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Der Hafen Brake erwartet ein schwieriges Geschäftsjahr. Ein Mangel an Projekten belastet Umschlag von Stahl und Anlagen.

Nach beträchtlichen Umschlagzuwächsen und Kapazitätssteiggerungen in den vergangenen Jahren hat sich für den Unterweserhafen Brak[ds_preview]e das Blatt jetzt gewendet. 2016 sanken die umgeschlagenen Gütermengen bereits um 5% auf 6,72 Mio. t, und für dieses Jahr wird ebenfalls mit einem Rückgang gerechnet.

Für alle Bereiche zeichne sich ein schwieriges Geschäftsjahr ab, erklärte Jan Müller, Vorstandsvorsitzender des örtlichen Umschlagunternehmens J. Müller AG. Im wichtigen Getreide- und Futtermittelgeschäft seien die sonst üblichen Getreideimporte aufgrund von Ernteergebnissen und allgemeinen Marktentwicklungen bislang ausgeblieben. Zusätzlich würden die Importvolumina durch die anhaltende Vogelgrippe gedämpft, welche sich negativ auf die Nachfrage nach Futtermitteln auswirke.

Bereits im vergangenen Jahr waren die Getreide- und Futtermittelmengen in Brake um gut 9% auf 3,27 Mio. t gesunken. Noch stärker gingen die Tonnenumfänge bei Eisen und Stahl (-23%) sowie Windkraftanlagen und Projektgütern (-10%) zurück.

Investitionen werden fortgesetzt

Müller betrachtet die aktuelle Flaute eher als Wachstumsdelle, nicht als Beginn einer längeren Talfahrt, und will auch dieses Jahr weiter investieren. 9 Mio. € seien für den Bau eines neuen Sozialgebäudes und weitere Maßnahmen vorgesehen. Hinzukommen Investitionen in Höhe von rund 8 Mio. € seitens der Hafenbetriebsgesellschaft Niedersachsen Ports, die in der zweiten Jahreshälfte den geplanten zweiten Großschiffsliegeplatz an der Südpier für J. Müller in Betrieb nehmen will.

Ein Viertel der Investitionssumme sei für die Anschaffung eines neuen Krans vorgesehen, erklärte der Geschäftsführer von Niedersachen Ports, Holger Banik. Er sehe Brake langfristig auf Wachstumskurs im Breakbulk-Umschlaggeschäft mit Agrarprodukten, Eisen, Stahl und Forstprodukten. »Wir schauen nicht auf die Zwischenhochs und die Zwischentiefs«, so Banik.

Wenn die Auslastung der Anlagen jedoch wie befürchtet kurzfristig weiter absinkt, könnte es zu Beschäftigungsproblemen kommen. Jan Müller hofft, die Schwankungen durch flexible Arbeitseinteilung und ohne Anmeldung von Kurzarbeit dieses Jahr auffangen zu können. Entsprechende Spielräume seien bereits 2015 im Rahmen des Projekts »Alpha« mit der Arbeitnehmerseite vereinbart worden.

Weservertiefung ist ein »Muss«

Um vor allem im wichtigen Getreideumschlaggeschäft auf lange Sicht wettbewerbsfähig zu bleiben, sei entscheidend, dass die lange geplante Vertiefung der Unterweser bis Brake auch wirklich kommt, unterstrich Müller. Nach einer Entscheidung des Bundesverwaltungsgerichts Ende vergangenen Jahres müssen die Planungen dafür aufwendig überarbeitet werden. Bis 2020 solle das Projekt genehmigungsreif sein, hieß es seinerzeit. Wann es zur Umsetzung kommt – darüber möchte Müller nicht spekulieren.

Nach einer Vertiefung wäre Brake in der Lage, voll abgeladenen Panamax-Bulker mit 12,80 m Tiefgang abzufertigen, wie sie von wichtigen Importländern wie Saudi-Arabien gefordert werden. »Das ist eine Grundbedingung bei den Ausschreibungen. Ansonsten ist man vom Exportgetreide ausgeschlossen«, verdeutlichte Thomas Bielefeld, stellvertretender Vorsitzender der J. Müller AG.

Im Stahl- und Projektgutumschlag hat Brake mit noch schärferem Gegenwind auf den Märkten zu kämpfen. Der Export von Röhren und Blechen hängt stark von Pipeline-Projekten auf der Welt ab, von denen es derzeit nicht viele gibt. Die laufenden Lieferungen über Brake für die transadriatische Pipeline (TAP) kämen bald zum Abschluss, »Folgeprojekte sind derzeit nicht in Sicht«, sagte Martin Krahl, der für den Bereich Stahl + Projekte bei J. Müller verantwortlich zeichnet.

Beim Import von Windenergieanlagen spüre man bereits die Auswirkungen der neuen Ausschreibungs- und Förderrichtlinien für Windenergieprojekte. »Das sorgt für Unsicherheit bei den Kunden«, stellte Krahl fest. Künftig dürfte der Export in dem Bereich eine größere Rolle spielen. Chancen rechne sich Brake speziell beim Export vieler Altanlagen aus, für die ab 2020 die Förderung auslaufe. »Die Tendenz wird wohl sein, dass die alten Anlagen nicht verschrottet, sondern zwecks Wiederaufbau nach Asien oder nach Südamerika geliefert werden«, so Krahl. (mph)