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Im Golf von Aden ist offenbar erneut ein Schiff von somalischen Piraten gekapert worden. Die »Al Kaushar« war auf dem Weg von Dubai nach Mukalla im Jemen. Die EU-Mission »Atalanta« will jedoch noch keinen Vorfall bestätigen.

Indische Medien berichten von der Kaperung, die sich am[ds_preview] Wochenende ereignet haben soll. Demnach attackierte eine Gruppe somalischer Piraten die »Al Kaushar« mit Schnellbooten, bevor sie an Bord gingen und das kleine Schiff zu einem unbekannten Ort steuern ließen.

An Bord befinden sich elf indische Seeleute aus der Region um Mumbai. Die »Al Kaushar« wollte nach einem Hafenaufenthalt in Dubai dem Vernehmen nach Mukalla an der südjemenitischen Küste anlaufen. Der Kapitän habe sowohl die Behörden in Dubai als auch den Eigner über den Überfall informiert. Ob es bereits Kontakt zu den Piraten gab und ob es eine Lösegeldforderung gibt, ist bislang unklar.

»Wir bekommen widersprüchliche Berichte«
EU-Mission Atalanta

Von offizieller Seite gibt es bislang keine Bestätigung der Kaperung. Auch die EU-Mission »Atalanta« hat noch keine entsprechende Stellungnahme veröffentlicht. Auf Anfrage der HANSA sagte eine Sprecherin, dass man den Vorfall derzeit noch nicht bestätigen könne. »Wir bekommen zum Teil widersprüchliche Berichte und müssen den weiteren Verlauf abwarten, bis wir eine Kaperung bestätigen können«, so die Sprecherin.

Dritte Kaperung in kurzer Zeit

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Quelle: EU NavFor

Falls die »Al Kaushar« tatsächlich entführt wurde, wäre es die dritte erfolgreiche Kaperung somalischer Piraten in kurzer Zeit. Zuletzt war das Bunkerschiff »Aris 13« entführt, dann allerdings ohne Lösegeldzahlung auf Druck somalischer Behörden und nach einem kurzen Kampf frei gegeben worden. Nur wenige Tage später gab es Meldungen über die Entführung eines jemenitischen Fischereischiffs, das als Basis für weitere Angriffe genutzt werden sollte.

Die neuen Entführungen vor Ostafrika haben in der Schifffahrt Bedenken hervorgerufen, dass die Piraterie dort wieder aufflammt. Nach der Hochphase vor einigen Jahren war das Problem unter anderem durch den massiven Einsatz von privaten bewaffneten Sicherheitsteams sowie umfangreichen Militärmissionen von EU, NATO sowie einzelnen Ländern wie China, Südkorea, Japan und Iran – zumindest vorübergehend – gelöst worden.

Source: OBP
Source: OBP

Seitdem wird über das Problem vor allem im Zuge von Prozessen gegen festgenommene Seeräuber gesprochen, zuletzt etwa im Fall der »Orkim Harmony« oder des Anführers »Big Mouth«. Die Ursachen der somalischen Piraterie, eine fehlende Perspektive der Bevölkerung, illegale Fischerei und der Bürgerkrieg, sind jedoch nach wie vor sehr präsent. Daher warnen Experten seit langem davor, die Gefahr herunterzuspielen. Die NATO allerdings hat mittlerweile ihre Kapazitäten auf andere Krisenherde verlegt und Anti-Piraterie-Operationen am Horn von Afrika zurückgefahren.

»Hot Spots« verschieben sich

In den vergangenen Jahren hatten sich vor allem Westafrika und Südostasien als Hotspots der weltweiten Piraterie herausgebildet. Vor Nigeria war zuletzt ein Mehrzweckschiff der Leeraner Reederei Briese gekapert worden. Die Seeleute kamen erst gegen Zahlung eines Lösegelds wieder frei. In Asien gelten besonders die Gewässer zwischen den Philippinen und Malaysia als gefährdet. Dort ist Abu Sayyaf aktiv und entführt immer wieder Seeleute. Auch Segler sind betroffen, wie das Schicksal des deutschen Jürgen Kantner zeigt, der nach Ablauf einer Lösegeldfrist hingerichtet worden war.

Bei einem der letzten Überfälle kaperte eine Gruppe schwer bewaffneter Männer in der region Mindanao den Fahrzeugfrachter »Super Shuttle RoRo 9«. Das philippinische Militär geht davon aus, dass der Vorfall erneut auf das Konto der Terrorgruppe Abu Sayyaf geht. Zwei philippinische Seeleute wurden entführt und an Land verschleppt, dabei handelt es sich um den Kapitän und den Chefingenieur. Die übrigen Besatzungsmitglieder blieben an Bord.