Die Bremer Reederei Hanseatic Lloyd hat ihre komplette Flotte von vier Containerschiffen an Navios Maritime Containers verkauft. Preis: 96,8 Mio. $.
Noch Ende vergangener Woche war Navios-Chefin Angeliki Frangou auf dem 21. HANSA-Forum als Keynote-Rednerin aufgetreten. Eine ihrer Thesen: Investieren im Zyklus. Ihr jüngstes Unternehmen, Navios Maritime Containers, war da längst aktiv geworden.
Die in Oslo platzierte Asset-Plattform hat der Bremer Reederei Hanseatic Lloyd alle verbliebenen Containerschiffe abgekauft. Es handelt sich dabei um vier traditionelle Panamax-Schiffe von je 4.730 TEU, die dem Vernehmen nach über gut dotierte Charterverträge von 27.156 $/Tag mit CNC Line (Taiwan), Teil von CMA CGM, mit Laufzeiten bis in die Mitt-2020er Jahre verfügen. Das erklärt auch den relativ hohen Preis von jeweils 24,2 Mio. $, der Analysten zufolge in Summe rund 15 Mio. $ über dem derzeitigen Marktwert liegt.
Die vier Schiffe »APL Atlanta«, »APL Los Angeles«, »APL Denver« and »APL Oakland« waren 2004 in China bestellt und 2008 als »HLL Adriatic«, »HLL Caribic«, »HLL Pacific« and »HLL Arctic« abgeliefert worden. Sie gingen zunächst in eine 12-Jahres-Charter mit APL, die jedoch bei der Übernahme durch CMA CGM 2016 aufgekündigt worden waren.
Die »APL Denver« sei bereits übergeben worden, teilte Navios Maritime Containers mit. Die Containerflotte der Navios-Gruppe steigt damit auf insgesamt 39 Einheiten, darunter allein jetzt 20 Schiffe (84.520 TEU) bei Navios Maritime Containers. Die Container-Tochter hatte zuvor die 14 Einheiten des insolventen Rickmers Maritime Trust (RMZ) für 113 Mio. $ sowie zwei weitere Schiffe (»Jules Verne«, 4.250 TEU und »Sui Tai Rickmers«, 4.250 TEU) für 19,8 Mio. $ aus dem Second-Hand-Markt übernommen.
Das Investment Vehicle gehört zu 45% anderen Gesellschaften der Navios Group, die restlichen 55% der Anteile werden über den OTC-Markt in Oslo gehandelt. Ende August waren Anteile zum Stückpreis von 5 $ für insgesamt 30 Mio. $ verkauft worden. Gleich im ersten operativen Quartal (Juli–September) hatte das Unternehmen einen bereinigten Vorsteuer-Gewinn (EBITDA) in Höhe von 7 Mio. $ sowie einen Netto-Gewinn von 531.000 $ verbucht.
Mit dieser Transaktion setzt such der Ausverkauf der deutschen Flotte fort. Zuvor hatten sich unter anderem Reedereien wie Oskar Wehr oder Hartmann bereits komplett aus der Containerschifffahrt zurückgezogen. Hanseatic Lloyd hatte zur Blütezeit 24 Einheiten im Management, dazu sieben Tanker.