Print Friendly, PDF & Email

Die OPEC-Staaten verlängern ihre Produktionskürzungen über Juni hinaus um weitere neun Monate. Der Ölpreis dürfte demnächst kräftig auf etwa 60 $/Barrel zulegen, dann aber wieder fallen.

Die Märkte hatten im Vorfeld des OPEC-Treffens darauf spekulier[ds_preview]t, dass die Kürzungen sogar ausgeweitet oder sogar um 12 statt um neun Monate verlängert werden könnten. Nun sei zumindest eine mögliche Verunsicherung gebannt, schreibt die Ölpreis-Analyst Jan Edelmann in seinem jüngsten Marktbericht für die HSH Nordbank.

Am Tag der Entscheidung waren die Preise zunächst um 5% gefallen, erholten sich jedoch anschließend wieder. Der Preis für ein Barrel (159 l) der Nordseesorte Brent notierte zuletzt bei 51,83 $, für die US-Sorte Texas Intermediate (WTI) verteuerte er sich um 0,9% auf 49,15 $ pro Fass.

[visualizer id=”52139″]

Das Förder-Volumen soll auf dem gegenwärtigen Niveau eingefroren werden. Die beschlossene Kürzung erfasst 1,8 Mio. Barrel/Tag – das entspricht rund 2% der weltweiten Ölförderung. Die fundamentalen Daten weisen bisher auf eine sehr hohe Umsetzungsquote in den OPEC-Ländern von 90–100 % hin. Allerdings habe die OPEC hat nicht mehr die Kraft, die Preise nachhaltig zu beeinflussen, sondern sei vielmehr gezwungen, als eine Art Lagerhaltungs-Mananger zu agieren, schreibt die HSH Nordbank.

Auf Basis einer aktuellen Angebots- und Nachfrageprojektion kommt die HSH Nordbank zu dem Schluss, dass das Niveau der Öllagerreserven bis Ende September unterhalb des Fünfjahresdurchschnittswerts fallen dürfte. Dank einer merklich anziehenden Nachfrage dürfte der Markt im dritten Quartal mit bis zu 1,7 Mio. Barrel/Tag im Defizit sein.

Damit könnte der Öl-Preis bis Ende des 2. Quartals auf durchschnittlich 56 $/Barrel und im 3. Quartal auf 58–60 $/Barrel ansteigen. Für die OPEC besteht die Gefahr, dass „low-cost“-Produzenten außerhalb der OPEC aufgrund der gestiegenen Preise ihre Produktion noch stärker ausweiten.

Vor allem dürfte der Preisanstieg zu weiteren Investitionen in der US-Schieferölindustrie führen, die ihrerseits eine erneute Angebotsflut im kommenden Jahr herbeiführen könnte. Zum Jahresende könnten die Preise daher wieder schwächer bei 53 $/Barrel notieren.

Da auch zahlreiche Förder-Projekte ihre Produktion aufnehmen werden, deren Investitionsentscheidungen vor dem großen Einbruch der Preise im Jahr 2014 getroffen wurden, werde es insgesamt ein höheres Angebot geben. Vor diesem Hintergrund sei im kommenden Jahr erneut ein Preisniveau unterhalb von 50 $/Barrel zu erwarten.