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Paukenschlag bei Marenave: Der Aufsichtsrat hat den bisherigen Alleinvorstand Ole Daus-Petersen mit sofortiger Wirkung abberufen. Nachfolger wird Bernd Raddatz – bisher Prokurist der Gesellschaft.

Bei Marenave war unmittelbar zuvor der Aufsichtsrat neu besetzt worden. Für die zur[ds_preview]ückgetretenen Bernd Zens (Vorstand DEVK) und Henning Winter (ehemals Deutsche Schiffsbank) rückten der Wirtschaftsprüfer Björn Hagedorn und David Landgrebe (bis Ende Oktober Vorstand der Ernst Russ AG) ins Kontrollgremium ein.

Damit hat die Ernst Russ AG, die sich Ende September in einem Machtkampf um die künftige Ausrichtung der Schifffahrts-AG gegen die Offen-Gruppe und den Gesellschafter DEVK durchgesetzt hatte, den Aufsichtsrat wieder komplettiert und zudem ausschließlich mit eigenen Leute besetzt. Im September waren bereits Jens Mahnke, CEO der Ernst Russ AG, sowie der Jurist und Ex-Banker Michael Schmidt-Dencker gewählt worden.

Marenave, Vorstand, Ole Daus-Petersen
Ole Daus-Petersen

Kaum beschlussfähig, hat das nun vierköpfige Gremium den Marenave-Alleinvorstand Ole Daus Petersen vor die Tür gesetzt und den bisherigen Prokuristen Bernd Raddatz zum Nachfolger ernannt. Daus-Petersen hatte sich, so wird im Markt gemunkelt, in dem zurückliegenden Streit auf die falsche Seite geschlagen – und muss nun gehen.

Marenave ist nach dem Abverkauf der gesamten Flotte (13 Schiffe) zur Begleichung von Bankschulden und der erfolgreichen Enthaftung zwar eine leere, aber offenbar begehrte »Hülle«. Eine Aktiengesellschaft nach deutschem Recht, die als Asset-Plattform geeignet wäre, um dort künftig Schiffe zu platzieren und Investoren anzulocken.

Die Ernst Russ AG hatte sich in den zurückliegenden Monaten knapp 30% der Anteile an der Marenave Schiffahrts AG gesichert und war damit zum wichtigsten Gesellschafter geworden, ohne dessen Zustimmung keine wichtigen Beschlüsse mehr gefällt werden können.

Ebenso wie Ernst Russ wollte sich im Spätsommer auch die Investorengemeinschaft aus CPO Investments von Claus-Peter Offen und der Eisenbahnerversicherung DEVK den Zugriff auf die seit 2006 an der Hamburger Wertpapierbörse gelistete Reederei sichern. Bei der Hauptversammlung Ende September kam es dann zum Showdown. Vordergründig ging es um eine Kapitalherabsetzung, in Wahrheit aber vermutlich um die künftige Besetzung des Aufsichtsrates und damit um die Kontrolle über die AG.

Durchgesetzt hatte sich am Ende Ernst Russ, die Offen-Gruppe und die DEVK kündigten daraufhin die Investorenvereinbarung auf. Der im Februar verkündete Plan sah eine »anfängliche Mindestfinanzierung« in Höhe von 2 Mio. € für Marenave vor. Je nach Projektverlauf sollten weitere 14 Mio. € hinzukommen. Im Gegenzug sollten Positionen im Aufsichtsrat und im Vorstand von der Offen-Gruppe besetzt werden.

Der neue Alleinvorstand Raddatz solle nach der erfolgten finanziellen Restrukturierung nun auch die wirtschaftliche Restrukturierung bei Marenave vorantreiben, heißt es. Was genau damit gemeint ist, bleibt vorerst offen. »Bestehende Gespräche und Verhandlungen werden fortgesetzt und intensiviert, um den Aktionären baldmöglichst Konkreteres vorlegen zu können«, sagte Raddatz in einer ersten Stellungnahme nach seiner Ernennung.