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Die folgenreiche Havarie der »Emsmoon« an der Friesenbrücke in Weener hat keine seerechtlichen Konsequenzen für den Kapitän und den Lotsen.

Wie das zuständige Seeamt jetzt mitteilte, dass dem Kapitän und dem Seelotsen keine Fehler anzulasten sind. In einer mündlichen Verhandlung[ds_preview] waren zuvor die Männer sowie weitere Zeugen zu der Kollision am 3. Dezember 2015 befragt worden.

Nach dem Beschluss wurde das Verfahren eingestellt. Das Seeamt hatte festzustellen, ob einem der Verantwortlichen an Bord des Schiffs der Reederei Grona Shipping ein persönliches Versagen vorzuwerfen ist und zuku?nftig eine Gefahr fu?r die Schifffahrt von den Betroffenen ausgeht. »Zur Überzeugung des Seeamtes sind dem Kapitän und dem Seelotsen keine Fehler anzulasten, die einen Mangel an Eignung zur Ausu?bung der verantwortlichen Tätigkeit an Bord von Seeschiffen erkennen lassen«, teilte die Behörde mit. Vielmehr sei der Lotse aufgrund eines Missverständnisses in der Kommunikation mit der Friesenbru?cke davon ausgegangen, dass die Bru?cke bei der Ankunft des Schiffes geöffnet sei. »Das Missverständnis wurde nicht erkannt und nicht aufgeklärt«, so der abschließende, knappe Kommentar des Seeamts.

BSU übt scharfe Kritik an Bedingungen vor Ort

Die »Emsmoon« war bei guten Witterungsbedingungen um 18.23 Uhr mit der geschlossenen Brücke kollidiert. Dabei wurde die Brückenklappe komplett zerstört, die Aufbauten wurden um einige Meter verschoben. Die Bundesstelle für Seeunfalluntersuchung hatte erst im Februar ihren ausführlichen Bericht zu der Havarie veröffentlicht. Auch die BSU kam zu dem Schluss, dass es einen »beidseitig missverständlichen Funkverkehr zwischen Lotsen und Brückenwärter« gegeben habe. Auch habe zu der Kollision beigetragen, dass die Schifffahrtssignale an der Brücke nicht rechtzeitig erkannt werden konnten, weil u.a. die hellen Lichter und Dampfwolken einer Fabrik sowie die Decksbeleuchtung eines Baggers störten.

Insgesamt wurde relativ scharfe Kritik an den Bedingungen vor Ort geübt. Die BSU bemängelte darüber hinaus die bestehenden Verfahren an der Brücke und gab umfängliche Sicherheitsempfehlungen ab. Die technische Ausrüstung sei an Bord und an Land sei unzuverlässig gewesen. Kritisiert wurden u.a. die Vereinbarungen zwischen der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung der der Deutschen Bahn AG, »die durch Verfahrensanweisungen ersetzt werden sollten, in den klare Prozeduren im UKW-Sprechfunkverkehr über den Status der Brücke sowie der Stellung der Signale enthalten sind.«

Darüber hinaus empfiehlt die BSU, dass feste Vorsignale am Rand des Fahrwassers installiert werden und Lotsen in Echtzeit auf ihren mobilen Computern über Brückensignale informiert werden. »Das Informationssystem der Verkehrszentrale Emden sollte so anzupassen sein, dass in einer großmaßstäbigen elektronischen Karte eingezeichnete Bauwerke und Brückensignale überwacht werden können«, hieß es in dem Bericht weiter. Die verantwortlichen Wachoffiziere sollten außerdem »nur in kurzen Phasen« dem Lotsen die Ruder- und Kommandoelemente auf der Ems überlassen.

 

Diskussion um Neubau

Die Bahn- und Fußgängerbrücke zwischen den Gemeinden Weener und Westoverledingen wurde seinerzeit so schwer beschädigt, dass sie komplett außer Betrieb genommen werden musste. Eine Flussquerung an der Stelle ist nicht möglich, der Bahnverkehr zwischen Deutschland und den Niederlanden hier unterbrochen. Seither wird in der Region intensiv über das weitere Vorgehen – Neubau oder Reparatur – diskutiert, weil es noch immer keine Abhilfe gibt. Zuletzt hatten die Papenburger Unternehmen Meyer Werft und Schulte & Bruns die Gründung einer neuen Firma angekündigt, die einen Fährverkehr betreiben soll.

Meyer Werft Schulte und Bruns klein
Die geplante neue Fähre (Foto: Meyer Werft)

Nach fast eineinhalb Jahren gibt es noch immer keine Abhilfe. Seither ist eine Flussquerung an dieser Stelle nicht möglich und der Bahnverkehr zwischen Deutschland und den Niederlanden ist unterbrochen.

Nach Angaben der deutschen Bahn würde ein Wiederaufbau rund 30 Mio. € kosten und sich bis ins Jahr 2021 hinziehen. Für die Meyer Werft wäre ein Neubau der 1926 errichteten Brücke attraktiver, weil die Abmessungen dann für die Überführungen ihrer immer größeren Kreuzfahrtschiffe angepasst werden könnten. Die Entscheidung für eine Fähre beinhaltete gleichzeitig auch die Hoffnung auf eine zeitnahe Entscheidung für eine zukunftsorientierte Brückenkonstruktion der Friesenbrücke, hieß es bei der Bekanntgabe des Fährenprojekts. Sie könne der Region und den regionalen Betrieben Entwicklungschancen bieten. »Sie jetzt wieder so aufzubauen, für Schiffe, die es schon jetzt und erst recht in Zukunft nicht mehr gibt, wäre keine akzeptable Lösung«, betonte Geschäftsführer Tim Meyer.