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Francesco Schettino, Kapitän der havarierten »Costa Concordia«, will offenbar nicht aufgeben: Wenige Tage nach dem endgültigen Urteil eines Berufungsgerichts kündigt sein Verteidiger an, den Gang vor den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte zu prüfen.

Der Kapitän sei »ein [ds_preview]Sündenbock, und der einzige, der für die schwere Havarie des Kreuzfahrtschiffs gerade stehen soll«, wird Saverio Senese in Medienberichten zitiert. Daher wolle man nun überlegen, ob man vor den Gerichtshof im französischen Straßburg zieht, um gegen die Behandlung und die Verurteilung des italienischen Seemanns vorzugehen.

In der vergangenen Woche hatte der Oberste Kassationshof Schettino in letzter Instanz schuldig gesprochen und zu 16 Jahren Haft verurteilt. Er soll für die Katastrophe der »Costa Concordia« am Jahreswechsel 2011/2012 vor der toskanischen Insel Giglio verantwortlich sein, weil er das Schiff mit mehr als 4.000 Passagieren zu nah an die Küste steuerte beziehungsweise steuern ließ, bevor es auf Grund lief und kenterte. Darüber hinaus wird ihm zur Last gelegt, dass er das Kreuzfahrtschiff nach dem Unglück als einer der ersten in einem Rettungsboot verlassen habe. 32 Menschen kamen bei der Tragödie ums Leben.

Bereits im Frühjahr 2015 war der Kapitän zu 16 Jahren verurteilt worden, allerdings gegen Staatsanwaltschaft und Verteidigung in Berufung. Die Ankläger forderten eine Strafe von 26 Jahren. Im Mai 2016 wurde der Schuldspruch bestätigt, jedoch legten erneut beide Parteien Berufung ein. Mit dem Urteil von letzter Woche war das Verfahren in Italien endgültig abgeschlossen worden.

Schettino hatte immer wieder betont, dass er nicht die alleinige Verantwortung trage. Vielmehr belastete er die nautische Besatzung und die Reederei Costa Crociere schwer. Im Rettungsboot sei er nur gewesen, weil er hineingefallen sei, so eine weitere Verteidigung. Dennoch sagte er nach dem jüngsten Gerichtstermin, dass er das Urteil akzeptiere.