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Die finanziell angeschlagene Rickmers Gruppe steht nach einer noch ausstehenden Sanierung zum Verkauf. Der bisherige Alleingesellschafter Bertram Rickmers trennt sich von 75 % seiner Anteile, die an Investoren gehen sollen, schreibt Krischan Förster

Die Nachricht kommt wenige Tage vor der Veröffentlichung einer vermutlich verheerenden Bilanz für 2016 und nur wenige Wochen nach dem[ds_preview] Verkauf der Rickmers Linie an die Bremer Zeaborn-Gruppe. Zudem war erst in der vergangenen Woche die Abwicklung des Rickmers Maritime Trust in Singapur verkündet worden, an dem die Hamburger Reederei 34,2% der Anteile hielt. Nun ist auch das Stammhaus in akuter Insolvenzgefahr.

»Wesentliche Finanzverbindlichkeiten« der Rickmers Gruppe sollen daher restrukturiert werden, teilte das Unternehmen mit. Anschließend sollen Investoren 75,1% der Anteile vom Firmengründer und bisherigen Alleinaktionär Bertram R.C. Rickmers übernehmen.

Einen wesentlichen Beitrag zur Sanierung leistet demnach der Unternehmensgründer selbst. Bertram Rickmers habe sich verpflichtet, 10Mio. € aus seinem Privatvermögen als Sanierungsbeitrag zu leisten, außerdem die Rickmers Gruppe von einer Werftenverbindlichkeit in Höhe von weiteren 10 Mio. $ zu entlasten sowie auf Markenlizenzgebühren bis einschließlich des 1. Quartals 2021 zu verzichten. Dem Vernehmen nach bekommt Rickmers für die Überlassung des Unternehmenslogos und der Namensrechte 0,6% des Umsatzes. Dieser lag 2015 bei 587 Mio. €.

Darüber hinaus stelle Bertram Rickmers noch einmal 10 Mio. € als »Back up«-Darlehen zur Verfügung, um einen künftigen Liquiditätsbedarf abzusichern. Der Alleinaktionär habe bereits im abgelaufenen Jahr 2016 einen Betrag von 13 Mio. € gezahlt, heißt es weiter.

Schwache Charterraten, sinkende Schiffswerte und in der Folge hohe Wertberichtigungen hatten der Gruppe nach den ersten neun Monaten 2016 bereits einen Verlust von knapp 200 Mio. € bei einem Umsatz von rund 374 Mio. € (-15% gegenüber 2015) beschert.

Im Zuge der Restrukturierung will sich Bertram Rickmers von 75,1% der Anteile an der Rickmers Holding AG trennen. Dafür werde ein neues Finanzvehikel namens »LuxCo« in Luxemburg gegründet, um den wesentlichen Gläubigern, insbesondere der HSH Nordbank, den Anleihegläubigern und gegebenenfalls einer weiteren Bank, dem Vernehmen nach der UniCredit, eine »wirtschaftliche Partizipation« an der Unternehmensgruppe zu ermöglichen.

Die neue Gesellschaft soll nicht nur alle Verbindlichkeiten unter der Rickmers-Anleihe sowie einen Teilbetrag unter einem Darlehen der HSH Nordbank übernehmen, sondern erwirbt vorübergehend auch die 75,1% der Anteile an der Rickmers Holding AG – jedoch nur, um sie später an Investoren weiterzuverkaufen.

Investoren gesucht

Ein von den Anleihegläubigern zu bestellender gemeinsamer Vertreter soll ermächtigt werden, den Erlös nach einem definierten Verteilungsschlüssel an die HSH Nordbank AG, die Anleihegläubiger und eine weitere Bank auszuzahlen.

Ausgenommen von der Schuldübernahme der Rickmers-Anleihe durch die LuxCo ist die Zahlung des Zinskupons am 11. Juni 2017 in Höhe von 8,875% auf die Anleihe in Höhe von insgesamt 275 Mio. €. Die Zahlung soll noch vollständig von der Rickmers Holding AG geleistet werden. Im Juni 2018 müsste die Rickmers Holding nach einer fünfjährigen Laufzeit die in Frankfurt gelistete Anleihe zurückzahlen. Die Anleihe war an der Frankfurter Börse zuletzt für rund 8,5% des Nominalwerts zu haben.

Das Sanierungskonzept sieht neben den oben genannten Sanierungsbeiträgen des Gesellschafters und der Zustimmung zur Schuldenübernahme durch die LuxCo weitere Beiträge verschiedener Bankengläubiger sowie durch eine Werft vor, unter anderem in Form von Tilgungsstundungen, einer Freigabe verpfändeter Gelder und einer Verringerung vereinbarter Zinsmargen.

In einem Gutachten im Auftrag der Rickmers Holding sei eine Wirtschaftsprüfungsgesellschaft zu dem Schluss gekommen, dass die Rickmers Gruppe sanierungsfähig sei. Eine »solvente Fortführung« sei für die Anleihegläubiger deutlich besser als ein Insolvenzszenario. Die Flotte zählt derzeit 114 Einheiten. Neben Containerfrachtern sind das Car Carrier, Bulker und MPP-Schiffe.

Die Gremien der Gläubigerbanken und vor allem die Anleihegläubiger müssen dem Konzept noch zustimmen, heißt es. Die Anleger wurden jetzt aufgefordert, »ohne Versammlung« ihr Votum abzugeben. Bei einer Ablehnung »würde die Sanierung voraussichtlich scheitern«. Die Folge wäre eine Insolvenz der gesamten Unternehmensgruppe.

Noch vor zwei Jahren hatte die Unternehmensgruppe einen Börsengang angepeilt. Doch dann hatte die anhaltenden Schifffahrtskrise alle Pläne durchkreuzt. Gespräche mit der E.R. Schiffahrt von Bertrams Bruder Erck Rickmers über einen Zusammenlegung der beiden Reedereien waren im vergangenen Jahr ergebnislos abgebrochen worden.


Krischan Förster