Ringen um den Nachwuchs

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Die Nachwuchsprobleme sind allerorten bekannt. Die Binnenschifffahrt kämpft seit Jahren (unverdrossen) gegen die Markt- und Ratenschwäche, die Investitionen erschwert und[ds_preview] die Flotte europaweit immer weiter veralten lässt. Wenn die altgedienten Schiffsführer und Partikuliere in den Ruhestand wechseln, findet sich gerade für die kleineren Schiffe mit ihrem Mangel an Komfort oft nur unter Schwierigkeiten ein Nachfolger.

Umso wichtiger ist die Suche nach Auszubildenden, die Werbung um sie, eine ausreichende Förderung dieses Berufsstandes. Das Gewerbe müht sich nach Kräften, ob auf dem Schulschiff »Rhein« oder mit dem Projekt Quinwalo der Schifferbörse. Es lockt auch ein vergleichsweiser hoher »Lehrlingslohn«. Und dennoch mangelt es immer wieder an geeigneten Kandidaten – an Bord und an Land.

Die Binnenschifffahrt darf bei dieser Herausforderung nicht allein gelassen werden. Investitionen in Immobilien und Technik, wie die millionenschwere Förderung des Bundes in die Modernisierung des Schulschiffs, sind schön und dankenswert, aber längst nicht ausreichend.

Die auf Drängen der Niederländer von der EU geplante Aufweichung der Ausbildungsanforderungen soll den Zugang erleichtern und die Attraktivität für den Beruf erhöhen. Aber ähnlich wie bei der Umstellung des deutschen Studiensystems vom klassischen Diplom-Abschluss auf das anglo-amerikanische Bachelor-/Master-System sind dabei Vorsicht und Augenmaß geboten.

Nicht jede Neuerung ist wirklich ein Fortschritt. Wie so oft ist ein größerer Wurf nötig. Die Branche tut gut daran, die Ausbildungsstandards hoch zu halten und Mindestanforderungen nicht aufzugeben. Und hat dabei jede Form der Unterstützung nicht nur nötig, sondern auch verdient.

Warum, so fragt man sich, wird die logistische Leistungsfähigkeit der Binnenschifffahrt bei der Ausbildung der Speditionskaufleute nur unzureichend vermittelt? Warum ist es so schwierig, Wasserbau-Ingenieure für die Wasserstraßenverwaltung zu finden? Landes- und Bundespolitiker sind, auch dies eine immer wiederkehrende Forderung, mehr denn je gefragt.

Dazu gehört auch, man mag es kaum noch hören oder fordern, die konsequente politische Förderung einer Güterverlagerung von der Straße aufs Wasser oder eben auf die Schiene. Denn ohne die gebührende Aufmerksamkeit für das System Wasserstraße wird es kaum gelingen, junge Leute in den Beruf zu locken.


Krischan Förster