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Der Hamburger Hafen droht in seiner Entwicklung weiter hinter seine Hauptwettbewerber zurückzufallen. Um dem entgegenzuwirken, sieht der Unternehmensverband Hafen Hamburg (UVHH) insbesondere Handlungsbedarf beim Ausbau der Infrastruktur.

Insgesamt sind im Hamburger Hafen in den e[ds_preview]rsten drei Quartalen dieses Jahres 104,3 Mio. t umgeschlagen worden, 0,5 % weniger als im Vergleichzeitraum 2016. Der Containerumschlag ist währenddessen um 0,4 % auf 6,75 Mio. TEU gestiegen. »Wir waren schon besser«, sagte Gunther Bonz, Präsident des UVHH bei einem Pressegespräch in Hamburg. Die Konkurrenz in Rotterdam (+10 %) und Antwerpen (+3 %) habe deutliche Zuwächse erzielt. Hamburg indes habe in der Nordrange Anteile verloren.

Den Hauptgrund sieht Bonz in der noch immer nicht erfolgten Fahrinnenanpassung der Elbe. Dadurch sei Ladung verloren gegangen. »Es ist fünf vor zwölf. Wenn die Fahrinnenanpassung inklusive der Begegnungsbox nicht zügig realisiert wird, stoßen wir an physische Grenzen«, mahnt er. Das liege auch an der wachsenden Zahl von Schiffen über 18.000 TEU. Pro Tide kämen teilweise bis zu drei Einheiten dieser Größe. Damit werde das Tidefenster bereits bis an die Grenze ausgenutzt. Ferner müsste der Nord-Ostsee-Kanal schneller ausgebaut werden. Da es immer wieder Probleme mit den Schleusen gebe, sei ebenfalls Ladung verloren gegangen. Der niedrige Bunkerpreis würde darüber hinaus Direktanläufe in die Ostsee beschleunigen.

Schwierige Bedingungen für Schwerlastverkehre

Große Probleme bereiten Bonz zufolge mittlerweile auch die Schwerlastverkehre im Hafen. Viele Brücken seien nicht mehr schwerlastfähig. Darüber hinaus würden die Genehmigungsprozesse immer langwiriger und komplizierter. Teilweise müssten bis zu 34 Genehmigungen eingeholt werden und die Anträge bis zu vier Wochen vorher gestellt werden, verdeutlichte Bonz. In anderen Häfen wie Antwerpen – laut Bonz der Gewinner bei den Schwerlastverkehren – liefen die Prozeese deutlich schneller und einfacher ab.

Neben einer Verkürzung der Planungs- und Genehmigungsprozesse beim Infrastrukturausbau fordert der UVHH auch eine Personalaufstockung in den Behörden. Eine weitere Forderung ist eine »länderübergreifende Zusammenarbeit und Koordinierung des Infrastrukturausbaus.« Nochholbedarf sieht der Verband auch bei der Zollabfertigung. Auch hier gelte es, Personal aufzustocken und die Abläufe durch Digitalisierung zu vereinfachen.

Ein ganz wichtiger Faktor ist für Bonz zudem die Anpassung des deutschen Umsatzsteuergesetzes an die europäische Mehrwertsteuer-Systemrichtlinie.

Der UVHH-Präsident nimmt insbesondere die Politik in die Pflicht: »Die allgemeine und öffentliche Infrastruktur im Hafen, wie Straßen, Schienen- und Wasserwege sowie Hafenbecken sind eine staatliche und daher steuerfinanzierte Aufgabe. Deshalb muss die Stadt auch im eigenen Interesse seiner Daseinsvorsorge nachkommen und die Hamburg Port Authority (HPA) mit ausreichend Finanzmitteln ausstatten, damit diese die öffentlichen Verkehrswege im Hafen instand halten und den verkehrlichen Erfordernissen anpassen kann.« Die Hafenwirtschaft übernehme bereits heute Aufgaben, die in Teilbereichen von der öffentlichen Hand finanziert werden müssten.

Trotz der weiterhin schwierigen seewärtigen Erreichbarkeit sprechen die besseren wirtschaftlichen Perspektiven laut Bonz künftig dennoch für eine positive Umschlagentwicklung im Hamburger Hafen. Für dieses Jahr prognostiziert der UVHH-Präsident einen Gesamtumschlag von etwa 138 Mio. t. Gütern und rund 9 Mio. TEU.