenzeitlich 16% der Anteile am Konkurrenten aufgekauft hatte, waren vom DHT-Vorstand als »unangemessen« und »völlig unzureichend« zurückgewiesen worden. Dies sei nicht im Interesse des Unternehmens oder seiner Anteilseigner, hatte die Reederei seinerzeit mitgeteilt. Zusätzlich war ein sogenannter »Aktionärsrechtsplan« (poison pill) in Kraft gesetzt worden, der Konkurrenten davon abhalten soll, mehr als 10% der Anteile an dem Unternehmen zu erwerben. Er gilt ein Jahr.

Auch das neuerliche Angebot werde man prüfen, versicherte DHT. Doch man sehe darin keine Verbesserung gegenüber den vorherigen Offerten. Außerdem sei die von Frontline gesetzte Frist von weniger als 24 Stunden für eine Antwort völlig inakzeptabel. Man werde daher zu gegebener Zeit reagieren, heißt es.

»Wir sind davon überzeugt, dass der vorgeschlagene Zusammenschluss maximale Vorteile für beide Seiten hätte«, sagt dagegen Frontline-CEO Robert Hvide Macleod. »Wir müssen sicherstellen, dass die Aktionäre von DHT die Möglichkeit haben, unser Angebot zu prüfen.«

DHT hatte zuletzt vergleichsweise starke Quartalszahlen präsentiert. Das Nettoergebnis von 17,8 Mio. $ lag zwar deutlich unter dem des Vorjahres (32,4 Mio. $), war aber besser als von Analysten erwartet worden war. Auch das EBITDA von 49,7 Mio. $ hatte die Prognose von 41 Mio. $ übertroffen.

Gleiches gilt für Frontline. Für das 4. Quartal 2016 war ein Gewinn von 18,3 Mio. $ gemeldet worden (Q4 2015: 5,5 Mio. $). Für das gesamte Jahr waren es 117,0 Mio. $ gegenüber 154,6 Mio. $ im Jahr zuvor.