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Nach dem offiziellen Closing der Übernahme legen Maersk und Hamburg Süd großen Wert auf die Wahrung der deutschen Marke. Die deutsche Flagge dürfte indes unter der Transaktion leiden.

Seit gestern gehört die Hamburg Süd- Gruppe – inklusive Deutschlands zweitgrößter Containerlinienreederei – zu dem dänischen Branchenprimus Maersk Line. Ziemlich genau ein Jahr lang hatte man den Abschluss der Transaktion vorbereitet, unter anderem mit Due Diligence und der Beantragung von kartellrechtlichen Genehmigungen in über 40 Ländern. Dabei gab es durchaus Probleme, wie erst vor wenigen Tagen in Südkorea.

Vespermann, Toft, Maersk, Hamburg Süd
Arnt Vespermann und Soren Toft (Foto: Hamburg Süd)

»Wir sind stolz, ein Teil der Nummer 1 werden zu dürfen«, sagte jetzt Arnt Vespermann, der Ottmar Gast als CEO der Hamburg Süd ablöst. Vespermann bereits seit 18 Jahren bei der Hamburg Süd und seit 2009 Mitglied der Geschäftsführung. Gast fungiert künftig als Beiratsvorsitzender. In dem Gremium vertreten ist zudem Søren Toft, Executive Vice President and Chief Operating Officer des Konzerns A.P. Moller – Maersk. »Heute ist ein historischer Tag für uns. Wir werden uns gegenseitig ergänzen«, sagte er. Weitere Mitglieder des Executive Boards der Hamburg Süd seien von nun an Frank Smet als Chief Commercial Officer (CCO), der bereits seit 2012 Mitglied der Geschäftsführung ist, sowie Jakob Wegge-Larsen als neuer Chief Financial Officer (CFO).

Größe entscheidend

Toft wiederholte die Erwartung von 350 bis 400 Mio. $ Synergieeffekten. Die Hamburg Süd-Schiffe würden regulär in die 2M-Allianz mit MSC eingebracht, allerdings soll diese in Südamerika nicht erweitert werden. Dort vereinen Maersk und Hamburg Süd künftig 35 % Marktanteil. Im Weltmarkt sind es 19 %, dank über 770 (eigenen und eingecharterten) Schiffen und 4,15 Mio. TEU Kapazität.

Maersk, Hamburg Süd
Das Netzwerk von Maersk und Hamburg Süd (Quelle: Hamburg Süd)

»Die Skaleneffekte bringen uns auch auf der Kostenseite voran. Es gibt Bereiche, in denen ist Größe tatsächlich entscheidend ist.« Im vergangenen Jahr war die deutsche Reederei trotz der Krise gewachsen, für 2017 ist eine weitere Umsatzsteigerung eingeplant. Das Transportvolumen dürfte um rund 6% zulegen, hieß es.

»Wir haben in der Vergangenheit Fehler gemacht. Das werden wir in diesem Fall nicht tun.«

Soren Toft

Vespermann und Toft betonten, dass Hamburg Süd ein »kommerziell unabhängiges Unternehmen mit eigenem Vertrieb und Marketing, Kundenservice sowie eigenen unterstützenden Bereichen, wie beispielsweise IT, Personal sowie Finanz- und Rechnungswesen« bleibt. Auch die Marke selbst soll erhalten werden. »Wir haben in der Vergangenheit auch Fehler gemacht, unter anderem, dass wir die Marken von übernommenen Unternehmen zu schnell vom Markt genommen haben. Das werden wir in diesem Fall nicht tun«, so Toft.

Keine Neubauten & Flaggenwechsel

Im Wettlauf um die größten Containerschiffe der Welt will Maersk auch nach der Übernahme vorerst nicht erneut einsteigen. Man plane derzeit keine Neubauten, sagte Toft. Maersk selbst hat noch rund zehn Schiffe im Orderbuch, sowohl aus der 19.000-TEU- als auch aus der 14.000-TEU-Klasse.

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Das Eigentum an den 48 eigenen Schiffen der Hamburg Süd wechselt zu Maersk-Gesellschaften. Das dürfte unter anderem Einfluss auf die Flaggenführung haben. Aktuell führen 12 der traditionell roten Frachter die deutsche Flagge, insgesamt 60% fahren unter europäischen Flaggen. »Wie es weitergeht wird sich zeigen, aber ich halte es für unwahrscheinlich, dass die zwölf Schiffe weiterhin unter deutscher Flagge fahren«, sagte Vespermann.

13 % Jobabbau möglich

Für die Kunden könne nun ein weit besseres Angebot gemacht werden, so die beiden Manager. Auch die südkoreanische Vorgabe, aus einigen Kooperationen aussteigen zu müssen, sei positiv, so Vespermann. Schließlich sei man als Hamburg Süd nun nicht mehr auf Partner angewiesen, sondern könne mit Maersk nun eigene Direktdienste anbieten. Auch die Transitzeiten würden verkürzt, was unter anderem beim für Südamerika wichtigen Reefer-Transport ein wichtiger Faktor sei.

Bei der Integration wollen sich die neuen Kollegen Zeit lassen, möglicherweise ist der Prozess erst im dritten oder vierten Quartal abgeschlossen. Zwar legen die Dänen großen Wert auf das Knowhow der deutschen Mitarbeiter. Auch ist eine Zusammenlegung mit der Hamburger Niederlassung der Maersk Line nicht geplant. Einen Stellenabbau wird es aber dennoch geben. 131 der rund 1.000 Jobs bei Hamburg Süd sind betroffen, die Verhandlungen mit dem Betriebsrat laufen noch.

Tramp-Töchter bleiben erhalten

Die Tramp-Töchter der Hamburg Süd sollen ebenfalls weitergeführt werden, trotz der Maersk-Strategie, sich immer stärker auf den Containermarkt zu fokossieren. Das Produktangebot der brasilianischen Aliança mit ihrem Fokus auf den Cabotageverkehr wird unverändert weitergeführt, und die in der Trampschifffahrt aktiven Töchter Rudolf A. Oetker (RAO), Aliança Bulk (Aliabulk) und Furness Withy Chartering sowie die Hamburg Süd Reiseagentur setzen ihren Geschäftsbetrieb den Angaben zufolge ebenfalls fort.

Genau vor einem Jahr hatte der bisherige Eigentümer der Hamburg Süd, die Dr. August Oetker KG, bekannt gegeben, nach rund 80 Jahren aus der Schifffahrt auszusteigen und die Hamburg Süd an Maersk zu verkaufen.