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Die Fassmer-Werft aus Berne an der Unterweser kooperiert beim Neubau von Schiffen erstmals mit der Kieler Werft German Naval Yards.

In Kiel soll das weltweit erste seegängige Wracksuch- und Vermessungsschiff mit LNG-Antrieb gebaut werden. Am 20.Oktober war Baubeginn in Kiel. Der[ds_preview] 113 Mio. € teure Neubau soll Anfang 2020 an das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) ausgeliefert und als »Atair« in Dienst gestellt werden.

»Optimale Bedingungen für Zusammenarbeit«

Die Werft von der Weser hat durch Neubauten für die Bundespolizei, die Feuerwehr Hamburg und die DGzRS eine hohe Auslastung am Heimatstandort. Aus diesem Grund ging Fassmer für den Bau des ersten LNG-Forschungsschiffes auf Suche nach einem Partner. Nachdem Fassmer zuvor bereits von Werften in Polen und Russland Kaskos im Unterauftrag bekommen hat, wurde jetzt mit GNY erstmals ein deutscher Partner gefunden. »Wir haben uns für die Zusammenarbeit mit German Naval Yards entschieden, weil wir dort optimale Bedingungen für den Bau der neuen ,Atair’ haben«, sagt Christian Schmidt, Projektleiter der Fassmer Werft. Bei dem 74 Meter langen und 16,8 Meter breiten Neubau kann Schmidt bereits auf das Know-how zurückgreifen, das er 2015 beim Bau des LNG-Passagierschiffes »Helgoland« gesammelt hat.

Seit dem Brennstart der »Atair« am 20. Oktober ist Schmidt regelmäßig zu Besuch auf der Werft in Gaarden. »Kiel ist für mich persönlich auch ein Stück Heimat. Ich habe hier studiert«, sagt der Schiffbau-Ingenieur. Kurz vor dem Weihnachtsfest soll bereits die Kiellegung des Neubaus im Dock 8 der Kieler Werft erfolgen. Der Zeitplan sieht danach die Montage des Rumpfes mitsamt Einbau der Hauptmaschinen und der LNG-Technik mitsamt Tan vor. Zur Inbetriebnahme und Erprobung wird die neue »Atair« dann zur Weser überführt.

Bei der Kieler Werft ist die Freude über den Auftrag groß. »Wir freuen uns, dass wir als German Naval Yards an diesem außergewöhnlichen Projekt mitwirken können. Wir werden Fassmer beim Bau des ersten LNG-betriebenen Forschungsschiffes unterstützen«, sagt ein Sprecher der Werft. Im Dock 8 war gerade eine Megajacht ausgedockt worden. »Das ist ein gutes Beispiel dafür, dass Werften in Deutschland anspruchsvolle Projekte gemeinsam umsetzen können«, so der Sprecher weiter. Die zur Nobiskrug-Gruppe gehörende Kieler Werft hat mit dem Bau moderner Korvetten für Israel einen weiteren Auftrag in der Vorbereitung. Die »Atair« schließt eine Lücke zwischen dem Yachtneubau 790 und den israelischen Korvetten, die mit der Kieler Werft TKMS als Partner gebaut werden.

Kooperation hat Tradition

Der Neubau für das BSH soll auch die Anforderungen für das Umweltzeichen »Blauer Engel« erfüllen, so das BSH. »Die neue ,Atair“ wird das weltweit erste seegängige Behördenschiff mit LNG-Antrieb werden«, sagt Susanne Kehrhahn-Eyrich, Sprecherin des Bundesamtes. Das Schiff verfüge über eine umfangreiche wissenschaftliche Ausrüstung mit Nass- und Trockenlaboren, Arbeitsdeck, Winden und Heckgalgen. Einsatzschwerpunkt wird wie bei der alten „Atair“ die Nord- und Ostsee sowie der Nordostatlantik. Die Größe des Schiffes ist auch ein Grund, weshalb die Werft von der Weser Kontakt nach Kiel sucht. »Die Fertigungsanlagen bei uns in Berne sind ausgelastet«, so Projektleiter Schmidt. Kooperationen mit Werften von der Weser haben in Gaarden bereits Tradition. So wurden in den 80er- und 90er-Jahren von HDW und AG Weser gemeinsam Containerschiffe gebaut. Beim Bau der Megajacht »Octopus« arbeiteten die Bremer Lürssen Werft und HDW zusammen.

BSH hat Vorbildfunktion

Die »Atair« soll für die Behördenschiffe in Deutschland neue Maßstäbe beim Umweltschutz setzen. Die Wahl auf LNG als Treibstoff ist nicht ohne Grund gefallen. »Als BSH haben wir auch eine Vorbildfunktion«, sagt die Sprecherin der Behörde. Der Kiel für die „Atair“ soll im Dezember gelegt werden. Danach wird das Schiff bis Ende nächsten Jahres montiert und bereits ausgerüstet. (FB)