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Quelle: OceanusLive.org
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Nach zunächst »widersprüchlichen Berichten« ist es nun sicher: Somalische Piraten haben die indische »Al Kaushar« entführt – es ist die dritte Kaperung in kurzer Zeit.

»Wir können bestätigen, dass die Dhau am 1. April von somalischen Piraten attackiert wurde und sich jetzt in der[ds_preview] Nähe der somalischen Region Hobyo befindet«, teilte die EU NavFor-Mission »Atalanta« in einem kurzen Statement mit. Es werde versucht, in Kontakt mit den Seeräubern zu treten, die Untersuchungen zu dem Vorfall würden weiter andauern, hieß es weiter.

Die EU-Mission ist nach wie vor vor Somalia im Einsatz, anders als die NATO, die ihre Piraterie-Mission bereits beendet hatte
Die EU-Mission ist nach wie vor vor Somalia im Einsatz, anders als die NATO, die ihre Piraterie-Mission bereits beendet hatte

Die »Al Kaushar« war mit Weizen und Zucker beladen auf dem Weg von Dubai nach Mukalla im Jemen, als sie entführt wurde. Die EU-Mission hatte den Vorfall zunächst nicht bestätigen wollen, weil man »widersprüchliche Berichte« erhalten haben, hatte eine Sprecherin der HANSA gesagt.

Piraten fordern Lösegeld

Zuvor war in indischen Medien von der Kaperung berichtet worden. An Bord befinden sich elf indische Seeleute aus der Region um Mumbai. Die »Al Kaushar« wollte nach einem Hafenaufenthalt in Dubai dem Vernehmen nach Mukalla an der südjemenitischen Küste anlaufen. Der Kapitän habe sowohl die Behörden in Dubai als auch den Eigner über den Überfall informiert. Die Nachrichtenagentur AFP berichtet von einem Kontakt des Eigners zur Crew und von einer Lösegeldforderung der Piraten. Die Höhe der Forderung ist jedoch nicht bekannt.

Dritte Kaperung in kurzer Zeit

Es ist die dritte erfolgreiche Kaperung somalischer Piraten in kurzer Zeit. Zuletzt war das Bunkerschiff »Aris 13« entführt, dann allerdings ohne Lösegeldzahlung auf Druck somalischer Behörden und nach einem kurzen Kampf frei gegeben worden. Nur wenige Tage später gab es Meldungen über die Entführung eines jemenitischen Fischereischiffs, das als Basis für weitere Angriffe genutzt werden sollte.

Die EU ist mit ihrer Mission trotz des Rückgangs der Piraterie noch vor Ort. Anders als etwa die NATO. Sie hat mittlerweile ihre Kapazitäten auf andere Krisenherde verlegt und Anti-Piraterie-Operationen am Horn von Afrika zurückgefahren. Seit der Verbesserung der Lage wird über das Problem vor allem im Zuge von Prozessen gegen festgenommene Seeräuber gesprochen, zuletzt etwa im Fall der »Orkim Harmony« oder des Anführers »Big Mouth«.

Die Ursachen der somalischen Piraterie, eine fehlende Perspektive der Bevölkerung, illegale Fischerei und der Bürgerkrieg, sind jedoch nach wie vor sehr präsent. Daher warnen Experten seit langem davor, die Gefahr herunterzuspielen.

Zum Hintergrund: Die neuen Entführungen vor Ostafrika haben in der Schifffahrt Bedenken hervorgerufen, dass die Piraterie dort wieder aufflammt. Nach der Hochphase vor einigen Jahren war das Problem unter anderem durch den massiven Einsatz von privaten bewaffneten Sicherheitsteams sowie umfangreichen Militärmissionen von EU, NATO sowie einzelnen Ländern wie China, Südkorea, Japan und Iran – zumindest vorübergehend – gelöst worden.