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Seit dem Jahr 2010 wird im Hafen Emden die Nesserlander Schleuse umfangreich saniert und erweitert. Nach über zehn Jahren Schließung soll das Bauwerk den Betrieb Ende dieses Jahres wieder aufnehmen.

Die 1888 erbaute Nesserlander Schleuse befindet sich am Nordende des Emder Außenhafens und ist der Zugang zum Binnenhafen, der für[ds_preview] die Stadt an der Ems eine hohe Bedeutung hat. Sie wird von Schiffen mit einer Größe von bis zu 5.500BRZ genutzt. Größere Einheiten fahren durch die Große Seeschleuse in den Emder Hafen, die eine Länge von 260m und eine Breite von 40m hat und für bis zu 11,50m tiefgehende Seeschiffe ausgelegt ist. Während der Bauarbeiten an der Nesserlander Schleuse wurde der gesamte Schiffsverkehr in Emden über die Große Seeschleuse abgewickelt.

Umfangreiche Sanierung

Seit dem Jahr 2010 wird die Nesserlander Schleuse umfangreich saniert und modernisiert, nachdem sie bereits mehrere Jahre zuvor außer Betrieb gegangen war. Vor das alte Außenhaupt und das Binnenhaupt wurden außendeichs bzw. binnendeichs jeweils neue Schleusenhäupter mit Schiebetoren installiert, wodurch sich der Schleusenvorgang verkürzen soll. Dabei wurden die nutzbare Breite auf rund 18m, die Drempeltiefe auf NN -7,0m und die nutzbare Schleusenkammerlänge auf etwa 170m erweitert. Die Gesamterneuerung soll ein sturmflutsicheres Niveau von NN +7,50m gewährleisten und die Belange der modernen Binnen-, Küsten- und Sportschifffahrt berücksichtigen.

Die Schleusenerneuerung wurde von der Hafengesellschaft Niedersachsen Ports (NPorts) in Auftrag gegeben. Den Zuschlag für die Großsanierung bekam die ARGE Nesserlander Schleuse, bestehend aus den Unternehmen August Prien aus Bremen und Gebr. Neumann aus Emden. Für den Korrosionsschutz zeichnet die Firma Nietiedt aus Wilhelmshaven verantwortlich. Das Projekt wurde nach ZTV-W (Zusätzliche Technische Vertragsbedingungen – Wasserbau) ausgeschrieben, für besonders hohe Anforderungen an den Betonbau.

Nachdem in den Vorjahren vor allem die Sanierung der Schleusenkammer im Mittelpunkt stand und ein weiteres Hauptaugenmerk auf die Flutschleuse gelegt wurde, wurden im Herbst 2016 am Außenhaupt die beiden je rund 160t schweren neue Schleusentore eingesetzt. Dafür kam der Schwimmkran »Enak« zu Hilfe, die niederländische Firma Hollandia betreute das Vorhaben. Die Einheit wurde auch benötigt, um wenig später das 110t schwere Binnenhaupttor einzubauen. Damit war der größte Teil der Arbeiten an Außenhaupt und Binnenhaupt beendet.

Anfang dieses Jahres wurde die Betonsohle unter Wasser betoniert. Auch dies sei problemlos über die Bühne gegangen, so der Auftraggeber. Daran schloss sich der Aufbau der Betonwände an. Mitte dieses Jahres wurde schließlich die Brückenklappe installiert, der der Einbau der Pylone folgte. Die rund 14,50m hohen Pylone der Firma MCE aus Linz sind aus Stahl gefertigt und dienen als Auflage für die Waagebalken, mit denen bei einer Schleusung die 120t schweren Brückenklappe angehoben wird. Die Pylone selbst haben jeweils ein Gewicht von 55t. Beim Einsetzen kam ein Mobilkran zu Hilfe. In einem nächsten Schritt wurden die beiden Waagebalken eingesetzt, die, oberhalb der Brücke angebracht, zu deren Hebewerk gehören.

Schließlich ging es daran, die hydraulische und elektronische Ausrüstung der neuen Brücke vorzubereiten. Dafür mussten Schleuse und Brücke automatisiert und die Vorgänge in Einklang gebracht werden. Bis am Ende dieses Jahres nun das erste Schiff geschleust werden kann, stehen noch umfangreiche Testläufe an.

Holger Banik, Geschäftsführer der NPorts und der JadeWeserPort Realisierungsgesellschaft, zeigte sich erleichtert, dass die Arbeiten an dem Bauwerk in den vergangenen drei Jahren nach Plan verlaufen und keine zusätzlichen Kosten entstanden seien.

Größere Schleusen in ARA-Region

In den vergangenen Jahren wurden in den nordeuropäischen Häfen immer größere Schleusen in Auftrag gegeben, da die bestehenden Bauwerke nicht mehr zeitgemäß für die Ausmaße der heutigen und künftigen Schiffe waren. Derzeit wird in IJmuiden am Nordseekanal, dem Zugang zum Hafen Amsterdam, eine 545m lange, fast 70m breite und für bis zu 18m tiefgehende Einheiten vorgesehene neue Schleuse konstruiert. Die Inbetriebnahme ist für Ende 2019 geplant. Sie ist noch einmal größer als die 2016 in Antwerpen in Betrieb genommene Kieldrecht-Schleuse.

Auch in Terneuzen, am Eingang zum Gent-Kanal, gibt es seit längerer Zeit Pläne für ein neues Bauwerk. Nachdem sich die Entscheidung über Jahre hingezogen hat, soll die endgültige Auftragsvergabe demnächst erfolgen. Dem Vernehmen nach hat das Sassevaart-Konsortium, bestehend aus den Unternehmen Bam Infra, Dredging Environmental and Marine Engineering (DEME), Dredging International, Bam Contractors und Algemene Aannemingen Van Laere, gute Chancen, den Zuschlag zu erhalten. Der Baubeginn der 427m langen, 55m breiten und für mehr als 16m tiefgehende Schiffe vorgesehenen Schleuse soll noch in diesem Jahr erfolgen. Die Inbetriebnahme für das Jahr 2022 angesetzt.