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Claus-Peter Offen übernimmt die Conti Unternehmensgruppe aus München mitsamt den Anteilen an der Bulker-Reederei BBG aus Bremen. Mit jetzt 169 Schiffen rückt er wieder in die Top drei der Trampreeder vor. Von Krischan Förster

Als Claus-Peter Offen vor Jahren mehrere 14.000TEU-Schiffe bestellte, sorgte er nicht nur für einen Aha-Effekt in der[ds_preview] Branche. Er setzte sich damit weltweit an die Spitze der Trampreeder. Mit Ausbruch der Krise aber zogen andere vorbei. Seaspan, Costamare, Peter Döhle und zuletzt China Shipping. Die letzten Neubauten wurden 2012 gebaut, seither gab es keine Bestellungen mehr.

Mit der Übernahme der Conti-Gruppe setzt Offen das vorerst letzte Ausrufezeichen im fortlaufenden Konsolidierungsprozess unter den deutschen Reedereien. Dem Vernehmen nach hatten andere Interessenten wie MPC Capital oder die Reederei Ernst Russ aus der Döhle-Gruppe das Nachsehen.

Über Einzelheiten der Übernahme wie etwa den Kaufpreis hüllen sich die Beteiligten in Schweigen. Nach Informationen der HANSA soll ein niedriger, einstelliger Millionenbetrag von Hamburg nach München überwiesen worden sein. Das wäre nach monatelangen Verhandlungen geradezu ein Schnäppchen. Denn für eine vergleichsweise niedrige Summe erhält Offen eine fahrende Flotte von 68 Schiffen, darunter 30 Container-Carrier (207.712TEU), 29 Bulker sowie acht Produktentanker.

»Für uns ist diese Übernahme ein weiterer Schritt in unserer Wachstumsstrategie«, ließ der Unternehmenschef nach der Vertragsunterzeichnung verlauten. Allein die Container-Flotte wächst von 65 auf 95 Schiffe mit einer Kapazität von insgesamt 631.000TEU an. Das bedeutet die Rückkehr auf Rang 2 im weltweiten Ranking der Tramp-Reeder hinter Seaspan (797.041TEU), aber vor China Shipping (570.234TEU), Peter Döhle/Hammonia (422.168TEU) und Costamare (407.294TEU). Wobei die Chinesen angesichts eines Orderbuchs von 234.000TEU bald wieder vorbeiziehen dürften.

Ausgenommen von der Übernahme ist dagegen die NSB. An der Reederei aus Buxtehude halten die Conti-Gesellschafter weiter eine Beteiligung von 45%. Die anderen NSB-Anteilseigner sind die Familie Ponath (25%) sowie das Emissionshaus Gebab und die Norddeutsche Vermögen (je 15%). Ende vergangenen Jahres hatte die Conti die Bereederungsverträge für 20 Schiffe bei der NSB gekündigt. Nun gehören sie Offen und dürften künftig auch von Hamburg aus gemanagt werden.

Vielleicht noch wichtiger könnte für Offen die Übernahme von 67,5% der Anteile an der Bremer Bereederungs-Gesellschaft (BBG) sein. Denn die Reederei, die sich in der Vergangenheit erklärtermaßen auf Containerschiffe und Produktentanker (jetzt 37 Schiffe von 36.000–52.000 tdw, insgesamt 1,8Mio. tdw) ausgerichtet hatte, baut sich damit ein starkes drittes Standbein auf. 37 Bulker mit einer Gesamttragfähigkeit von 3Mio. t werden künftig vom Hamburger Kontor aus gesteuert, 35 der Frachter aus den Segmenten Ultramax, Supramax, Panamax und Post-Panamax kommen von der BBG.

Mit insgesamt 101 eigenen Schiffen und 3.500 Mitarbeitern ist die Offen-Gruppe eine der führenden deutschen Reedereien. 2015 wurde ein EBITDA von rund 480Mio. € erzielt. Das Unternehmen gilt nach einer bankengesteuerten Refinanzierung vor einiger Zeit als solide aufgestellt.

Unklar ist noch, was Offen mit Marenave vorhat. Um die Zukunft der finanziell angeschlagenen Reederei wird seit Monaten gerungen. Die beteiligten Banken fordern einen Verkauf der kompletten Flotte als Voraussetzung für eine Enthaftung. Nachdem Ernst Russ 25% der Anteile an der börsennotierten Reederei erworben hatte, war Ende Februar auch Offen gemeinsam mit der Versicherung DEVK eingestiegen. Die zunächst eingezahlte Investitionssumme von 2Mio. € könnte sich noch um weitere 14Mio. € erhöhen, heißt es. Die von den Banken gesetzte Frist lief Ende März aus.


Krischan Förster