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Die IMO verschiebt offenbar die Frist zur Umsetzung der Ballastwasser-Regulierung um zwei Jahre, um den Beteiligten mehr Zeit für die Entwicklung und Umrüstung von Schiffen zu geben. Doch nicht alle sind damit zufrieden: Aus der Schiffstechnik-Branche kommt umgehend Kritik.

Die e[ds_preview]rste Reaktion kam in einem gemeinsamen Statement vom europäischen Schiffbauverband CESA und dem maritimen Industrieverband Sea Europe. Man bedaure die Entscheidung des MEPC71-Ausschusses, die Implementierung des internationalen Ballastwasser-Abkommens weiter zu verschieben, heißt es. Die Änderung kam dem Vernehmen nach auf Antrag der norwegischen Delegation zur Abstimmung.

»CESA und Sea Europe haben sich immer für die Umsetzung eingesetzt. Die Verschiebung um zwei Jahre auf 2024 bedeutet nun, dass insgesamt 20 Jahre vergangen sein werden werden, seit die Konvention verabschiedet wurde«, kritisierte Christophe Tytgat, Generalsekretär beider Verbände. Dies sei sehr schwer nachvollziehbar und kein ermutigendes Signal an alle diejenigen, die wie von den politischen Entscheidungsträgern gefordert viel Zeit und Geld investiert hätten.

IMO hält sich noch bedeckt

IMO, Regulierung

Die Verschiebung der Frist hatte sich in den vergangenen Wochen abgezeichnet. Das Ausschuss-Treffen dauert zwar noch an, allerdings sickerten immer mehr Details durch. Von der IMO gibt es bislang keine Bestätigung. »Wir können kein Statement vor Freitag nach Abschluss der Sitzung abgeben«, sagte eine Sprecherin auf Anfrage der HANSA. Dann wird auch mit konkreten Details für neue Fristen und Regulierungen erwartet.

Tytgat moniert: »Die Entscheidung kann man nicht anders lesen als so, dass denjenigen, die bislang nichts zur Erreichung der Ziele und zur Umsetzung der Vorgaben getan haben, offenbar eine stärkere Stimme gegeben wurde.« Und das obwohl lange bekannt gewesen sei, was getan werden müsste.

Bislang gilt der 8.September als der Tag, an dem das Abkommen in Kraft tritt. Danach hätten Reeder ihre Schiffe bei der ersten regulären Klasse-Dockung mit einer Ballastwasser-Behandlungsanlage ausstatten müssen. Die Kosten werden auf mindestens rund 1 Mio. $ pro Anlage geschätzt. Neben der schwierigen finanziellen Situation vieler Reedereien werden auch Probleme mit US-Behörden als großes Hindernis angeführt. Weil sie strengere Vorgaben machen und die Prüfung von Anlagen sehr viel Zeit verschlingt, ist die Unsicherheit bei Reedereien (und Herstellern) groß, ob ihre Schiffe in US-Gewässer einlaufen dürften, wenn sie eines der aktuell angebotenen Systeme installieren.

»Die Argumente waren und sind immer die gleichen: die Systeme zur Ballastwasser-Behandlung seien noch nicht verlässlich, es gebe zu wenig solcher Systeme, die Standards seien nicht harmonisiert, die Kosten zu hoch. All das wurde aber schon 2004 vorgebracht und wird immer noch als Ausrede genutzt«, so der Generalsekretär weiter.