Die Leasing-Arm der chinesischen Bank of Communications (BoComm) will das Geschäft mit deutschen Reedern ausbauen. Man entwickle derzeit weitere Geschäfte, erklärte Chi Chao, Executive Manager für die Hamburg-Niederlassung, heute auf dem 21. HANSA-Forum »Schifffahrt | Finanz[ds_preview]ierung«.
Bislang wurden drei Projekte in Deutschland realisiert – alle aus dem Containersegment–, man sei aber in Gesprächen über weitere Transaktionen. Betroffen sind überwiegend bereits existierende Schiffe. »Seit etwa zwei Jahren haben wir keine Neubaufinanzierung für Containerschiffe mehr gemacht«, so Chi Chao.
Die Schifffahrt ist bei der BoComm einer der fünf Geschäftspfeiler, zu denen auch Luftfahrt, Automobil, Infrastruktur und Medical / Printing Equipment gehören.
Laut Chi Chao zählt BoComm Leasing mit Hauptsitz in Shanghai zu den Pionieren in der chinesischen Leasing-Branche. Aktuell umfasst das gesamte Leasing-Portfolio rund 30 Mrd. $.
70 % Europa – 50 % Containerschiffe
Auf die Schifffahrt entfallen dabei bereits rund 7 Mrd. $. Mehr als 1.600 Schiffe seien bislang finanziert worden. Dabei geht es nicht nur um Neubauten, »über 50 % sind Sales-and-Lease-Back-Transaktionen«, erläuterte Chi Chao. Anders als man angesichts der oft kolportierten inner-chinesischen Kooperationen meinen könne, liegt der mit Abstand größte Anteil des Geschäfts in Europa: Derzeit sind es 70 %, darunter prominente Namen wie Maersk, MSC, CMA CGM, Stena. Auf China entfallen »lediglich« 10%, weitere 20 % auf das übrige Asien.
Aufgeteilt nach Segmenten fällt die Dominanz der Containerschifffahrt auf, die 50% des Schifffahrtsgeschäfts von BoComm ausmacht. Als zweitwichtigster Markt gelten Tanker mit 30% Anteil. Jeweils 10 % machen Bulker und »Andere« wie Gas-Carrier, Kreuzfahrtschiffe, RoPax-Einheiten und Bagger aus.
Carsten Stellamanns von der Kanzlei Dabelstein & Passehl zeigte sich ebenfalls überzeugt, dass das Modell »Chinese Leasing« großes Potenzial auch für deutsche Akteure birgt. Ein Vorteil seien die relativ geringen Kapitalanforderungen. Allerdings lassen sich noch einige Unternehmen abschrecken. »Vielfach gibt es die Vorstellung, dass nur besonders große Unternehmen und große Projekte für chinesische Leasing-Gesellschaften interessant sind, doch das ist nicht der Fall«, so Stellamanns.
Derzeit wird ein Wachstum solcher Projekte aber durch die Bedingungen am Schifffahrtsmarkt erschwert. »Vor allem die beschränkte Verfügbarkeit von langfristigen Zeitchartern fehlt. Die braucht es aber für ein derartiges Leasing-Geschäft. Wenn der Markt wieder anzieht, gibt es auch für deutsche Unternehmen wieder mehr Möglichkeiten«, sagte der Berater.
Man sei nicht nur auf »große Player« fokussiert, sondern sei offen für alle Arten von Kunden und Schiffen, ergänzte auch Chi Chao. Nach ABN Amro und Chinas Export-Import-Bank CEXIM rangiert BoComm dem Manager zufolge für 2016 auf Platz 3 der Finanzierer im Neugeschäft für die Schifffahrt. In Europa arbeite man nicht nur mit Reedereien, sondern auch mit Maklern, Werften, Klassifikationen und Banken zusammen.
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