Print Friendly, PDF & Email

Die HSH Nordbank will der Schoeller Holding Schulden in Höhe von 800 Mio. $ erlassen. Damit soll eine drohende Insolvenz vermieden und die geplante Fusion mit Marlow ermöglicht werden.

Die Wogen um den Schuldenschnitt für Bernd Kortüm (547 Mio. € für die Norddeutsche Reederei H. [ds_preview]Schuldt) und die von der HSH ausgelöste Insolvenz der Rickmers-Gruppe sind gerade erst abgeebbt. Nun plant die Landesbank offenbar einen noch größeren Schuldenerlass.

Heinrich Schoeller
Heinrich Schoeller (Foto: Schoeller Holding)

Sie will der Schoeller Holding mit Sitz auf Zypern, mit mehr als 1,5 Mrd. € der derzeit größte Einzelschuldner, rund 800 Mio. $ erlassen. So sollen eine sonst drohende Insolvenz des Unternehmens vermieden und der Weg für die geplante Fusion der Schoeller-Gruppe mit Marlow Navigation geebnet werden.

Fusion mit Marlow bis Jahresende

Die Sondierungsgespräche zwischen Marlow und Columbia Shipmanagement laufen bereits seit Ende vergangenen Jahres. Bis Ende des Jahres soll einer der weltweit größten Ship Manager entstehen. Zuvor aber müssen bei Schoeller offenbar finanzielle Altlasten aus der Welt geschafft werden.

Die HSH würde auf rund 60% ihrer Forderungen verzichten. Dieser Verlust war nach HANSA-Informationen aber längst einkalkuliert und ist durch die Risikovorsorge der Bank abgedeckt. In den vergangenen zwei Jahren waren insgesamt 5 Mrd. € an Rücklagen für solche Fälle gebildet worden. Eine mögliche Insolvenz ist vom Bankvorstand offenbar als das größere und teurere Risiko bewertet worden.

Besserungsschein von Schoeller

Außerdem gibt es einen Besserungsschein von Schoeller. Dieser sieht vor, dass künftig alle Einnahmen aus dem Schiffsbetrieb jenseits der Betriebskosten und des notwenigen Kreditdienstes an die HSH Nordbank fließen, um die tatsächlichen Schuldenerlass zu minimieren. Das gilt dem Vernehmen nach auch für 149 Mio. $, die direkt an die HSH gezahlt werden müssen.

Kein zweiter Fall Rickmers

Im Unterschied zum Fall Rickmers, als die HSH Nordbank den Restrukturierungsplan abgelehnt und damit unmittelbar die Insolvenz ausgelöst hatte, wird für Schoeller nach einer Fusion mit Marlow eine wirtschaftliche Perspektive gesehen, wie die HANSA erfahren hat.

Columbia war 1978 von Heinrich Schoeller in Limassol, Zypern, gegründet worden. Das Unternehmen bietet umfassende Dienstleistungen im technischen Management und im Crew Management. Marlow Navigation wurde 1982 von Hermann Eden, ebenfalls in Limassol, etabliert.

Austral Asia Shaghai Aerials36
Quelle: AAL

Im April hatten die MPP-Reedereien Peter Döhle und die zur Schoeller-Gruppe gehörende AAL nach zwei Jahren ihre Kooperation wieder aufgelöst. Die Zusammenarbeit in der Befrachtung habe die Erwartungen nicht erfüllt, hieß es. Neben unterschiedlichen Unternehmens- und operativen Strukturen galt vor allem die Ladungs- und Ratenkrise als Hauptgrund.

An AAL ist künftig auch Eden beteiligt, der 50% der Anteile übernimmt und bereits einige Schiffe in die Schwergut-Reederei eingebracht hat. Die Flotte zählt 21 moderne und sehr große Heavy-Lift-Frachter mit einer Tragfähigkeit von bis zu 32.000 t. In Schoellers Flottenliste finden sich außerdem derzeit 19 Containerschiffe (1.200–2.800 TEU), neun Produktentanker (40.000–73.000 dwt) sowie ein Chemikalientanker (12.800 dwt).

Im MPP-Markt findet daher seit längerem eine Neuordnung der Mehrzweckschifffahrt statt. Zu den jüngsten und gleichzeitig ambitioniertesten Projekten gehört die Bremer Zeaborn Group, die ihre Flotte kontinuierlich ausbaut und nach der Übernahme der Rickmers-Linie zuletzt fünf Schwergutfrachter aus der Insolvenzmasse von Rickmers gesichert hat.