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Die Container-Carrier gehen dem Weihnachtsgeschäft entgegen. Experten meinen aber, es könnte »zwei Weihnachten« geben, so groß sind die Unterschiede zwischen Europa und den USA.

Im bisherigen Jahresverlauf war eine deutliche Erholung im Containersegment festzustellen. US-Häfen wa[ds_preview]ren nie besser ausgelastet, gleichzeitig stiegen die Langzeitfrachtraten zwischen China und Nordeuropa im Jahresvergleich um 65%. Doch der wechselhafte Sektor sei bereits wieder in Bewegung, erklärt Patrik Berglund, CEO des Analysehauses Xeneta.

»Jetzt beginnt die wichtigste Zeit für die Carrier und ihre Kunden«, so Berglund. Traditionell mache der Handel 25 bis 40% seines Umsatzes im November und Dezember. Zuversicht auf Konsumentenseite und ein Arbeitsplatzwachstum in den USA seien gute Vorzeichen für die Industrie. Die in Washington DC beheimatete National Retail Federation sagt bereits voraus, dass die US-Containerimporte im Oktober um 13% gegenüber dem Vorjahreszeitraum zulegen sollen. Die Nachfrage sei beeindruckend stark, so Berglund, Europa sei aber eine andere Geschichte.

Eine Arbeitslosenquote von 9,1% in der Eurozone (4,3% in den USA) kombiniert mit dem Brexit und dem geringen Wachstum einiger Volkswirtschaften ließen den EU-Index für wirtschaftliche Zuversicht auf den tiefsten Stand seit 2009 sinken. Damit bleibt auch die Nachfrage niedrig. »Die geringe Zuversicht und schwache Nachfrage treffen natürlicherweise die Carrier«, sagt Berglund.

»Margen so dünn, dass jeder Cent einen Unterschied macht«

Die Auswirkungen seien bereits sichtbar. So habe Maersk kürzlich die Kapazitäten auf den Asien-Europa-Routen um 10% eingedampft und auch die Allianzen CKYH und G6 hätten jeweils eine ihrer Asien-Europa-Rotationen gestrichen. Zusätzlich zeigten Berichte, dass die Carrier zudem die Schiffe langsamer fahren ließen, um bis zu 10% Kraftstoff zu sparen – »ein Zeichen, dass die Margen so dünn sind, dass jeder gesparte Cent einen Unterschied macht«, sagt der Analyst.

»Solche Aktionen helfen, die Raten stabil zu halten und den Anschein eines noch gesunden Marktes zu erwecken. Allerdings ist das kaum mehr als eine kurzfristige Lösung in der Hoffnung, dass andere wirtschaftliche Faktoren zwischenzeitlich die Balance von Angebot und Nachfrage korrigieren. Aber es gibt natürlich keine Garantie, dass das passiert«, sagt Berglund.

Ratenentwicklung zeichnet ein klares Bild

»Es ist eine besorgniserregende Zeit für diejenigen, die europäische Häfen bedienen, sowie für die Speditionen, die auf verlässliche Services bauen. Die Ratenentwicklung zeichnet ein klares Bild davon.« Zwischen Mitte Juli 2017 und Ende September seien die Short-term-Raten für 40ft-Container zwischen Asien und Europa von 1.880 $ auf 1.633 $ gefallen, also um rund 10%. Gegenteilig die Entwicklung in den USA: Hier kletterten die Short-term-Raten im selben Zeitraum von 1.430 $ um 13% auf 1.611 $.

Die Unterschiede seien so groß, dass Maersk-CEO Søren Skou kürzlich gemeint habe, Weihnachten werde dieses Jahr nach Amerika, nicht aber nach Europa kommen«, so Berglund. In diesem dynamischen Umfeld seien so klare Aussagen aber schwierig.