Der Bremer Rhederverein sieht die Schifffahrt weiter in Schwierigkeiten
Der Bremer Rhederverein sieht die Schifffahrt weiter in Schwierigkeiten. Quelle: Bremer Rhederverein
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Seit den historischen Einbrüchen der Jahre 2008 und 2009 haben sich die Märkte nicht nachhaltig erholt. Zwar sind die Ladungsmengen kontinuierlich angestiegen, gleichzeitig konnten die Überkapazitäten an Tonnage jedoch nur unzureichend abgebaut werden, so der Bremer Rhederverein in seinem Ja[ds_preview]hresbericht 2016/17.

Dies werde insbesondere in der Containerschifffahrt deutlich. Den Reedern sei es bislang nicht gelungen, die erhofften Skaleneffekte für eine Stärkung ihrer Ertragskraft zu nutzen. Der Wettbewerb um Ladung zwinge sie vielmehr, die erzielten Kostenvorteile an den Markt weiterzureichen, so der Bremer Rhederverein. Die Folge seien hohe Verluste, die die meisten Reedereien Jahr für Jahr einfahren würden. Daraufhin habe die Konsolidierungswelle unter den Containerlinienreedereien in den vergangenen Jahren eine enorme Dynamik gewonnen. Von den ehemals 20 größten Reedereien würden durch Zusammenschlüsse in absehbarer Zeit nur noch acht am Markt sein, prognostizieren die Bremer.

Die Marktkonzentration führe zu einer Stärkung der Angebotsseite und werde mittelfristig vermutlich zu spürbar höheren Boxraten führen, die die Reedereien dringend benötigten, um wieder nachhaltig positive Ergebnisse erwirtschaften zu können.

Der Bedarf der Linienreedereien an Chartertonnage falle mit dem Ausbau der eigenen Flotte geringer aus. Für die deutschen Trampreeder stelle sich damit grundsätzlich die Frage, ob ihr in der Vergangenheit so erfolgreiches Geschäftsmodell, das darin besteht, Linienreedereien Tonnage zur Verfügung zu stellen und für sie zu bereedern, in wiedererstarkten Märkten in dem Maße wie in der Vergangenheit zukunftsfähig sein werde. Entscheidend sei, ob es gelinge, das Angebot und die Nachfrage nach Chartertonnage wieder in ein Gleichgewicht zu bringen. Die Ratenentwicklung der vergangenen zwölf Monate deute darauf hin. Immerhin hätten die Trampreeder rund 30 % höhere Charterraten im Vergleich zum Vorjahr erzielt. Allerdings habe das Niveau teilweise unter den Schiffsbetriebskosten gelegen.

Bulker- und Tankermärkte leiden ebenfalls

Besonders volatil hätten sich die Bulkermärkte gezeigt. Ratenschwankungen von bis zu 50 % nach oben und nach unten machten jede Wirtschaftlichkeitsberechnungen zunichte, zumal bestimmte saisonale Muster nur schwer zu erkennen seien. Nach Angaben des Bremer Rhedervereins leiden auch die Tankermärkte an Überkapazitäten. Die Verbräuche in der Industrie und die der Endkonsumenten seien hinter den Erwartungen zurückgeblieben. Die Läger seien gut gefüllt. Ein Erstarken der Tankermärkte werde noch auf sich warten lassen, meinen die Bremer. Die Folge sei ein Druck auf die Raten, die am Markt zu erzielen seien.

Die in Bremen bereederte Handelsflotte sei nach wie vor und trotz der schwierigen Marktlage vergleichsweise stabil. Schiffsabgänge, die auch in Bremen zu verzeichnen seien, würden durch Neuzugänge bei anderen Bremer Reedereien aufgefangen. Mitte dieses Jahres waren nach Angabe der Bremer über 300 Schiffe mit einer Kapazität von knapp 5,5 Mio. BRZ im Bestand der Reedereien. Die Flotte besteht zu rund 25 % aus Containerschiffen, 25 % Tanker, rund 15 % Mehrzweck-Schiffen und 10 % Massengut-Schiffen. Ein Viertel der Flotte besteht aus Kühlschiffe Schleppern, Forschungsschiffen und Spezialschiffen. Vielleicht sei es auch dieser Flottenmix, der mit zu einer gewissen Stabilität beitrage.

Die schwierigen Marktbedingungen bleiben nicht ohne Wirkung auf die deutsche Handelsflotte. Diese sei seit ihrem Höchststand im Herbst 2012 um nahezu 25 % geschrumpft. Das überproportionale Wachstum der deutschen Handelsflotte im vergangenen Jahrzehnt sei den schier unbegrenzten Möglichkeiten der KG-Finanzierung und den derart finanzierten Neubauten zuzuschreiben gewesen.

Deutsche schiffsfinanzierende Banken seien dabei, ihre Portfolios kräftig abzubauen oder sich gleich ganz und dauerhaft aus der Schiffsfinanzierung zu verabschieden. Ein organisches Wachstum durch Anschaffung von Neutonnage sei damit für deutsche Reeder sehr schwierig geworden.

In Bremen hätten die Träger der Bremer Landesbank den hohen Eigenkapitalhinterlegungsvorschriften nicht mehr nachkommen können. Im Ergebnis habe sie ihre Eigenständigkeit aufgeben müssen und sei jetzt eine hundertprozentige Tochter der Nord/LB, die ebenfalls ihr Schiffsportfolio abschmelzen wolle. Die Schiffsfinanzierung sei nun in Hannover angesiedelt. Wenn auch die letztendlichen Entscheidungen in Hannover getroffen würden, bleibe doch für den Reedereistandort Bremen zu hoffen, dass hier vor Ort kompetente Ansprechpartner verbleiben, mit denen die Reeder zusammen Entscheidungen qualifiziert vorbereiten könnten, so der Bremer Rhederverein. Es sei aber nicht auszuschließen, dass ein Teil der Bereederung in die Länder abwandert, in denen die Schiffe finanziert würden.

Wahlen zum Vorstand

Zur ordentlichen Mitgliederversammlung des Bremer Rhedervereins am 8. September 2017 lief die Amtszeit der Vorstandsmitglieder von Achim Boehme und Dirk O. Rogge ab. Beide wurden erneut in den Vorstand gewählt. Dem Vorstand gehören damit an:

Michael Vinnen (Vorsitzer), F. A. Vinnen & Co.
Peter Grönwoldt (stellv. Vorsitzer), Harren & Partner
Achim Boehme, Lomar Deutschland
Dirk O. Rogge, D. Oltmann Reederei
Joachim Zeppenfeld, Bremer Bereederungsgesellschaft