Batterie, Siemens, Reedertag
Ausgebucht: der Siemens-Reedertag 2017 in der Panorama Lounge am St. Pauli Fischmarkt (Foto: Siemens)
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Als Reaktion auf verschärfte Umweltauflagen gewinnt die Batterietechnik immer mehr Bedeutung in der Schifffahrt. Beim jüngsten Siemens-Reedertag wurden allerdings auch andere alternative Antriebsarten diskutiert. 

Das Interesse an der Thematik ist groß: Für die fünfte Veranstaltu[ds_preview]ng, diesmal in der Panorama-Lounge des Fischerhauses in Hamburg St. Pauli, gab es mehr Anfragen als Plätze. »Fast bei jedem geplanten Neubau wird nach Möglichkeiten für den Einsatz von Batterien gefragt«, sagte Jan-Robert Oedegaard, Vertriebsingenieur im Siemens Schiffbauteam Norwegen.

Ampere
Die »Ampere« sorgte bei ihrer Indienststellung für Aufsehen

In Oedegaards Heimat Norwegen fördert der Staat großzügig den Einsatz sauberer Antriebstechnologie in der Schifffahrt. Gemeinsam mit der Werft Fjellstrand und der Reederei Norled hat Siemens dort die weltweit erste rein elektrisch betriebene Autofähre, die »Ampere«, entwickelt.

Für die Hochseeschifffahrt liege ein kompletter Umstieg auf Batteriebetrieb jedoch noch in weiter Ferne wegen der zu geringen Reichweite, des hohen Gewichts und des großen Platzbedarfs der Akkus. Aber das Umschalten von Diesel auf Batteriebetrieb in Küstennähe zur Einhaltung der Schadstoffgrenzen in Nord- und Ostsee sei schon jetzt eine Alternative zum Einbau von Scrubbern, heiß es. Auch zum Abfedern von Verbrauchsspitzen kann der Einbau von Batterie-Modulen interessant sein.

»Wir erleben eine unglaubliche Dynamik in der Batterietechnik«

Ralf Sternberg, Vertriebsleiter Schiffbau bei der Siemens AG in Deutschland.

Der Münchner Technologiekonzern will einer der Treiber sein und baut neuerdings selbst Lithium-Ionen-Batterien im norwegischen Trondheim. Damit knüpfe man an die eigene Geschichte an: Als erstes deutsches Schiff mit Elektromotor schipperte 1886 die im Auftrag von Siemens in Harburg gebaute »Elektra« bis zu 25 Passagiere mit 12 km/h über die Spree.

Vermeidung des »thermal runaway«

Die Batteriezellen für die Produktion in Trondheim werden von einem Zulieferer bezogen, Siemens setze Ingenieur-Know-how ein, um die Speichermedien speziell für den Schiffsbetrieb sicher und effizient zu gestalten, erläuterte Oedegaard. Um den gefürchteten »thermal runaway« – ein Ausbrennen der Batterie von Innen durch Überhitzung – zu vermeiden, erhalten sie einen Metallmantel mit einer integrierten Wasserkühlung, die an das Wassersystem des Schiffes angeschlossen wird.

Das komplette Modul wird in einen Schaltschrank eingeschoben, in dem die nötigen Schnittstellen bereits vorhanden sind. Jeder Schrank ist für bis zu zehn Module ausgelegt. Das einzelne Modul hat eine Leistung von sechs Kilowattstunden (kW/h). Besondere Herausforderungen für die Ingenieure sind unter anderem die elektromagnetische Verträglichkeit und Erschütterungen durch die Schiffsbewegungen, erklärte Oedegaard.

Strom bei der Hadag

Gerade deshalb mache es Sinn, Batterien selbst zu bauen und in die gesamte Energieversorgung eines Schiffes zu integrieren. Derzeit durchläuft die Neuentwicklung das strenge norwegische Zertifizierungsverfahren. Der Experte geht davon aus, dass die erste Fähre mit Siemens-Batterien im ersten Halbjahr 2018 in Norwegen in Betrieb genommen werden kann.

Die »Elbphilharmonie« verstärkt künftig die HADAG-Flotte im Hamburger Hafen
Die »Elbphilharmonie« verstärkt künftig die HADAG-Flotte im Hamburger Hafen. Foto: Thomas Wägener

Auch in Hamburg ist das Batterie-Thema angekommen: Das Seetouristik- und Fährdienstunternehmen Hadag setzt bei seiner Flotte für die Zukunft auf Strom. Mit der »Elbphilharmonie« wurde im Juni das erste Schiff mit diesel-elektrischem Antrieb von Siemens in Betrieb genommen. Weitere sollen folgen. Die Gründe dafür erläuterte Chefin Gabriele Müller-Remer: »Der diesel-elektrische Antrieb arbeitet sehr ruhig und leise und führt zu einem geringeren Verschleiß der Motoren. Da wir den öffentlichen Nahverkehr im Liniendienst bedienen, ist es für uns besonders wichtig, Ausfallzeiten zu vermeiden.« Auch Fahrgäste und Kapitäne seien hochzufrieden mit Fahrkomfort und Bedienfreundlichkeit der neuen Fähre.