Die Verschrottung in der Containerschifffahrt hatte zuletzt für Hoffnung auf bessere Raten gesorgt. Jetzt zeigt sich die andere Seite der Medaille – die gestiegenen Raten drücken auf das Abwrack-Niveau.
Seit Jahresbeginn hat das Tempo der Verschrottungen signifikant abgenommen. I[ds_preview]m Mai gab es nur noch Verkäufe für eine Kapazität von 28.000 TEU, heißt es im aktuellen Marktbericht vom Branchendienst Alphaliner. Zum Vergleich: Im Zeitraum Januar bis April waren es noch durchschnittlich 57.000 TEU pro Monat.
Seit Jahresbeginn wurden immerhin schon 92 Box Carrier mit 280.260 TEU zum Recycling veräußert. Insgesamt sehen sich die Alphaliner-Exerten durch die Entwicklung jedoch dazu gezwungen, ihre Prognosen für das Gesamtjahr zu überdenken. Waren sie zuvor noch von 750.000 TEU ausgegangen, senkten sie die Erwartung nun auf 600.000 TEU.
Als Grund für den Rückgang an Scrap-Verkäufen gilt das leicht gestiegene Niveau der Charterraten. Hinzu kommt ein leicht gesunkener Schrottpreis. Diese Faktoren würden dazu führen, dass sich weniger Reeder für einen Verlauf entscheiden würden, heißt es.
Dennoch ist man bei Alphaliner nicht allzu pessimistisch. Denn für die zweite Jahreshälfte wird wieder ein Anstieg an Verschrottungen erwartet. Zum Einen würden die Charterraten bereits wieder etwas absacken, zum Anderen stehe die »Peak Season« für Scrap-Verkäufe noch aus. Darüber hinaus erwarten die Analysten einen Anstieg durch das Inkrafttreten der Ballastwasser-Konvention im September. Nötige, aber teure Retrofits würden nicht allen Schiffseignern möglich sein, so dass weitere Recycling-Aktivitäten wahrscheinlich seien, vor allem im klassischen Panamax-Segment.
Fokus weiter auf Panamaxe
Ehemalige Panamaxe machen aufgrund der Erweiterung des Panamakanals in den vergangenen 12 Monaten einen großen Teil der Verschrottungen aus. Mittlerweile ist diese Entwicklung aber beinahe zum Erliegen gekommen, heißt es bei Alphaliner. Ein Grund dafür ist, dass diverse Käufer auf der Suche nach guter, kurzfristiger Rendite gebrauchte Tonnage übernommen haben.
Zudem stiegen die Raten – nicht zuletzt aufgrund der hohen Scrap-Aktivitäten im vergangenen Jahr – spürbar an – von 4.000 bis 5.000 $ zu Jahresbeginn auf über 10.000 $ im April. Mittlerweile liegt das Niveau wieder bei rund 8.500 $, damit allerdings immer noch weit höher als im Januar.
Nachhaltige Abhilfe?
Eine nachhaltige Verbesserung in der Containerflotte wird es nach Meinung der Analysten nur geben, wenn sich der Trend wieder umkehrt. Die Tonnageüberkapazität müsse abgebaut werden.
»Wenn die Nachfrage nach Transportraum nicht anzieht, kann das nur über noch mehr Verschrottungen funktionieren«, schreiben sie im Bericht. Der Rückgang der Scrap-Verkäufe drohe im Gegenteil sogar eine weitere Erholung der Charterraten zu verhindern. Das gilt vor allem für das Panamax-Segment, von dessen Entwicklung in diesen Zeiten augenscheinlich sehr viel abhängt.