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Die Branche blickt wieder zuversichtlicher in die Zukunft. Das ist das Ergebnis einer Umfrage bei Besuchern und Ausstellern der SMM, der Weltleitmesse der maritimen Wirtschaft.

Den sogenannten SMM Maritime Industry Report, hat die Hamburg Messe und Congress (HMC) zusammen mit de[ds_preview]m Marktforschungsunternehmen mindline angefertigt. Mehr als 2.500 Teilnehmer aus 69 Ländern, der Großteil davon in führenden Positionen der maritimen Wirtschaft, haben sich laut HMC an der Befragung beteiligt. Teilnehmer waren Akteure von Reedereien, Schiffbauunternehmen und Zulieferbetrieben aus aller Welt. Neben Einschätzungen zur wirtschaftlichen und technologischen Entwicklung wurde auch nach geplanten Investitionen gefragt.

Rund drei Viertel (74 %) der Befragten sind SMM-Besucher, ein Viertel (24 %) Aussteller.
Knapp jeder fünfte (19 %) Befragte ist bei Reedereien tätig, 13 % bei einem Werftunternehmen, der Großteil (67 %) bei einem Zulieferunternehmen. Der Großteil 72 % der Teilnehmer haben in ihrem Unternehmen eine Führungsposition inne, rund zwei Drittel (65 %) treffen allein oder im Team Investitionsentscheidungen.

Erstmals wurde auf Basis der Umfrage-Ergebnisse der »Maritime Industry Score« berechnet, der die Geschäftserwartungen von Reedereien, Werften und Zulieferunternehmen abbildet. »Wir wollen das Geschäftsklima künftig regelmäßig abfragen und damit mehr über die Stimmung in der Branche erfahren«, sagt Claus Ulrich Selbach, Geschäftsbereichsleiter Maritime und Technologiemessen bei der HMC.

Claus Ulrich Selbach will den SMM Maritime Industry Report künftig etablieren
Claus Ulrich Selbach will den SMM Maritime Industry Report künftig etablieren. Foto: HMC

Nach einer inzwischen neun Jahre andauernden Durststrecke würden die Ergebnisse der aktuellen Befragung auf einen gewissen Grundoptimismus in der maritimen Industrie hindeuten, wenngleich die Akteure einen weiteren Konsolidierungsprozess in der Branche erwarten. Der »Maritime Industry Score« erreicht laut dem Messeveranstalter insgesamt einen Wert von 54,6 Punkten, wobei die Schifffahrt mit 33,2 Punkten deutlich hinter dem Schiffbau (47,1 Punkte) und der Zulieferindustrie (61,9 Punkte) zurückbleibt. Die Zahl spiegele das Verhältnis von positiven und negativen Wachstumserwartungen wider, hieß es. Der auffällig positive Wert zeige, dass die Branche Licht am Ende des Tunnels sehe, sagen die Initiatoren der Umfrage.

Reeder wollen wieder investieren

Hoffnung gebe es auch bei den Reedern. Offensichtlich würden die Wachstumsaussichten von einem Teil der Akteure optimistisch eingeschätzt, denn die Bereitschaft zu Investitionen steige. Das mache ein Ergebnis der Umfrage deutlich: So hielten es 20 % der befragten Entscheidungsträger für sehr wahrscheinlich und weitere 12 % für wahrscheinlich, dass sie innerhalb der kommenden zwölf Monate neue Schiffe bestellen werden. »Das ist insbesondere deshalb erstaunlich, weil der Wert weit über dem üblichen Erneuerungsbedarf der Flotte liegt«, kommentiert Max Johns, Geschäftsführer des Verbands Deutscher Reeder (VDR).

LNG und Hybridlösungen im Fokus

Als Folge des Inkrafttretens der Ballastwasserkonvention der Internationalen Seeschifffahrts-Organisation Anfang September 2017, wollen 54 % der befragten Reedereimanager ihre Schiffe mit entsprechenden Anlagen nachrüsten. Strengere Umweltregularien bringen auch Bewegung ins Thema Schiffsantrieb. Neben herkömmlichen Brennstoffen rückt dabei LNG immer stärker in den Fokus der Branche. Für 44 % der Befragten sei Flüssigerdgas die erste Wahl, wenn sie über künftige Orders nachdenken.

Auch Hybridlösungen in Kombination mit Marinediesel stünden hoch im Kurs. »An der maritimen Energiewende geht kein Weg vorbei. Die zunehmenden Bestellungen und Nachrüstungen zeigen, dass sich LNG mehr und mehr durchsetzt. Die Zukunft der emissionsarmen Schifffahrt hat längst begonnen«, sagt Reinhard Lüken, Hauptgeschäftsführer des Verbandes für Schiffbau und Meerestechnik (VSM). Auch die Zulieferindustrie räumt LNG mit 49 % die größten Chancen ein.

VSM Reinhard Lüken
Reinhard Lüken sieht LNG in der Schifffahrt im Kommen. Foto: VSM

Ebenfalls im Fokus steht das Thema »Autonome Schifffahrt«: Demnach gaben 36 % der Reedereiverantwortlichen an, darin eine Zukunft der Handelsschifffahrt zu sehen. 90 % der Befürworter glauben, dass ein Einsatz unbemannter Schiffe schon in 20 Jahren zum Alltag gehören wird. »Hier hat es einen enormen Schub gegeben«, sagt VDR-Geschäftsführer Johns. Der angegebene Zeithorizont sei gemessen an der durchschnittlichen Lebensdauer eines Schiffes sehr überschaubar.