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Weil die Zahl der Piratenangriffe vor Ostafrika noch immer relativ niedrig ist, fokussieren sich die Militärmissionen vor Ort verstärkt auf andere Verbrechen. Vor allem der Drogenschmuggel beschäftigt die ehemaligen Piratenjäger.

Die derzeit von Frankreich geführte CTF 151-Missio[ds_preview]n der von 31 Staaten getragenen »Combined Maritime Forces« tut sich dabei besonders hervor. Allein in den letzten zwei Monaten wurden acht Drogentransporte über See von den Luft- und See-Aufklärern entdeckt. Nach einer kurzen Lagebesprechung werden in solchen Fällen üblicherweise Boarding-Teams zu den Dhaus oder kleinen Handelsschiffen geschickt und der Drogenschmuggel unterbunden.

Zwei Tonnen Drogen in zwei Monaten

Bei den letzten Aktionen im Indischen Ozean konnten so knapp zwei Tonnen Drogen sichergestellt werden, darunter nicht nur vermeintlich »weiche Drogen« wie Khat und Haschisch, sondern auch Heroin und Kokain. Dies sei ein wichtiger Schlag auch gegen den Terrorismus, da dieser oft durch Drogenschmuggel finanziert werde, betont die CMF. Laut dem UN-Büro für Drogen- und Verbrechensbekämpfung finanzieren sich etwa die afghanischen Taliban zu 50% über den Drogenhandel. Angeblich stammen 95% des in Europa konsumierten Heroins aus Afghanistan – vieles davon wird über See transportiert.

»Ein Kriegsschiff würde zur Überwachung des gesamten Gebiets 400 Tage benötigen. Die Suche nach Schmugglern gleicht dann der Suche nach einer Nadel im Heuhaufen«

Die verschiedenen CMF-Aktionen erstrecken sich über ein Seegebiet von 2 Mio. Quadratmeilen. Den Fregatten und Zerstörern – aktuell aus den USA, Frankreich, Großbritannien und Australien – stehen dabei einige Luftaufklärer zur Seite. Deren Unterstützung sei gar nicht hoch genug einzuschätzen, so Konteradmiral Oliver Lebas, der aktuell das Kommando über CTF 150 hat. Neuseeland, Dänemark und Frankreich stellen Flugzeuge zur Verfügung. Sie können auf ihrem Radar 5.000 Quadratmeilen überwachen. »Ein Kriegsschiff würde zur Überwachung des gesamten Gebiets 400 Tage benötigen. Die Suche nach Schmugglern gleicht dann der Suche nach einer Nadel im Heuhaufen«, heißt es bei der CMF. Eines der Flugzeuge brauche theoretisch lediglich 27 Tage.

Kehrseite der Medaille

Es stimmt zwar, dass die Zahl der Pirateriefälle vor Ostafrika im Vergleich zu den Jahren 2008 bis 2012 drastisch abgenommen. Auch das Wiederaufflackern seit dem Spätherbst 2016 ist – relativ betrachtet – nur ein Aufflackern. Die Kehrseite der erfolgreichen Bekämpfung der Seeräuberei hat aber auch eine Kehrseite: Die multinationalen Marinemissionen haben sich vor allem auf Piraterie fokussiert, um nicht zu sagen  »beschränkt«. Weil jetzt weniger Piraten aktiv und auch weniger Militärs vor Ort sind, ist das Risiko für andere illegale Aktivitäten auf See höher. Zugegeben: Es gab Drogen- und Waffenfunde durch die EU-Mission »Atalanta« und die CMF. Letztere soll zwischen 2010 und 2016 rund 2,2t Heroin und 16t Haschisch aufgebracht haben. Das war bislang jedoch eher »Beifang«. Mittlerweile hat sich die Situation geändert.

Schmuggler, Terroristen und Piraten in einem Boot

Waffenschmuggel
Auch Waffen werden tonnenweise im Indischen Ozean geschmuggelt (Foto: CMF)

Somalia hat eine lange Küstenlinie, die ausschließliche Wirtschaftszone (EEZ) ist größer als die von Nigeria, Ghana, Ägypten und Kenia zusammen. Nirgendwo sonst auf der Welt sei ein so großes Areal in der Verantwortung einer einzigen, derart schwachen Staatsgewalt, heißt es in einem Bericht der NGO One Earth Future (OEF). Die strategische Lage an einer der wichtigsten Schifffahrtsrouten der Welt, gepaart mit der noch immer extrem schwachen politischen Durchsetzungsfähigkeit in dem von Jahrzehnten des Bürgerkriegs und Terrorismus zerrütteten Land machen Somalia zu einem Hotspot für maritime Kriminalität: Piraterie, illegale Fischerei, Schwarzhandel mit Holzkohle und Zucker, Waffen- und Drogenschmuggel oder Menschenhändler und Flüchtingsschleuser.

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