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OOCL könnte in der Konsolidierungswelle in der Container-Linienschifffahrt der nächste Übernahmekandidat sein. Dem Vernehmen nach will Cosco die Reederei aus Hong Kong übernehmen.

Seit Tagen ranken sich Spekulationen um eine mögliche Übernahme von OOCL durch den chinesischen Schi[ds_preview]fffahrtsgiganten Cosco. Noch wird von allen Seiten dementiert. Doch seit Cosco den Börsenhandel ausgesetzt hat, brodelt die Gerüchteküche. Auf dem Preisschild stehen angeblich 4 Mrd. $. Das ist in etwa so viel, wie Maersk für Hamburg Süd zahlt (3,7 Mrd. €). Brancheninsider wollen sogar das konkrete Datum kennen – es wäre der 1. Juli.

Denn dann reist eine hochrangige chinesische Delegation unter Leitung von Staatspräsident Xi Jinping nach Hongkong, um den 20. Jahrestag der Rückgabe der ehemaligen britischen Kronkolonie an China zu feiern. Es wäre nicht ungewöhnlich, wenn ein politisches Spitzentreffen mit dem Abschluss wichtiger Wirtschaftsabkommen garniert würde.

Die Konsolidierung in der Linienschifffahrt ist zuletzt durch die Pleite von Hanjin, die Fusionen von Cosco und China Shipping, von CMA CGM mit NOL/APL oder von Hapag-Lloyd mit UASC sowie durch die geplante Übernahme der Hamburg Süd durch Branchenprimus Maersk und den geplanten Zusammenschluss der drei japanischen Reedereien noch einmal kräftig in Schwung gekommen.

Dazu wird der Markt seit dem 1. April durch drei Groß-Allianzen geprägt – »2M« mit Maersk und MSC, »Ocean Alliance« mit CMA CGM, Evergreen, Cosco und OOCL sowie »THE Alliance« mit Hapag-Lloyd, den drei japanischen Carriern NYK, K Line und MOL sowie Yang Ming (Taiwan).

Der Wechsel von OOCL aus dem alten Bündnis »G 6« mit Hapag-Lloyd in die neue »Ocean Alliance« mit Cosco galt Vielen bereits als Vorgriff auf eine geplante chinesische Super-Reederei. Zudem gelten die Beziehungen zwischen der Familie Tung, die 69% der Anteile an der Reederei hält, und der chinesischen Zentralregierung als äußerst eng. Investoren wetten an der Börse schon mal auf eine mögliche Übernahme – der Aktienkurs der in Hongkong gelisteten Orient Overseas International Ltd (OOIL), Muttergesellschaft der OOCL, ist seit Tagen im Höhenflug.

Sollte es zu einer Fusion von Cosco und OOCL kommen, würde die neue Reederei laut dem Branchendienst Alphaliner über eine Flottenkapazität von etwa 2,4 Mio. TEU verfügen und am Allianz-Partner CMA CGM (2,3 Mio. TEU) vorbei auf den 3. Platz unter den weltgrößten Linienreedereien vorrücken. Einschließlich aller bestellten Neubauten läge die Kapazität sogar bei 3,1 Mio. TEU. Die Nummer 2, MSC, kommt derzeit auf rund 3,3 Mio. TEU.

Cosco, OOCL
Die weltgrößten Linienreedereien (Quelle: HANSA)

Mittelfristig könnten nur noch 5 bis 7 globale Linienreedereien übrig bleiben. Damit rechnet Hapag-Lloyd-Vorstand Rolf Habben Jansen. Im Jahr 2013 hatten die zehn größten Linienreedereien einen Marktanteil von 61%, im vergangenen Jahr war ihr Anteil bereits auf 78% gestiegen. Mittlerweile sind acht Reedereien aus den ehemaligen Top 20 verschwunden. Dazu gehören unter anderem CSAV (an Hapag-Lloyd) oder CCNI (an Hamburg Süd). Kleineren Unternehmen, zu denen mit einem Marktanteil von 3,3% auch OOCL zählt, werden daher keine allzu großen Überlebenschancen eingeräumt.